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Phoenix erwartet härteren Wettbewerb

06.10.2003  00:00 Uhr

Pharmagroßhandel

Phoenix erwartet härteren Wettbewerb

von Thomas Bellartz, Mannheim

In Deutschland Marktführer, die Nummer zwei in Europa: Die Mannheimer Phoenix AG dreht ein großes Rad im Pharmagroßhandel. Im Gespräch mit der PZ skizzierte Vorstandsvorsitzender Dr. Bernd Scheifele die Planungen des Konzerns.

Die aktuelle gesundheitspolitische Entwicklung stört natürlich auch Scheifele. Die Halbierung der Großhandelsmarge durch den Gesetzgeber, die Auswirkungen des Beitragssatzsicherungsgesetzes (BSSichG) und die politisch motivierten Veränderungen im Arzneimittelmarkt tangieren den Juristen alles andere als nur peripher.

Zuletzt war das Phoenix-Engagament bei der Frankfurter Konkurrenz aufgefallen. Gemeinsam mit der Celesio AG teilt sich Phoenix je zur Hälfte den bisherigen Anteile der DZ Bank. Auch weiterhin halte die Sanacorp darauf eine Call-Option, bestätigte Scheifele. Und ist voll des Lobes für Sanacorp-Chef Manfred Renner. Der habe „keine schlechte Entscheidung getroffen“, sagt der Chef der Nummer eins unter Deutschlands Großhändlern. Aus Phoenix-Sicht sei das Investment interessant, schließlich sei die Anzag „substanzstark“. Im Übrigen habe man auf diesem Weg einen neuen Player vom deutschen Markt fernhalten können. Gemeint haben wird Scheifele sicherlich die britische Alliance Unichem.

Entscheidungen unter Druck

Die aktuelle Marktlage sei auf den ersten Blick übersichtlich. Es komme zu einem Wettbewerb von Dachmarken versus Versandhandel. Das zumindest müsse man glauben, wenn man den Ankündigungen aus dem Markt und aus dessen Umfeld glaube. „Da treffen Wettbewerber jetzt unter größtem Zeitdruck Entscheidungen, die wir bereits vor einigen Jahren getroffen haben“, beschreibt er die Lage. Für die richtungsweisende Zusammenarbeit mit dem MVDA sei man jahrelang öffentlich abgestraft worden. All das, was er nun sehe und höre, sei die Nachahmung des Profils, das man seit Jahren erfolgreich mit entwickelt habe.

Scheifele legt größten Wert darauf, dass die im MVDA angeschlossenen Apotheken „absolut selbstständig sind“. Das gelte auch für den MVDA selbst. Eine weitere Gruppe wolle man zunächst nicht an die Phoenix binden. „Wir wollen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und denken über individuelle Kundenförderungsprogramme nach. Damit sind wir ohnehin ausgelastet.“

Skeptisch betrachtet Scheifele das Aufkommen von Dachmarken und die Last, die sich mancher Großhandel damit aufbürdet. „Schuster bleib bei deinen Leisten“, empfiehlt der Phoenix-Chef sich und seinen Mitbewerbern. Er glaube kaum, dass ein Großhändler plötzlich vom sehr guten Logistiker zum perfekten Marketingprofi mutiere. „Dachmarken sind keine Sache des Großhandels. Da ist jetzt vieles aus der Not geboren.“ In zwei Jahren werde in diesem Segment Ernüchterung eingetreten sein. Schließlich benötige man für die Platzierung einer Dachmarke in der Öffentlichkeit ein „unglaubliches Werbevolumen“. Das könnten „die meisten, die jetzt antreten, doch nicht aufbringen“.

