Wirtschaft & Handel

Um 8 Prozent auf 495 Millionen DM ging der inländische Umsatz von
Asta Medica aufgrund der deutschen Spargesetze im Geschäftsjahr 1996/97
zurück. Nur dank der Zuwächse im Ausland - vor allem in den USA durch die
erstmalige Konsolidierung der US-Tochter Muro, in Südamerika sowie
Mittel- und Osteuropa - stieg der Konzernumsatz um 8,8 Prozent auf 1,567
Milliarden DM. Da jedoch das operative Ergebnis um 18 Prozent auf 90,9
Millionen DM sank, gingen die 61 Millionen DM Jahresüberschuß
komplett in die Rücklagen.
Mit anderen Worten: Die Aktionäre des Mutterkonzerns Degussa werden am
Gewinn aus dem Ausland nicht beteiligt. Auch die deutschen Finanzbehörden haben
das Nachsehen: Asta Medica zahlte deutlich weniger Steuern von Einkommen und
Ertrag.
Am 15. Januar 1998 präsentierte in Frankfurt am Main erstmals der neue
Vorstandsvorsitzende von Asta Medica, Bernd Aundrup, die Jahresbilanz. Er zeigte
sich mit dem Geschäftsjahr 1996/97 unzufrieden, da im wichtigsten Markt
Deutschland die ungünstigen Rahmenbedingungen dem Unternehmen erheblich zu
schaffen" machten. Daher seien zahlreiche Aktivitäten und
Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet und teilsweise realisiert worden, die sich
ergebnisverbessernd auswirken sollen. So wurde der Deutschlandvertrieb von Asta
Medica und AWD zum 1. Oktober 1997 in eine Einheit in Frankfurt
zusammengeführt sowie Sortiment und Außendienststruktur neu geordnet. Die
Herstellung von Wirkstoffen soll am Standort Radebeul konzentriert werden und ist
zur flexibleren Nutzung von Marktchancen seit Oktober 1997 in eine
ergebnisverantwortliche Einheit überführt worden. Stillgelegt werden sollen die
Produktionsanlagen für Wirkstoffe in Brackwede und Künsebeck. Der Vorstand
verspricht sich von der Verlagerung, die etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen soll,
niedrigere Produktionskosten.
Für die Forschung und Entwicklung von Medikamenten sollen in Zukunft 15 Prozent
des Umsatzes ausgegeben werden. In der klinischen Prüfung befinde sich derzeit der
LHRH-Antagonist Cetrorelix in unterschiedlichen Indikationen, in der Pipeline sei
des weiteren ein Multidosis-Pulverinhalator und das Antiepileptikum Retigabin. Als
Lizenznehmer hat Asta Medica 1997 die Herz-Kreislauf-Präparate Quadropril (ein
Novartis-Präparat) und Cerate (von Hoffmann-La Roche) mit Erfolg auf den Markt
gebracht.
Vielversprechend sei auch eine Kooperation mit Rhône Poulenc-Rorer auf dem
Gebiet der Krebstherapeutika. Überhaupt mißt Asta Medica "dem strategischen
Dreieck Innovation, Internationalisierung und Effizienz" große Bedeutung bei, so der
Vorstandsvorsitzende, um sich "mittelfristig als ein nachhaltig rentables, international
tätiges, erfolgreich forschendes Pharmaunternehmen etablieren und in ausgewählten
Indikationsgebieten eine wichtige Marktposition einnehmen zu können".
Wichtigste Auslandsmärkte von Asta Medica
Drei erfolgreiche Wirtschaftsräume wurden von Aundrup besonders herausgestellt:
102 Millionen DM habe die weltweit operierende Asta Medica in Mittel- und
Osteuropa erwirtschaftet. Sie sei dort mit neun eigenen Vertriebsgesellschaften
vertreten und einer der führenden internationalen Anbieter in diesen durchaus
schwierigen Ländern. Dies habe sich in der Pharmabranche bereits
herumgesprochen, die sich der Asta Medica dort als Türöffner bediene. Besonderes
Gewicht habe der Pharmamarkt in den USA bekommen. Dort seien mit dem
langjährigen Partner und Lizenznehmer Bristol-Myers Squibb und den drei
Tochtergesellschaften Muro Pharmaceutical in Tewksbury/Massachusets, Abkit in
der Stadt New York und Asta Medica in Hackensack/New Jersey 197 Millionen
DM umgesetzt worden. Die brasilianische Tochtergesellschaft in Sao Paulo soll ihre
Erlöse auf 179 Millionen gesteigert haben.
Das Geschäft mit den westeuropäischen Tochtergesellschaften sei wie in
Deutschland von staatlichen Preisrestriktionen und starkem Wettbewerbsdruck
durch Generika geprägt gewesen. Zahlreiche Produkteinführungen hätten jedoch
Markterfolge gebracht. Mit einem Umsatz von 463 Millionen DM habe die Asta
Medica in diesem Gebiet ihre Position halten können. Auf die Gesellschaften in
Asien, Afrika und Australien entfiel ein Konzernumsatz von 53 Millionen DM.
In den nächsten fünf Jahren soll das Umsatzvolumen um 1 Milliarde auf dann 2,5
Milliarden DM steigen und gleichzeitig eine zweistellige Umsatzrendite erzielt
werden. Mit der Aussage, damit als Kernbestandteil des Segments Gesundheit und
Ernährung" des Degussa-Konzerns hochattraktiv zu sein, trat der Vorstandschef
derzeit grassierenden Übernahmegerüchten entgegen.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Frankfurt am Main


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