DNA auf der Arzneipackung |
02.09.2002 00:00 Uhr |
von Thomas Bellartz, Berlin
Gefälschte Medikamente und der Schwarzmarkt sind große Probleme beim Vertrieb von Arzneimitteln: Dadurch fließt nicht nur viel Geld in die falschen Kanäle, sondern im schlimmsten Fall kann auch die Gesundheit von Patienten gefährdet werden.
Mit einer aus Sicht des Unternehmens „einzigartigen Lösung“ ist es der Erlanger november AG nun jedoch möglich, den Weg jedes Medikamentes vom Hersteller über die diversen Distributionskanäle bis hin zum Patienten lückenlos zu dokumentieren. Das Verfahren basiert auf den praktisch unendlichen Kennzeichnungs-Möglichkeiten von synthetisch erzeugter DNA.
Bereits sechs Wochen nach dem Markteintritt dieses Sicherheitssystems hat jetzt Bristol-Myers Squibb, München, der november AG den Auftrag erteilt, in einem Feldversuch die eindeutige Kennzeichnungen der Packmittel eines ihrer Medikamente zu überprüfen.
Dabei wird die Entwicklung der november AG ausgenutzt, die aus zwei Strängen bestehende DNA zu trennen und in zwei verschiedenen Medien wieder zusammenzuführen. Eine winzig kleine Menge DNA befindet sich an einer Stelle der Verpackung, das Gegenstück dazu in einem Stift. Früher war die Zusammenführung, die so genannte Hybridisierung, von getrennten DNA-Strängen in langwierigen Labortests erst nach vielen Stunden möglich.
Heute geschieht dies auf Grund der innovativen Forschungsarbeit der november AG innerhalb weniger Sekunden. Der zusammengeführte DNA-Doppelstrang emittiert ein dem menschlichen Auge unsichtbares Licht, das aber von einem Lesegerät erkannt werden kann. Dieses Lesegerät wurde von der Siemens AG nach den Spezifikationen der november AG entwickelt und zur Marktreife gebracht.
Ein Sprecher von Bristol-Myers Squibb betont: „Wir können jetzt auf einfache und kostengünstige Art den Weg eines Medikamentes verfolgen und völlig eindeutig nachvollziehen. Als weltweit tätiges Pharmaunternehmen haben unsere Wissenschaftler das enorme Potenzial dieses Produktes sofort erkannt." Bristol-Myers Squibb sehe dies als wesentlichen Beitrag zum Thema Medikamentensicherheit. Die Einführung werde das Vertrauen der Patienten in die Produkte der Pharmafirma weiter stärken.
Dr. Wolf Bertling, Vorstandsvorsitzender der november AG: „Wir sehen
diesen Auftrag eines Feldversuches quasi als den Ritterschlag für unsere
Entwicklungsleistungen auf dem Gebiet der DNA-Forschung." Und weiter: „Wir
glauben, dass unser Verfahren deswegen weltweit auf breiter Basis zum
Einsatz kommen wird, weil es Verpackungen, Beipackzettel oder das Behältnis
als solches zu 100 Prozent identifizierbar macht." Außerdem sei es sehr
preiswert und ermögliche einen simplen und schnellen Test vor Ort. Natürlich
will das Unternehmen die neue Kooperation auch zur eigenen PR nutzen:
"Jeder, der sich für die Aktie der november AG interessiert, sollte wissen,
dass von der Pharma- und Kosmetikindustrie alleine in Deutschland ungefähr
drei Milliarden Verpackungen in Umlauf gebracht werden", so Bertling.
© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de