Bonus für braves Verordnen |
10.06.2002 00:00 Uhr |
von Rainer Vollmer, Berlin
Ein Trend setzt sich in Berlin fort: Wenn die Ärzte weniger Arzneimittel verordnen, bekommen sie dafür Geld. Genau 5 Millionen Euro stehen in diesem Jahr als Bonuszahlung zur Verfügung.
Dabei geht die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin allerdings einen anderen Weg als die KV Nordrhein, die sich von den Krankenkassen die Niedrigst-Verordnung bezahlen lässt. In der Hauptstadt zweigen alle Facharztgruppen 1 Prozent ihres Honorars ab und legen das Geld in eine Art Fonds. Wer dann am Ende des Jahres die Nase vorn - respektive weniger verordnet - hat, erhält aus diesem Fonds einen Bonus.
"Das ist ein Anreiz für die Ärzte, ihre bisherige Verordnungsweise wirtschaftlicher zu gestalten", jubiliert die KV Berlin. Und unterstellt mit dieser Aussage gleichzeitig, dass bisher nicht vernünftig verordnet wurde.
"Diese Eigenregelung der Berliner Vertragsärzte ist bundesweit einmalig und unterstreicht ihren Willen, den Ausgabenanstieg zu reduzieren", freut sich KV-Vorsitzender Dr. Manfred Richter-Reichhelm. Er ist der Meinung, dass diese zurückhaltende Verordnungsweise "nicht zu Lasten der Patienten geht". Ihnen würden keine Medikamente vorenthalten. Denn die Ärzte sollen mehr Generika und weniger Analogpräparate verschreiben.
Die Bonusregelung ist Teil der Arzneimittelvereinbarung für das Jahr
2002 zwischen der KV und den Berliner Krankenkassen. Dabei vereinbarten
die Vertragspartner ein Ausgabenvolumen für Medikamente von 917 Millionen
Euro. Das sind immerhin 25 Millionen Euro (2,7 Prozent) weniger als im
vergangenen Jahr.
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