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Comed: Lobby für Patienten

19.04.1999  00:00 Uhr

-Politik

Comed: Lobby für Patienten

von Christiane Berg, Hamburg

Als Interessengemeinschaft der Krankenversicherten mit umfassendem Beratungsangebot präsentierte sich am 15. April 1999 in Hamburg der kürzlich gegründete Verein "Comed" der Öffentlichkeit.

Für einen Monatsbeitrag vom 9,80 DM (Familien: 13,80 DM) inklusive Rechtsschutzversicherung können sich Mitglieder ab 1. Juni 1999 unter der Telefonnummer 0180/526 63 32 bundesweit über gesundheitsrelevante Themen informieren. Comed will über die medizinische Beratung hinaus als Stimme der Versicherten zur Stärkung der Patientenrechte beitragen.

Als gemeinnütziger, eingetragener Verein ohne Gewinnabsicht wird Comed die Interessen der Mitglieder gegenüber Ärzten, Kassen, Versicherern, Krankenhäusern und Verbänden vertreten, so Dr. Wolfgang Niedermeyer, Vorstandssprecher von Comed e.V. Der Verein werde bundesweit als Wegweiser bei der Suche von Spezialisten, Krankenhäusern, Laboratorien sowie Anbietern häuslicher Krankenpflege, anderer Pflegeleistungen oder aber Physiotherapie dienen.

Mit Hilfe von Comed können Zweitmeinungen eingeholt werden. Comed zeigt Behandlungsalternativen und Therapiezentren auf. Der Verein berät chronisch Kranke oder gibt Hinweise bei bevorstehenden Operationen, so Niedermeyer. Zur telefonischen Beratung stehen täglich (auch samstags und sonntags) von 8 (Wochenende 10) bis 22 Uhr medizinisches Personal und Fachärzte bereit. Der Vorstandssprecher führte aus, daß der Patient lediglich die üblichen Telefongebühren zu zahlen hat.

Zweitmeinungen und Behandlungsalternativen

Die Comed-Rechtsberatung begleitet das Mitglied in juristischen Auseinandersetzungen mit Ärzten oder Krankenkassen. Zum Leistungsumfang der Rechtsschutzversicherung gehöre auch die Empfehlung medizinischer Gutachter. Der Verein erhoffe sich Feedback und Wissensvermehrung über die Mitglieder, so daß mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse die politische Einflußnahme zur patientenorientierten Weiterentwicklung der Strukturen und Prozesse im Gesundheitswesen möglich wird.

Für die derzeitigen Grenzen der Transparenz machte Niedermeyer den Gesetzgeber verantwortlich. Der Comed-Sprecher beklagte, daß in Deutschland unter anderem die Leistungsdaten der Krankenhäuser, die über die Qualität ihrer Arbeit Auskunft geben, zurückgehalten werden. Zwar lägen die Daten den Kassen vor, doch diese mauern. Niedermeyer kritiserte, daß sich weder Krankenhäuser noch Kassen als "Gesundheitsmanager" verstehen.

Das wertvollste Gut, die medizinischen Daten der Versicherten, liegen brach, obwohl sie zur Optimierung der Qualität im Gesundheitswesen beitragen können, bestätigte Wolfgang Wand von der European Speciality Group (ESG) - eine weltweite Rückversicherungsgesellschaft, die mit einem verzinslichen Darlehen zu marktüblichen Konditionen zur Anschubfinanzierung der Interessengemeinschaft beigetragen hat.

Patienten-ADAC zur Stärkung der Urteilskraft

Nur über die Versicherten, denen laut Rechtsprechung die Daten gehören, könne eine Steuerung im Gesundheitswesen initiiert werden, erklärte Wand. Indem die ESG die Patientenorganisation unterstützt, sichere sie sich als Rückversicherer langfristig Zugang zu Strukturen, die zu einem späteren Zeitpunkt der Ausübung des klassischen Geschäftes, der Zeichnung von Rückversicherungen und damit der Verteilung und Atomisierung des Risikos zugute kommen.

"Viele Gesundheitssysteme weltweit zeigen: Effizienz und Qualität lassen sich nur vereinbaren, wenn dem Patienten der Rücken gestärkt wird", so Wand. Er betonte, daß sich Comed dauerhaft selbst aus Mitgliedsbeiträgen finanzieren wird. Professor Dr. Manfred Dreyer, Hamburg, begrüßte "die Schaffung des Patienten-ADAC", die zur Stärkung der Urteilskraft des Patienten beitragen soll. Die Medizin müsse sich auf Maßnahmen mit nachgewiesener Effizienz konzentrieren und die Lebensqualität des Patienten in den Mittelpunkt stellen. Top

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