Äußerst erfreuliche Bilanz |
01.11.1999 00:00 Uhr |
Drei Aspekte beherrschten die diesjährige Bilanzpressekonferenz der Sanacorp Pharmahandel AG: Die wirtschaftliche Entwicklung des Großhändlers, die Erwartungen an die Gesundheitsreform und vor allem der neueste Stand zum Ausbau der Herba-Chemosan-Beteiligung.
Mit einem Bruttoumsatzwachstum von 9,7 Prozent lag die Sanacorp knapp über der allgemeinen Marktentwicklung, die sich im Zeitraum Juli 1998 bis Juni 1999 auf 9,5 Prozent belief. Aber nicht die Umsatzentwicklung, sondern insbesondere auch das Ergebniswachstum sei angesichts des intensiven Wettbewerbs im Pharmahandel ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis, betonte Vorstandsvorsitzender Dr. Jürgen Brink. Der Nettoumsatz der Sanacorp Pharmahandel AG hätte im letzten Geschäftsjahr 3.884,2 Mio. DM erreicht. Dies entspreche einem Netto-Umsatzwachstum von 9,4 Prozent. Nach der eher gedämpften Entwicklung der letzten Jahre sei dies eine doch sehr erfreuliche Entwicklung. Der Personalstand im Teilkonzern zum Bilanzstichtag 1998/99 habe sich gegenüber dem letzten Geschäftsjahr nochmals leicht von 3026 auf 2941 reduziert. Dr. Jürgen Brink sprach von einer "äußerst erfreulichen Bilanz" des Unternehmens zum Jubiläumsjahr. Mit 3,40 (Vorjahr 3,24) DM je Aktie habe das Unternehmen das beste Ergebnis seiner Geschichte erzielt. Die Dividende solle mit einer vorgeschlagenen Ausschüttung von 1,65 DM je Vorzugsaktie dennoch gegenüber dem Vorjahr unverändert bleiben. Mit der Aktienkursentwicklung seines Unternehmens ist der Vorstand nicht zufrieden. Die sehr positive Geschäftsentwicklung habe kaum Einfluss auf die Börsennotiz, bedauerte Dr. Brink.
Keine Rabattschlachten
Für das neue Geschäftsjahr 1999/2000 erwarte das Unternehmen ein Umsatzwachstum zwischen drei und vier Prozent "ohne dass wir uns an den Rabattschlachten beteiligen", die vor allem in den neuen Bundesländern heftig tobten. Wegen der "aktuellen gesundheitspolitischen Irritationen" sei der Umsatz in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres nur um gut ein Prozent gewachsen, das Ergebnis vor Steuern sogar von 11,2 Millionen auf 6,5 Millionen DM gefallen. Dennoch glaubt Brink, im gesamten Geschäftsjahr wieder ein Ergebnis vor Steuern auf Vorjahrsniveau in Höhe von gut 51 Millionen DM erzielen zu können. Der Optimismus habe vor allem zwei Ursachen: Zum einen scheitere die geplante Gesundheitsreform angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat. Außerdem sieht Brink weitere Rationalisierungsreserven im Unternehmen, die verbunden mit einem geschätzten Marktwachstum von 3 bis 4 Prozent und einer Marktanteilssteigerung die ehrgeizige Zielsetzung von rund 50 Millionen DM Ergebnis vor Steuern erreichbar erscheinen lassen.
Herba: Neuester Stand
1996 habe Sanacorp auf ausdrücklichen Wunsch der österreichischen Herba-Chemosan-Apotheker-AG (Wien) 27 Prozent der Anteile übernommen, um eine geplante Übernahme durch die Gehe AG abzuwehren. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hätten österreichische Apotheker der Sanacorp zahlreiche Aktien zum Kauf angedient, die bei Eintragung eine Mehrheit an diesem Unternehmen ermöglichten. Ende Oktober habe die Sanacorp ihre Beteiligung auf etwas über 51 Prozent ausgebaut. Von diesen 51 Prozent seien 31,5 Prozent in das Aktienbuch der Gesellschaft eingetragen, 6,2 Prozent der Aktien wären zur Eintragung dem Vorstand der Herba-Chemosan vorgelegt worden, seien aber noch nicht eingetragen. Weitere 13,3 Prozent der Aktien befänden sich darüber hinaus physisch im Besitz der Sanacorp, einschließlich der Eintragungserklärung der Verkäufer zu Gunsten der Sanacorp Pharmahandel AG.
Die trotz der Vinkulierung festgestellte erhebliche Fluktuation der Herba
Chemosan-Anteile mache für Sanacorp den Kauf der angedienten Aktien erforderlich, um das
strategische Investment der Sanacorp zu sichern. Der Eintritt des Mitwettbewerbers
beweise, dass dieser Schritt richtig sei. Aufgrund des notwendigen Zukaufs erwiesen sich
jedoch die bislang anvisierten Kooperationsmodelle als sehr schwierig, so dass der Erwerb
einer Mehrheitsbeteiligung an dieser Gesellschaft sinnvoll erscheine, bei Einräumung
weitgehender Rechte für die österreichischen Apotheker, um den apothekerbestimmten
Charakter des Unternehmens zu erhalten, betonte Brink. Abschließend hoffe er, dass sich
die Stimmungslage in Zukunft "zu unseren Gunsten verändern wird". Das Angebot
an die Herba-Chemosan gelte jedenfalls zunächst bis 30. Juni 2003. Die
Finanzierungskosten seien ohne weiteres tragbar. Man habe in einer solchen Situation
genügend Geduld. Ein weitgehender Einfluss der österreichischen Apotheker auf die
Herba-Chemosan könne gerade in Kooperation mit der Sanacorp gesichert werden. Immer mehr
österreichische Apotheker würden diesen Vorteil zu schätzen wissen.
© 1999 GOVI-Verlag
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