Kanada will gegen Bayer-Patent verstoßen |
22.10.2001 00:00 Uhr |
Auch die US-Regierung will einem Zeitungsbericht zufolge den Patentschutz für das erste, seit August 2000 in USA für die Indikation Lungenmilzbrand zugelassene Antibiotikum derzeit nicht aushöhlen. Gesundheitsminister Tommy Thompson habe den Vorschlag des Senators Charles Schumer, den Patentschutz zu lockern, zurückgewiesen, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am 19. Oktober. Die US-Regierung wolle allerdings weitere Antibiotika zulassen, die zur Behandlung von Milzbrand eingesetzt werden können. Das US-Patent für Ciprobay läuft erst Ende 2003 aus. Wie Spiegel online zusätzlich berichtete, prüft die Food and Drug Administration (FDA) derzeit, ob auch andere Antibiotika, wie Penizillin und Doxizyklin, als Anthrax-Medikamente kurzfristig zugelassen werden können. Von diesen Wirkstoffen existierten bereits Generika auf dem US-Markt, so dass eine Ausweitung der Produktion relativ einfach wäre. Es gäbe zwar Anthrax-Sporen, gegen die nur der Wirkstoff Ciprofloxacin etwas ausrichten könne, doch würden Penizillin und Doxizyklin zuverlässig die Bakterien abtöten, die in Washington gefunden wurden.
Bayer hatte der US-Regierung zugesichert, die Ciprobay-Produktion in den USA zu verdreifachen und mit ihr zusammenzuarbeiten. Der Ausstoß der entsprechenden US-Anlagen werde durch Zusatzschichten in den nächsten drei Monaten auf 200 Millionen Tabletten erhöht. USA zahlt laut Bayer für eine Tablette 1,83 Dollar, Großhändler 4,57 Dollar. Die Preise seien seit Monaten konstant, betonte Bayer.
Wie dpa am 23. Oktober meldete, wird die kanadische Gesundheitsbehörde
bis zum Ablauf des Patentschutzes im Jahr 2004 Ciprobay exklusiv von Bayer
beziehen. Dies sei durch ein Abkommen mit der kanadischen Regierung
sichergestellt worden. Bei Bedarf werde Bayer binnen 48 Stunden eine
Million Tabletten liefern.
© 2001 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de