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Hessische Ersatzkassen machen der Barmer Konkurrenz

14.02.2005  00:00 Uhr
Hausarztvertrag

Hessische Ersatzkassen machen der Barmer Konkurrenz

von Daniel Rücker, Frankfurt am Main

Zum 1. April steigen acht Ersatzkassen in Hessen gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in die hausarztzentrierte Versorgung ein. Ein Schwerpunkt der Vereinbarung ist die Arzneimittelversorgung; die Apotheker sind nicht eingebunden.

Sichtlich mit sich zufrieden präsentierte eine Schar von Krankenkassen- und Ärztevertretern den Medien am 11. Februar in Frankfurt ihr Hausarztmodell »mit bundesweit einmaligen Qualitätsstandards«. Hausärzte, die sich daran beteiligen wollen, müssen an Qualitätszirkeln zur Pharmakotherapie teilnehmen, sich an evidenzbasierten Leitlinien orientieren, bestimmte Fortbildungen besuchen und sich zu einem internen Qualitätsmanagement verpflichten. Nicht ohne Stolz erklärte der stellvertretende KV-Vorsitzender Dr. Gerd Zimmermann: »Vor zwei Jahren ist die KV Hessen mit dem Deutschen Preis für Qualität im Gesundheitswesen ausgezeichnet worden. Mit dem neuen und umfassenden Qualitätszirkel- und Management-Konzept setzen wir diesen Weg gemeinsam mit den beteiligten Ärzten in Hessen fort und bauen ihn aus.«

Qualität ohne Mehrarbeit

Das Besondere an dem Konzept scheint auch zu sein, dass dieser Sprung in Richtung mehr Qualität kaum Mehrarbeit bedeuten soll. Denn unmittelbar anschließend stellte Zimmermann fest, im Grunde machten die Hausärzte nur das, was sie bislang auch schon gemacht hätten, nur strukturierter. Für die teilnehmenden Ärzte sei der zeitliche Mehraufwand begrenzt, versicherte der KV-Vize.

Allzu viel Arbeit darf die hausarztzentrierte Versorgung den Praxisangestellten auch nicht bereiten. Mit 9 Euro pro Quartal und Patient ist die Vergütung eher bescheiden. Der Vertrag zwischen KV und Ersatzkassen soll die Funktion des Hausarztes als Lotsen im Gesundheitswesen steigern. Kassen und Ärzte versprechen sich dadurch eine Verringerung von Doppelverordnungen und -untersuchungen. Zudem werden die Ärzte in den Qualitätszirkeln in ökonomischer Pharmakotherapie geschult. Dies soll ihnen auch die Sicherheit geben, medizinisch unsinnige Patientenwünsche abzulehnen.

Die Ersatzkassen ­ neben DAK, TK, GEK und KKH sind dies die Hamburg Münchener, die Hanseatische Krankenkasse, die Hamburgische Zimmerer Krankenkasse und die KEH-Ersatzkasse ­ versprechen sich von der hausarztzentrierten Versorgung vor allem eine Verbesserung der Patientensteuerung und -versorgung und Einsparungen durch die Vermeidung von Doppelverordnungen.

Die Patienten können sich neben besserer Qualität auch über die eingesparte Praxisgebühr und kassenindividuell unterschiedliche finanzielle Anreize freuen. So will die Hamburg Münchener Kasse ihren Versicherten 40 Euro pro Jahr gutschreiben, wenn sie sich bei ihrem Hausarzt in das Modell einschreiben. Bonusregelungen wie eine Ermäßigung der Zuzahlung sind ebenfalls im Gespräch.

Die Kassen erwarten eine große Akzeptanz der Patienten. »25 bis 40 Prozent unserer Versicherten werden sich kurzfristig bei einem Hausarzt einschreiben«, erwartet der Geschäftsführer der DAK-Landesgeschäftsstelle Hessen/Thüringen, Willi Leber. Vertreter anderer Kassen sahen dies ähnlich. Unisono erklärten sie auch, dass sie sich kaum retten könnten vor Anfragen aus andern Bundesländern, in denen man den Vertrag übernehmen wolle.

Nachdem die im GKV-Modernisierungsgesetz festgeschriebene hausarztzentrierte Versorgung ein Jahr in den Startlöchern verharrte, kann sich Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt nun häufiger über neue Verträge freuen: »Die Strukturelemente der Gesundheitsreformgreifen. Das zeigt auch das Hausarztmodell für Hessen« so die Ministerin. Das hessische Hausarztmodell mache deutlich, dass die Hausarztmedizin eine anspruchsvolle Disziplin sei. Sie begrüßte, »dass ein weiteres Hausarztmodell der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen und den Ersatzkassen eine qualitätsgesicherte Versorgung der Versicherten ermöglicht.«

Auch wenn sich die Kassen überzeugt davon gaben, das bundesweit beste Versorgungskonzept zu haben, machten sie keinen Hehl aus dem Modellcharakter ihrer Vereinbarung. Der Vertrag mit der KV ist auf drei Jahre angelegt, die Ergebnisse der hausarztzentrierten Versorgung werden evaluiert. Nach dieser Zeit werde man Bilanz ziehen, kündigte der Leiter der Landesvertretung des Ersatzkassenverbandes VdAK, Dr. Hubert Schindler, an.

Er war sichtlich bemüht, den bundesweiten Integrationsvertrag der größten Ersatzkasse, der Barmer, nicht als Konkurrenz darzustellen, sondern als ein »zweites Modell mit einem anderen Schwerpunkt«. Im Gegensatz zum hessischen Modell hat die Barmer den Deutschen Apothekerverband mit im Boot.

Große Akzeptanz für Barmer-Modell

Mit dem Zuspruch zu ihrem Hausarzt-/Hausapothekenmodell zeigt sich unterdessen die Barmer in diesen Tagen mehr als zufrieden. »Bereits jetzt haben sich einige Tausend gemeldet, obwohl die Listen offiziell erst von März an ausliegen«, sagte Klaus Richter vom BEK-Vorstand in Düsseldorf. Er rechnet mit mindestens 1,4 Millionen Barmer-Mitgliedern, die von Anfang an dabei sein werden. Insgesamt hat die Kasse 5,4 Millionen Mitglieder.

Auch bei Ärzten und Apothekern ist das Interesse am Barmer-Modell groß. Im Januar hatten sich rund die Hälfte der Apotheken und etwa ein Viertel der Hausarztpraxen dem Vertrag angeschlossen. Der deutsche Apothekerverband geht davon aus, dass zum Start am 1. März fast alle Apotheken dabei sein werden. Top

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