Politik
KBV und WIdO
weiter im
Verordnungsclinch
Die Kassenärztliche
Bundesvereinigung (KBV) erhält keine indikationsbezogene
Liste mit Präparatenamen der sogenannten umstrittenen
Arzneimittel. Das Wissenschaftliche Institut der
Ortskrankenkassen (WId0) ist einer entsprechenden Anfrage
der Ärzteschaft nicht nachgekommen. Darüber wiederum
beschwerte sich die Ärzteschaft beim
Bundesgesundheitsminister. Die KBV war es nach eigenen
Worten leid, immer wieder vorgeworfen zu bekommen, Ärzte
würden zu viele umstrittene Arzneimittel bis zu einem
Wert von sieben Milliarden DM verordnen. Nun wollte sie
vom WId0 eine Liste mit Präparatenamen haben, damit
endlich "Roß und Reiter" genannt werden
können.
Der "Reiter" ist habhaft gemacht
worden, das "Roß" wird auch weiter unbekannt
bleiben: Das WIdO hat den Ärzten keine Liste geschickt,
weil noch immer keine solche Präparateliste erstellt
wurde. Und nach Ansicht der Ärzteschaft hat das Institut
den Schwarzen Peter an die Apotheker weitergegeben. Im
Brief des WId0 steht, daß sich die Apothekerschaft aus
Haftungsgründen gegen die Erstellung einer solchen Liste
ausspreche. Allerdings: Das WIdO benötigte fast zwei
Monate, um eine Antwort zu formulieren. Die jetzt
erteilte Absage ist mit einer Forderung der
Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenversicherung
garniert: Die noch nicht vorhandene, also erst zu
erstellende alphabetische Liste der umstrittenen
Arzneimittel dürfe "aus haftungsrechtlichen
Gründen ausschließlich für interne Zwecke"
genutzt werden. Die KBV wird aufgefordert, sich mit der
Apothekerschaft wegen deren Absage in Verbindung zu
setzen.
Das hat die KBV mehr als verärgert. Die oberste
vertragsärztliche Organisation rüffelt in einem
Schreiben an Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer: Es
müßte eine selbstverständliche Aufgabe der Autoren des
Arzneiverordnungsreports sein, "Roß und
Reiter" zu nennen. Bei entsprechender Transparenz
wäre es möglich, die Arzneimittel kenntlich zu machen,
die unter objektiven Kriterien niemals als umstritten
oder als unwirtschaftlich bezeichnet werden können.
PZ-Artikel von Rainer Vollmer, Bonn
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