Erfolgreich und dynamisch |
08.05.2000 00:00 Uhr |
Wirtschaft & Handel
BOEHRINGER INGELHEIM
Ein "dynamisches Wachstum", das sich 2000 fortsetzen soll, verzeichnete das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim im Geschäftsjahr 1999, wie der Sprecher der Unternehmensleitung, Heribert Johann, in der Bilanzkonferenz am 4. Mai 2000 darlegte. Um fast 14 Prozent auf 9948 Millionen DM stieg der Umsatz und um 13 Prozent auf 506 Millionen DM der Ertrag. Der wichtigste Markt ist Nordamerika gefolgt von Japan, während Deutschland trotz eines Umsatzwachstums von 10 Prozent auf 1169 Millionen nun an dritter Stelle rangiert. Wichtigstes Geschäftsgebiet blieb mit 92 Prozent des gesamten Umsatzes Humanpharma.
Die Erlöse mit Arzneimitteln konnten um 15,5 Prozent auf 9119 Millionen DM gesteigert werden. 7668 Millionen davon entfallen auf verschreibungspflichtige Arzneimittel (plus 18 Prozent), 1128 Millionen auf Selbstmedikationspräparate (-1,7 Prozent). In Deutschland wurde jedoch mit OTC-Präparaten ein Wachstum um 11 Prozent und in Europa um 6,5 Prozent erzielt. Für den Rückgang sorgten laut Johann ein geringeres Wachstum in den USA und wirtschaftliche Probleme in Latainamerika.
246 Millionen DM Umsatz (plus 60 Prozent) entfielen auf das Tätigkeitsgebiet Industrielle Biopharmazeutika. In dieses Gebiet fällt auch die Auftragsherstellung: Boehringer produziert am Standort Biberach im Auftrag anderer Pharmaunternehmen Arzneimittel wie Betaferon, Enbrel, Synagis und Bexxar. Wegen der jährlichen 15-prozentigen Zuwachsrate in dem Biotech-Marktsegment mit einem Potenzial von 40 Milliarden DM werden derzeit in die bestehenden Anlagen 430 Millionen DM investiert und damit weitere 400 Arbeitsplätze geschaffen.
Kritik am Steueroptionsmodell
"Das wirtschaftliche Klima in Deutschland hat sich spürbar gebessert..., die Stagnation scheint überwunden" trotz dieses Statements Johanns machen Boehringer Ingelheim die Lösungsansätze für die Unternehmensbesteuerung zu schaffen. Sie seien "völlig unakzeptabel", da ein großer Teil der Personengesellschaften im Zuge des Optionsmodells entweder ihre Rechtsform ändern oder eine höhere Steuerbelastung akzeptieren müssen. Johann kann darin keine Steuerneutralität oder Chancen- und Wettbewerbsgleichheit erkennen und dringt gegenüber den Politikern auf sinnvolle Alternativen.
"Forschungsgetrieben"
Nicht zuletzt der Erfolg mit dem Aids-Präparat Viramune und überhaupt mit den neuen Präparaten veranlasst Boehringer, sich "von einem forschungsbasierten zu einem forschungsgetriebenen Unternehmen" weiter zu entwickeln, wie der stellvertretende Sprecher der Unternehmensleitung, Professor Dr. Rolf Krebs, ausführte. Geforscht werden soll nicht nur in etablierten Indikationsgebieten, dabei werde der Innovationskraft der Vortritt gelassen. Als wichtigste Produkte nannte Krebs Atrovent mit einem Jahresumsatz von 1,2 Milliarden DM, Mucosolvan (622 Millionen DM), Combivent (448 Millionen), Alna (417 Millionen) und Viramune (440 Millionen DM).
Eher entmutigend waren Krebs Ausführungen zu der "außer Kontrolle geratenen Aids-Entwicklung" in der Dritten Welt. Wie andere auf diesem Gebiet engagierte Pharmaunternehmen stößt Boehringer mit seinem Engagement in Afrika auf wenig Gegenliebe bei den Regierungen. Nur begrenzt würde das Gesundheitssystem finanziell unterstützt, es fehle an Infrastruktur und Patientenaufklärung, es komme zu Resistenzbildung gegen Medikamente wegen falscher Behandlungsschemata. Auch seien die Distributionssysteme bis hin zum Patienten unzuverlässig. Über die WHO wende sich Boehringer daher verstärkt an Nichtregierungsorganisationen in den betroffenen Ländern.
© 2000 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de