Ausgaben steigen wie erwartet |
25.07.2005 00:00 Uhr |
Steigende Arzneiausgaben lassen Krankenkassen und Bundesgesundheitsministerium zusehends unruhig werden. Dabei entwickeln sich die Kosten exakt im erwarteten Rahmen.
Nach ABDA-Zahlen lag der Bruttoumsatz mit zu Lasten der GKV verordneten Arzneimitteln in den ersten fünf Monaten des Jahres mit 10, 77 Milliarden Euro um 11,6 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Nach Angaben der ABDA sind für die Steigerung drei Faktoren maßgeblich verantwortlich: Der reduzierte Herstellerabschlag (450 Millionen Euro), geringere Zuzahlungen (200 Millionen Euro) und der Vorzieheffekt 2003, der im ersten Quartal 2004 die Ausgaben um rund 700 Millionen Euro sinken ließ. Rechnet man diese Faktoren heraus, bleibt ein Anstieg der GKV-Ausgaben um 3,8 Prozent. Eine Kostenexplosion ist dies wahrlich nicht.
Das hält den Chef der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover, Ingo Kailuweit, allerdings nicht davon ab, die Steigerung der Arzneimittelausgaben als drängendes Problem der GKV zu bezeichnen. Gesundheitspolitiker sollten sich intensiver um dieses Thema kümmern, statt um den Umbau der Krankenversicherung, sagte er der dpa. Es gehe am Problem vorbei, »die Bürgerversicherung und die Gesundheitsprämie zu diskutieren, weil sie nur die Einnahmen berücksichtigen«, sagte er. Mit dieser Bewertung der Prioritäten dürfte er nicht alle Experten auf seiner Seite haben.
Sein Vorschlag zur Kostendämpfung ist auch nicht sonderlich originell: »Wir müssen darüber nachdenken, ob jedes Medikament zugelassen wird zur Verordnung innerhalb der GKV.« In Deutschland gebe es rund 20.000 verschreibungspflichtige Medikamente, in anderen Ländern wie Österreich oder der Schweiz seien es nur 4000 bis 7000. Die Volksgesundheit sei dort auch nicht schlechter als in Deutschland. Die Arzneimittelausgaben sind dort allerdings auch nicht niedriger.
Mit seinen Aussagen konnte Kailuweit das Bundesgesundheitsministerium nur mäßig amüsieren. Ministerin Ulla Schmidt forderte die Kassen erneut auf, mit den Pharmaherstellern über Rabatte zu verhandeln. Die Politik habe den Kassen dieses Instrument gegeben, diese nutzten es aber zu wenig. Wenn diese Möglichkeiten nicht genutzt würden, sei dies »ein Indiz dafür, dass Herr Kailuweit zwar ein Managergehalt bezieht, aber die damit verbundene und geforderte Leistung zu wünschen übrig lässt.«
Wer wissen will, wie so etwas geht, der ist beim allgegenwärtigen
Professor Dr. Karl Lauterbach an der richtigen Stelle. Der weiß auch, wie
viel man auf diesem Weg sparen kann. Um 0,3 Prozentpunkte könnten die
Beitragssätze der Kassen sinken, wenn Rabattverhandlungen an der
Tagesordnung wären und dabei ein Rabatt von 35 Prozent vereinbart würde,
verriet der Kölner SPD-Gesundheitsökonom der »Bild«-Zeitung.
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