Wirtschaft & Handel
Firmenportrait
"Die
Arbeit macht einfach Spaß", sagt Dr. Thomas
Strüngmann, Vorstandsmitglied der Hexal AG, Holzkirchen.
Das merkt man dem 47jährigen Diplom-Kaufmann an. Mit
Begeisterung erzählt er von dem Aufbau des
Pharmaunternehmens. Zusammen mit Zwillingsbruder Dr. med.
Andreas Strüngmann gründete er vor elf Jahren die Hexal
Pharma GmbH. Die Brüder hatten sich zum Ziel gesetzt,
hochwertige Generika innovativ und zu günstigen Preisen
herzustellen. Damit erobern sie seit 1986 den Markt - mit
Erfolg, wie sich jetzt zeigt.
Bereits 1989 konnte in Holzkirchen die Produktion auf
einem neu erschlossenen Areal von 15 000 Quadratmetern
aufgenommen werden. Schon zwei Jahre später wurde eine
Erweiterung der Betriebsanlagen erforderlich. 1995 wurde
das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Inzwischen gibt es zahlreiche Tochterfirmen, die zur
Hexal-Gruppe gehören.
Erfolg durch Innovation
Mittlerweile weicht das Pharmaunternehmen von seiner
ursprünglichen Ausrichtung ab. Angesichts der Prognose,
irgendwann werde der Generikamarkt in Deutschland nicht
weiter wachsen können, wagt sich Hexal auch in fremde
Bereiche vor. Innovation heißt die Devise, die den
Erfolg weiter vorantreiben soll. Nach Angaben der
Firmenleitung nimmt Hexal mit rund12 Prozent eine
Spitzenposition ein, was die Investition in Entwicklung
und Zulassung im Verhältnis zum Umsatz betrifft.
Grundlagenforschung können, so Strüngmann, jedoch
weltweit nur 10 bis 20 Firmen betreiben.
Entwicklung galenischer Formen
Die Forschungsabteilung des Unternehmens ist beachtlich.
Rund 150 der insgesamt 1000 Mitarbeiter sind
Wissenschaftler. Ihre Aufgabe ist es, neue galenische
Formulierungen zu konzipieren. Ziel ist, die Anwendung
und Freisetzung der Wirkstoffe zu verbessern und so für
jede Substanz die optimale Form zu finden. Ein wichtiger
Aspekt ist das Preis-Nutzen-Verhältnis. So ist ein
Pellet sehr viel kostspieliger als eine Matrixtablette.
Bietet es keine bedeutenden Vorteile für den Patienten,
bleibt man bei der Matrixtablette.
"Wir bleiben in der Apotheke"
Darüber hinaus werden bei Hexal neue Substanzen
entwickelt. Während die Aktiengesellschaft bisher
hauptsächlich im Bereich der verschreibungspflichtigen
Medikamente tätig ist, will sie demnächst ihre Position
im OTC-Bereich ausbauen. In Planung ist ein neuartiges
Magnesium-Vitamin-Präparat. Trotz der Produktion nicht
apothekenpflichtiger Präparate kommt ein Verkauf in
Drogerien und Supermärkten für die Holzkirchener Firma
nicht in Frage. "Die Hexal AG will ihre Produkte
weiterhin nur über die Apotheke anbieten", so
Strüngmann.
Auch in Zukunft wird der Generikamarkt ein wichtiges
Standbein des Unternehmens sein. Hexal will sich dabei
von den typischen Generikafirmen abheben. "Wir
werden grundsätzlich nicht alle Produkte bringen,
sondern wir wollen möglichst bei den Produkten, die wir
bringen, sehr stark sein," erläutert Strüngmann
seine Strategie. Einen Schritt in diese Richtung geht das
Pharmaunternehmen, indem es eigenverantwortliche Bereiche
ausgliedert, die indikationsbezogen spezialisiert sind.
So ist heute Samedpharm für den Bereich Selbstmedikation
zuständig, Dr. Winzer für Augenheilmittel und Biocur
für Phytopharmaka.
Zur Jahrtausendwende an die Börse
1996 erwirtschaftete Hexal in Deutschland einen Umsatz
von 550 Millionen DM. Einbrüche befürchtet Strüngmann
angesichts der aktuellen politischen Entwicklung. Noch
1993 hat die Aktiengesellschaft von der Gesundheitsreform
profitiert. Man habe gespürt, daß die Ärzte seitdem
ihre Verordnungen preiswerter gestaltet haben. Dem
Hersteller preiswerter Generika kam das gerade recht. Das
sieht jetzt anders aus. Der Rückgang der Verschreibungen
und die Preiskämpfe der Mitbewerber auf dem
Arzneimittelmarkt seit November 1996 seien nicht so
leicht zu verkraften. Trotzdem will die
Aktiengesellschaft bis zur Jahrtausendwende ihren Umsatz
erheblich steigern und zum gleichen Zeitpunkt an die
Börse gehen.
Inzwischen ist das Unternehmen international vertreten.
In Frankreich gibt es seit 1995 ein Joint-venture mit
Sanofi Winthrop, in Italien seit 1996 mit Angelini. In
Südamerika hat die Firma ein Joint-venture mit
Boehringer Ingelheim. Auch in China und in den USA gibt
es Hexal-Tochterfirmen mit eigener Produktion. Nicht
zuletzt aufgrund der internationalen Ausrichtung ist die
Firmenleitung zuversichtlich, daß sie das gesteckte Ziel
zur Jahrtausendwende erreichen wird.
PZ-Artikel von Monika Noll, Holzkirchen
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de