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Krankenhausapotheker bei der Politik beliebter als bei den Klinikträgern

16.06.2003  00:00 Uhr

Krankenhausapotheker bei der Politik beliebter als bei den Klinikträgern

von Daniel Rücker, Mannheim

Viele Offizinapotheker hätten sich wohl verwundert die Augen gerieben. Ausgerechnet diejenigen, die an der öffentlichen Apotheke kaum ein gutes Haar lassen, loben nachdrücklich die Bedeutung der Kollegen im Krankenhaus. Während einer Podiumsdiskussion im Rahmen der ADKA-Fachtagung bekräftigten die SPD-Bundestagsabgeordnete Helga Kühn-Mengel und Wolfgang Kaesbach vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) die wichtige Rolle der Krankenhausapotheker.

Die Fachkunde der Apotheker sei im Krankenhaus von zentraler Bedeutung, stellte Kühn-Mengel fest. Mit der Novellierung des Apothekegesetzes im vergangenen Jahr und dem geplanten Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz (GMG) werde deshalb die Krankenhausapotheke weiter gestärkt. Die Pharmazeuten sollten in allen Bereichen des Krankenhauses – also auch in der Ambulanz – für mehr Qualität und Transparenz in der Arzneimittelversorgung der Patienten beitragen. In der integrierten Versorgung und in Disease-Management-Programmen stünden Krankenhausapothekern zentrale Aufgaben offen. Offizinapotheker werden die Botschaft mit wenig Freude vernehmen, bedeutet dies doch eine deutliche Ausweitung der Kompetenzen in die ambulante Versorgung.

Unterstützt wurde die Sprecherin der SPD-Fraktion im Gesundheitsausschuss von Wolfgang Kaesbach, beim BKK-Bundesverband zuständig für Arzneimittel und Medizinprodukte. Auch er hält viel davon, Krankenhausapotheker stärker in die ambulante Versorgung einzubinden. In allen Bereichen des Krankenhauses könnten Pharmazeuten die Effizienz der Arzneimitteltherapie steigern. Für die Krankenkassen seien sie ein wichtiger Partner. Zudem freute er sich darüber, dass mit den GMG nun eine solide Basis für Verträge zwischen Krankenkassen und der ADKA oder einzelnen Krankenhäusern geschaffen worden sei.

ADKA-Präsidentin Dr. Irene Krämer sieht die Politik bei der integrierten Versorgung auf einem richtigen Weg. Mittlerweile halte sie für möglich, dass die Regierung mit dem GMG tatsächlich auch die Qualität der Versorgung verbessern wolle. Das Gesetz biete den Krankenhausapothekern einige Chancen, in Zukunft ihre Fähigkeiten noch stärker zum Wohle des Patienten einzusetzen und mit innovativen Ideen die Arzneimitteltherapie noch effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten.

Der Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, Dr. Günther Hanke, warnte die Krankenhausapotheker vor zu viel Euphorie. Mit dem GMG werde die Regierung das heilberufliche Fundament der Offizinapotheker zerstören. Dies werde nicht ohne Auswirkungen auf die Krankenhäuser sein. Er zeigte sich überzeugt, dass auf dem nun eingeschlagenen Weg letztlich beide Bereiche des Apothekenwesens zerschlagen würden.

Dabei sieht Hanke nicht immer bösen Willen als treibende Kraft der Regierung. In vielen Fällen bedenke der Gesetzgeber einfach nicht, welche Konsequenzen sein Tun habe. Hanke forderte die Regierung eindringlich auf, Apotheker nicht nur als Lobbyisten zu begreifen, sondern vor allem als Experten, die gerne bereit seien, ihr Fachwissen in eine Reform, die ihren Namen verdiene, einzubringen.

Klinikleitung hält eigene Apotheke für verzichtbar

Das Problem, das die Offizinapotheker zurzeit mit der Regierung haben, gibt es bei den Krankenhausapothekern offensichtlich auch. Hier ist es aber nicht die Politik, es sind die Krankenhausträger, die die Qualität pharmazeutischer Leistungen in erster Linie aus ökonomischer Sicht bewerten. So stellte der Geschäftsführer der Katholischen St.-Johannes-Gesellschaft, Günther Nierhoff, klipp und klar fest, es gebe im Krankenhaus wichtigere Bereiche als die Apotheke, sie sei für eine Klinik nicht unverzichtbar. Wenn für Krankenhaus die Versorgung durch eine externe Apotheke wirtschaftlich lukrativer sei, dann werde sie dieses Angebot wohl in den meisten Fällen annehmen.

Nierhoff sieht für die Apotheker im Krankenhaus ein Akzeptanzproblem. Es sei ihnen in den vergangen Jahren nicht gelungen, die Klinikleitung und die leitenden Ärzte davon zu überzeugen, dass es ohne Apotheker nicht gehe. Wenn sie ihre Position im Krankenhaus verbessern wollten, dann müssten sie intern offensiver für ihre Leistungen werben und ihre Notwendigkeit für die Klinik dokumentieren. Das Argument der ADKA-Präsidentin, Krankenhausapotheken seien in der Regel Profit-Center einer Klinik, wollte Nierhoff nicht gelten lassen. Jede Abteilung im Krankenhaus glaube ihre Profitabilität belegen zu können. Wichtig sei aber allein, dass in der Gesamtbilanz ein Plus stehen müsse.

Krämer hält die Schließung von Krankenhausapotheken zugunsten eines externen Versorgers für einen fundamentalen Fehler. Kein anderes Wirtschaftsunternehmen betreibe Outsourcing beim Einkauf. Deshalb sei dies auch im Krankenhaus unsinnig. Top

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