Verlangsamtes Wachstum |
19.04.1999 00:00 Uhr |
Wirtschaft & Handel
MERCK DARMSTADT
Erstmals hat die Merck-Gruppe ihren Jahresumsatz 1998 auf über 8 Milliarden DM steigern können. Gleichwohl fiel der Zuwachs "für unser Verhältnis sehr mager aus", kommentierte der langjährige Firmenchef, Professor Dr. Hans Joachim Langmann, das Ergebnis auf der Bilanzpressekonferenz am 15. April.
Langmann gab sich mit dieser Entwicklung gerade noch zufrieden und hofft auf neuen Schwung nach einer Stabilisierung der Weltwirtschaft "und der Wiederherstellung der Friedenssituation auf dem Balkan" wie er hinzufügte. Das organische Wachstum von 4,7 Prozent sei durch Änderungen der Währungskurse sowie des Nettoeffekts aus Verkäufen und Akquisitionen auf 1,8 Prozent gedrückt worden. Allein das Geschäft im Ausland (plus 2,2 Prozent) habe für das Plus gesorgt.
Inlandsumsatz rückläufig
Während der Umsatz in Deutschland um 0,1 Prozent auf 1379 Millionen DM zurück ging, konnte das Niveau in Europa mit 3200 Millionen DM gehalten werden. Zweitwichtigste Region ist jetzt Nordamerika, wo Merck einen Zuwachs um 11 Prozent auf 1421 Millionen DM vorweisen kann. Asien war um 5 Prozent auf 1013 Millionen rückläufig und Lateinamerika stagnierte bei 663 Millionen (plus 1 Prozent). Eine gute Entwicklung nahm Australien, wo Merck im Generikabereich zweitgrößter Anbieter sein soll, so daß die "übrigen Länder" einen um 11 Prozent auf 435 Millionen DM gesteigerten Umsatz beisteuerten.
Aufgeteilt nach Unternehmensbereichen entfielen auf Pharmazeutika 58, auf Labor 23 und auf Spezialchemie 19 Prozent des Umsatzes. Nicht wiederholt werden konnte das 1997 erzielte Zusatzgeschäft als Erstanbieter des Generikums Nifedipin, so daß das Betriebsergebnis 1998 um 7,8 Prozent auf 1027 zurückging. Diesen Effekt jedoch herausgerechnet, so Langmann, stieg das Ergebnis um 7 Prozent. Darauf entfallen auf Pharma 77, Labor 13 und Spezialchemie 10 Prozent. Gleichzeitig haben sich die Vertriebs- und Verwaltungskosten nicht erhöht, nahm das Beteiligungsergebnis um 21,7 Prozent zu. Erzielt wurden laut Langmann zudem beträchtliche Lizenzeinnahmen.
Mit dem Unternehmensbereich Pharma erzielte die Merck-Gruppe einen Umsatz von 4676 Milionen (plus 2,6 Prozent), davon entfielen auf die Originalpräparate 2935 Millionen (minus ,6 Prozent), auf Generika 864 Millionen (plus 22,8 Prozent), Selbstmedikationspräparate 441 Millionen (plus 7,8 Prozent) und auf Kontrastmittel 426 Millionen DM (minus 6 Prozent). Die Umsatzrendita lag bei 17 Prozent. Ohne das zuvor erwähnte Zusatzgeschäft ergab sich beim Betriebsergebnis ein Plus von 8 Prozent.
Originalpräparate erfolgreich
Besonders erfolgreich verkauft werden konnten der Betablocker Concor, das orale Antidiabetikum Glucophage, das laut Langmann weltweit Nummer eins beim Diabetes Typ 2 sein soll und 1,8 Milliarden DM Umsatz brachte. Als Umsatzbringer wurden weiter das Hormonpflaster Fem7 und das Osteoporose-Präparat Ostram genannt. Gleiches wurde vom Alkohol-Entwöhnungsmittel Campral gesagt, das allerdings von deutschen Ärzten noch skeptisch beurteilt wird.
Gefüllte Pipeline
Insgesamt 25 Präparate befinden sich bei Merck in der klinischen Erprobung, wobei aufgrund des neu erworbenen Forschungsunternehmens Lexigen in USA mehrere onkologische Entwicklungsprojekte auf dem Gebiet der Fusionsproteine in Arbeit sind. Merck erwarb darüber hinaus die Rechte an dem monoklonalen Antikörper C225 für die Indikation Kopf-Hals-Tumor, der 1999 in die klinische Phase III überführt wird.
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