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Die Internet-Apotheke setzt neue Regeln

23.10.2000  00:00 Uhr

Die Internet-Apotheke setzt neue Regeln

von Gisela Stieve, Neuss

"Wir wollen das Thema weiterkochen und first mover bleiben", erklärte der Marketingmann der Internet-Apotheke 0800DocMorris.com, Jens Apermann, zum vorläufig praktizierten Vertriebsweg Apotheke. Die Forum-Veranstaltung am 17. Oktober in Neuss unter Moderation von Klaus Hölzel war ausgebucht, weil Apermann und sein Partner Jacques Waterval, der niederländische Apotheker aus Kerkrade, offenbar Neugierde und Interesse weckten. Mit Spannung erwartet, die Replik von Dr. Johannes Pieck, Sprecher der ABDA-Geschäftsführung.

DocMorris denkt nach der Darstellung von Apermann länderübergreifend. Das günstige Arzneimittelpreisniveau einzelner EU-Länder will die Internet-Apotheke nutzen und allen Europäern - derzeit vornehmlich deutschen Patienten - zugute kommen lassen. Zielgruppe sind die preis- und leistungsbewussten Patienten mit einem planbaren Bedarf an rezeptfreien und rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Patienten mit Ad-hoc-Bedarf hat der Marketingmann nicht im Visier. Beraten soll das Apotheken-Fachpersonal, je nach Wunsch und Erfordernis per E-Mail, Telefon, Telefax oder persönlich in der Apotheke. Denn, so Apermann, die Internet-Apotheke könnten sich Kritiker abschminken, "wir sind eine ganz normale Apotheke, die man betreten kann".

Rechtliche Grundlagen sehen die Innovatoren unter anderem in den Bestimmungen zum freien Warenverkehr innerhalb der EU, wobei der Kompetenzbereich der Gemeinschaft Vorrecht vor dem Länderrecht haben soll. Verbraucher sollen Apermanns Worten zufolge DocMorris für einen seriösen Wettbewerber im Vergleich zu etablierten Anbietern halten. Hier arbeite keine Urwald-Apotheke, sondern ein akzeptiertes Unternehmen, das sogar weniger Berührungsängste auslöse als herkömmliche Apotheken, hieß es. Acht Wochen nach dem Betriebsstart am 30. Mai liege der Internet-Apotheke ein Antrag auf Einstweilige Verfügung des Deutschen Apothekerverbands (DAV) vor, die am 26. Oktober mündlich verhandelt werden soll.

Auch zu Leistungsträgern habe DocMorris Kontakte. Es seien rund 50 GKV- und PKV-Versicherer, war in Neuss zu hören. Das konnte der AOK-Vorstandsvorsitzender Dr. Hans Jürgen Ahrens bei der Forum-Veranstaltung bestätigen. Da der Internethandel von einer ständig wachsenden Zahl von Versicherten gefordert, ja zum Teil schon vollzogen werde, sei es für die AOK keine Frage, den Vertrieb von Arzneimitteln – unter vernünftigen Rahmenbedingungen – für die gesetzlichen Krankenkassen möglich zu machen. Für Ahrens jedenfalls könnte sich die Rechtsposition von DocMorris durchsetzen, "und dann wird es rasant weitergehen".

"Versandhandel bleibt Versandhandel. Er wird nicht durch E-Commerce geadelt", erwiderte Dr. Johannes Pieck, Sprecher der ABDA-Geschäftsführung, der sich auf die Positionen des Rechtsstaates berief. Wenngleich es nicht darum gehe, "die Alpenfestung, die nur ihren Besitzstand wahren will, zu halten", könne er, Pieck, in den geschilderten Tendenzen hauptsächlich eben nur Zeitgeist erkennen. Das bekannte Wort, "wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein", treffe einmal mehr zu, insbesondere, weil die Gedanken nicht zu Ende gedacht worden seien. Darüber hinaus zeugten manche Forderung wie die der AOK nach Abschaffung der Arzneimittelpreisverordnung für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel zwar von Beweglichkeit, aber von intellektueller.

Das Versandverbot in Deutschland ist nach Piecks Darstellung EU-konform, was zwei Rechtsgutachten erst jüngst bestätigt haben. Unter anderem habe der Bundesgerichtshof jetzt das Versandverbot von Impfstoffen bekräftigt. Auch der Verzicht auf die Zuzahlung sowie die Ausnutzung von Preisvorteilen sei wettbewerbswidrig.

Die öffentlichen Apotheken seien darüber hinaus schneller als der schnellste Versandhandel. Wenn der Berufsstand nein zum Versandhandel sage, dann nicht aus Angst vor Umsatzrückgängen, sondern aus Sorge um den Verbraucherschutz. Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände lehne das Internet nicht rundweg ab, wie immer wieder kolportiert werde, sondern will es als seriöse Informationsquelle für Verbraucher sehen. Die ABDA sei mit dem bald sich öffnenden Gesundheitsportal zwar spät dran, aber nicht zu spät, so Pieck. Entscheidend sei immer, von wem eine Quelle gespeist werde.

Den Ausgang der Entwicklung werde man ja sehen, so der Kommentar der niederländischen Wettbewerber; es gebe immer solche und solche. Top

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