Absage an die Kassen |
23.10.2000 00:00 Uhr |
Die Zukunft der Arzneimittelversorgung und der Apotheke diskutierten bei der Feier des zehnjährigen Bestehens im Rahmen der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 13. Oktober unter der Moderation von Heinz-Günter Wolf, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, die gesundheitspolitischen Sprecher der im Landtag vertretenen Parteien Dr. Manfred Rißmann, SPD, Thorsten Koplin, PDS, und Harry Glawe, CDU. Sie sprachen sich dafür aus, die bewährten Strukturen im Gesundheitswesen beizubehalten.
Unisono plädierten die Vertreter der Parteien für den Erhalt der derzeitigen Vertriebswege von Arzneimitteln, die, so Koplin, "grundsätzlich nicht angetastet werden sollten". Auch warnten sie vor dem Versandhandel über das Internet, das lediglich als hochqualifiziertes Informationsmedium dienen dürfe. Stichwort: Integrierte Versorgung. Diese dürfe nicht zur Ausgrenzung und Diskriminierung von Patienten führen. Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln müsse erhalten bleiben.
Den Versuch, altbewährte Vertriebssysteme zu ändern, obwohl diese "jahrhundertelang funktioniert" haben, bezeichnete Glawe als einen "Angriff auf den Apothekerstand und seine akademische Ausbildung". Rißmann zeigte die Vorteile des "gewachsenen Systems der Patientenbetreuung" auf und plädierte für eine verstärkte Kommunikation der Heilberufe und der Politik im Vorfeld von Entscheidungen.
Die Vertreter der Parteien wandten sich gleichermaßen gegen die Abschaffung des Verbotes von Fremd- und Mehrbesitz. Rißmann verwies auf die Risiken, die mit Kettenbildung und Monopolisierung verbunden sind und hob die Vorteile der "atomisierten Apothekenlandschaft" hervor, die durch die Eigenverantwortlichkeit des Apothekers geprägt ist und nicht aufgegeben werden sollte. Koplin unterstrich die große Bedeutung der guten Beratung und Erreichbarkeit der Apotheken, deren Arbeit er "hohen Respekt" zolle. Er wolle an erprobten Prinzipien der Arzneimittelsicherheit festhalten.
Der gesundheitspolitische Sprecher der PDS äußerte seine Sorge um den Patienten bei einem Fall des Verbotes von Fremd- und Mehrbesitz, kämen somit doch marktwirtschaftliche Kräfte zum Tragen, die allein am Erzielen von Profiten interessiert seien. Mit großer Aufmerksamkeit nehme er das Alternativ-Angebot "Mehrwert-Apotheke" der Apothekerschaft zur Kenntnis.
Dr. Frank Diener, Geschäftsführer Wirtschaft und Soziales der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, hatte Überlegungen der Apotheker zu systemkonformen Weiterentwicklungen der Arzneimittelversorgung in der GKV vorgestellt. Dazu, so Diener, zähle unter anderem Generika-Management "mit der Apotheke" sowie die Möglichkeit, dass Arzneimittel, die im Rahmen der akuten Krankheitsversorgung ärztlich verordnet werden, vom Apotheker durch wirkstoffidentische Arzneimittel ersetzt werden können.
Der ABDA-Geschäftsführer betonte, dass sich Distributionsexperimente nicht lohnen. Das zeige unter anderem der Vergleich Deutschland und USA. Die empirische Evidenz spreche eindeutig gegen Systeme mit Ketten und Versandapotheken.
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