Nach seiner Einschätzung lässt sich neben den profilierten Herstellermarken keine beliebig große Anzahl weiterer Marken im Apothekenbereich etablieren. Mit dem MVDA sei man vom Start weg hervorragend dabei. Für die vielen anderen Phoenix-Kunden, die nicht Mitglied im MVDA sind, werde man natürlich auch ein interessantes Angebot bereit halten. In einer Vorstandsklausur im Oktober wolle man über die Details beraten und dann konkrete Angebote machen. Er sehe nicht, dass der Großhandel oder die Apotheke unter einem derart großen Druck stehe, dass man Schnellschüsse fabrizieren müsse. Scheifele: „Wir wollen das alles gut überlegt angehen.“

Modeerscheinung DocMorris

Der Versandhandel kann aus seiner Sicht für die einzelne Apotheke grundsätzlich kein attraktives Geschäft sein. „Mit der Großhandelsspanne hätte man arbeiten können, aber die ist ja zur Hälfte weg“, sagte Scheifele und stellt klar, dass damit die Chancen für einen Markteintritt von Versandhändlern fundamental gesunken seien. Man werde aber Kunden, die Versandhandel betreiben wollen, unterstützen. Schon vor der Entscheidung der Politik sei man der von Krankenkassen zur Förderung des Versandhandels gegründeten Initiative pro DSA und einer Initiative des Hausärzteverbandes beigetreten.

„DocMorris ist eine Modeerscheinung“, relativierte Scheifele die Furcht vieler seiner Kunden vor dem Internetversand. Eine echte Zukunft gibt der Konzernboss den Versendern jedenfalls nicht. Die tatsächliche Gesetzeslage sei schließlich nun ganz anders, als sich das einige erträumt haben.

Im gesamten Arzneimittelsektor habe „das Hin und Her der Politik zu einer erheblichen Verunsicherung geführt“. Das Jahr 2003 sei von einem „ruinösen Rabattwettbewerb des Großhandels“ geprägt gewesen. Davon konnten trotz BSSichG zumindest die Apotheken profitieren. Im kommenden Jahr sei ein solcher Wettbewerb keinesfalls mehr möglich.

Auch wenn die Phoenix das Jahr noch „einigermaßen“ überstehe, könne es in 2004 keinesfalls so weitergehen. „Einen Rabattkrieg werden sich viele nicht mehr leisten können“, vermutet Scheifele, und dass es ohnehin in den nächsten Jahren zu einer weiteren Konsolidierung des Großhandelsmarktes kommen werde.

Er kritisiert, dass die Zufriedenheitswerte mit der Leistung des Großhandels, auch verglichen mit anderen Branchen „extrem hoch“ seien, und bemerkt, dass sich dies aber nicht auf die Erträge auswirke. Der Wettbewerb werde „immer intensiver. Das können wir zwar als Kostenführer eine Zeit lang durchstehen“. Aber interessiert sei die Phoenix daran genauso wenig, wie die übrigen pharmazeutischen Großhändler.

Besonderes Augenmerk will Scheifele auf die Entwicklung des Mehrbesitzes in der deutschen Apothekenlandschaft lenken. Der Großhandel dürfe keinesfalls den Zukauf von Apotheken finanzieren, und dass man selber daran kein Interesse habe, stellte er klar. Der Apotheker brauche auch für die kleinste Mehrbesitzvariante viel Liquidität – „und die ist auch bei Banken derzeit nur schwer zu bekommen“.

Die Zukunft der gesamten Branche werde sich wohl erst bei der nächsten Bundestagswahl entscheidend klären. „Vorher werden wir uns nicht mit all den Spekulationen auseinandersetzen. Scheifele: „Wir verstehen uns als Pharmagroßhändler.“ Man betreibe nur dort ein Retailgeschäft, „wo uns das von der Konkurrenz aufgezwungen wird“. Die Märkte seien zwar national geprägt, die Branche aber europäisch ausgerichtet. Das vertrage sich grundsätzlich gut miteinander.

Verbesserungsfähig sei aber die Kommunikation zwischen all denen, die den Großhandel und auch die Apotheken repräsentieren. „Es wäre besser, wenn wir die Kommunikation wieder beleben. Schließlich haben alle Beteiligten im Grunde die gleichen Interessen.“ Top

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