Politik

Pharmahersteller gegen Sparkatalog der Kassen
PZ. Die Verbände der deutschen Arzneimittelhersteller haben sich gegen die Sparvorschläge der Krankenkassen, die sie in ihrem Sofortprogramm Ende November vorgestellt haben, ausgesprochen.
So sieht der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) die gesetzlichen Krankenkassen auf dem Weg in eine "uniforme Gesundheits-Einheitsversorgung, bei der die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Patienten aus dem Blickfeld geraten". Der gewünschte Wettbewerb bleibe auf der Strecke, weil die Kassen beschlossen haben, ihre Vorschläge einheitlich durchsetzen zu wollen, so der BPI-Vorsitzende Professor Dr. Hans Rüdiger Vogel. Er wandte sich außerdem gegen eine pauschale Absenkung der Arzneimittelfestbeträge.
Der Bundesfachverband der Arzneimittelhersteller (BAH) sieht in den Vorschlägen der Krankenkassen einen weiteren Versuch, ausschließlich mit massiven Sparmaßnahmen notwendige Reformen des Gesundheitswesens ersetzen zu wollen. Die Forderungen, so der Verband, gehen ausschließlich zu Lasten der Patienten. Im Gegensatz dazu müsse sich das medizinisch Notwendige aber am individuellen Bedarf des Patienten orientieren und nicht an den finanziellen Vorstellungen der Krankenkasssen.
Auch der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) wandte sich in einer Erklärung gegen den Maßnahmenkatalog der Krankenkassen. Er verunsichere alle Beteiligten. Für die Arzneimittelforschung in Deutschland seien aber verläßliche
Rahmenbedingungen notwendig. Als Beispiel nannte VFA-Geschäftsführer Dr. Edwin Smigielski die erneute Forderung, patentgeschützte Arzneimittel mit Festbeträgen zu belegen und die Apotheker zur Abgabe reimportierter Arzneimittel zu verpflichten. Außerdem kritisierte der VFA die Forderung nach einer Arzneimittelpositivliste. Die Bewertung einzelner Arzneimittel nach den Kriterien Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit obliege ausschließlich dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels - Phagro bezeichnete den Maßnahmenkatalog als Frontalangriff auf die bewährte Arzneimittelversorgung mit dem langfristigen Ziel einer dirigistischen Arzneimittelpolitik durch die Kassen. Die geforderten massiven Spannenkürzungen bei Apotheken und
Arzneimittelgroßhandlungen würden die Versorgungsstrukturen im
Arzneimittelmarkt zerstören. Pauschale Kürzungen der Spanne würden zu fehlender Kostendeckung im klassischen Vertriebsweg führen. Der Versand von Arzneimitteln bedeute Verzögerungen und damit Beeinträchtigungen in der Arzneimittelversorgung.
Beitrag der PZ-Redaktion © 1996 GOVI-Verlag
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