PZ Titel |
03.03.1997 00:00 Uhr |
Titel
Für die Glutathion-Peroxidase ist nachgewiesen, daß deren Aktivität einer
Sättigungskinetik unterliegt und somit vom Selenstatus abhängt. Ein Einfluß einer
Selenunterversorgung auf Entstehung und Verlauf verschiedener, mit oxidativen
Schädigungen einhergehenden Erkrankungen ist daher sehr wahrscheinlich. Hierzu
zählen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Tumorerkrankungen, akute
Pankreatitis. Breiten Raum nimmt die Selensubstitution derzeit in der Intensivmedizin
ein. Viele Studien haben gezeigt, daß lebensbedrohliche Komplikationen wie Sepsis
durch Selengaben reduziert werden können. Weitere Einsatzgebiete sind die
chronische Polyarthritis sowie das Asthma bronchiale. Auch bei der Behandlung des
chronischen Lymphödems konnte gezeigt werden, daß sich die Symptomatik durch
hochdosierte Selengaben gegenüber alleiniger physikalischer Therapie signifikant
verbesserte.
Einwände gegen eine Therapie mit Selen betreffen häufig dessen bekannte Toxizität.
Die toxischen Wirkungen sind jedoch erst oberhalb einer Dosis von 500 µg pro Tag
zu befürchten. Bei einer täglichen Zufuhr durch die Nahrung von weniger als 50 µg
ergibt sich hier eine breite, gut nutzbare und sichere Spanne zum therapeutischen
Einsatz von Selen.
In Pharmaka wird dabei ausschließlich das verschreibungspflichtige Natriumselenit,
in Nahrungsergänzungen das Selenomethionin und -cystein in Form von Selenhefe
verwendet. Selen wird aus diesen Verbindungen gut resorbiert, zunächst zu
Selenwasserstoff reduziert und in biologisch aktive Selenoproteine eingebaut. Der
Selengehalt in Selenhefe ist gesetzlich begrenzt; für eine akute Therapie, bei der die
Dosis 100-300 µg Selen/Tag beträgt, ist folglich Natriumselenit notwendig. Weitere
Studien deuten darauf hin, daß die Bedeutung von Selen in Therapie und Prophylaxe
zunehmen wird.
PZ-Titelbeitrag von Susanne Nowitzki-Grimm und Peter Grimm, Kernen
© 1996 GOVI-Verlag
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