Politik
VFA: Standort Deutschland zählt
offenbar
Die Politik scheint zunehmend zu
akzeptieren, daß die Arzneimittelindustrie nicht nur ein
Kostenfaktor des deutschen Gesundheitswesens, sondern ein
bedeutender wirtschaftlicher Leistungsfaktor in
Deutschland ist. Dafür war nach Ansicht von Dr. Horst
Freisler, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes
Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), das siebte SGB
V-Änderungsgesetz ein erstes Signal.
Jahrelang mußte man in der öffentlichen
Diskussion den Eindruck gewinnen, daß Standortprobleme
nur der Phantasie gewinnmaximierender Unternehmen
entspringen würden, erklärte der VFA-Vize. Erst langsam
scheine man sich bewußt zu werden, daß die Äußerungen
der Unternehmen keine Klagen ohne Leiden waren. Bei einer
Betrachtung zum Pharmamarkt 2001 forderte Freisler vor
der Presse kürzlich in Windhagen bei Bonn kürzlich dazu
auf, einen Blick über den nationalen Tellerrand zu
werfen. Er zeigte Verständnis dafür, daß Politiker
dazu neigen, einen "Deutschlandbonus" von den
hier tätigen Unternehmen zu erwarten. Hier sollten
schließlich Arbeitsplätze geschaffen werden.
Gleichzeitig werde aber übersehen, daß global tätige
Unternehmen mit dieser Erwartungshaltung nationaler
Politiker auf all ihren Märkten konfrontiert werden.
Kein Unternehmen könne es sich heute mehr leisten,
mehrere Fabriken in Europa auf modernem Stand zu halten.
Die ständige Erhöhung der
"Good-Manufacturing-Practice"-Standards und die
Erfüllung schärferer Umweltnormen machten vor allem in
älteren Werken umfangreiche Investitionen erforderlich.
Produktionskonsolidierung besage nichts anderes als die
Produktion an wenigen Orten zu konzentrieren.
Anschluß an internationale Entwicklung schaffen
Um Deutschland als Standort für Forschung, Entwicklung
und Produktion innovativer Arzneimittel dauerhaft zu
erhalten und sein kreatives Potential sowie die
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der High-Tech-Branche
zu erhalten, "müssen wir den Anschluß an die
internationale Entwicklung schaffen". Davon ist
Professor Dr. Frank E. Münnich, Hauptgeschäftsführer
des VFA, überzeugt. Bei einer Nettowertschöpfung von
etwa 11 Milliarden DM sei Deutschland nach wie vor ein
wichtiger Standort der pharmazeutischen Industrie. Im
globalen Wettbewerb werden alle Hersteller in einen
härteren Wettbewerb gezwungen, erklärte Münnich.
Auch der Innovationswettbewerb habe sich verschärft.
Heute erforschten bis zu 20 Unternehmen parallel dieselbe
Krankheit. Nur das Unternehmen mit dem frühesten
Marktzugang könne dann das Ertragspotential
ausschöpfen. Außerdem werde es in der pharmazeutischen
Industrie zu einer größeren Konzentration mit einer
kleineren Zahl an Standorten kommen, sagte Münnich
voraus.
In diesem Umfeld müsse sich Deutschland als Standort
profilieren und seine Führungsposition ausbauen. Dazu
brauchen wir die Gentechnologie, fordert der VFA. Die
Sicherung des Pharmastandorts Deutschlands sei eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
PZ-Artikel von Gisela Stieve, Windhagen
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