DocMorris leidet |
02.06.2003 00:00 Uhr |
Es trifft oft die Falschen, aber nicht immer. Warum sollte es dem Internet-Versender DocMorris besser gehen als deutschen Apotheken? Auch das niederländische Unternehmen leidet unter dem Beitragsatzsicherungsgesetz – mit Konsequenzen für die Krankenkassen. In einem Schreiben an die Kassen, die von DocMorris belieferte Rezepte widerrechtlich erstatten, teilt das Unternehmen mit, der „0800DocMorris-Rabatt“ werde gekürzt.
Bei der zukünftigen Rabattgestaltung haben sich die Niederländer offensichtlich von einigen Reimporteuren inspirieren lassen. Gerade einmal 1 Prozent will der Versender den Preis deutscher Apotheken noch unterbieten. Darüber hinaus sind höhere Rabatte nur bei „gesonderten Aktionen“ möglich.
Eine besondere Aktion fährt DocMorris selbst beim Inkasso der Zwangsrabatte für Hersteller und Großhandel – es zahlt erst mal nicht. In einem Schreiben vom 24. April bat der Arzneiversender um Stundung der bis 31. März 2003 fälligen Hersteller-Rabatte. Zahlreiche Pharmaunternehmen weigern sich angeblich, den Herstellerzwangsrabatt nach Kerkrade zu überweisen. Zu diesen Firmen gehörten unter anderen Lilly, Klosterfrau, Merck, Bayer und Aventis. Bei ihrer Weigerung bezögen sie sich auf den Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie. Dieser habe Arzneimittel, die von DocMorris verkauft wurden, für nicht erstattungsfähig erklärt, weil der Versandhandel in Deutschland rechtswidrig sei. Zudem sei das BSSichG ein nationales Gesetz, dass auf eine ausländische Versandapotheke nicht anwendbar sei.
DocMorris ärgert dies zutiefst. Da hat sich ein kleines unabhängiges und
altruistisches Unternehmen aufgemacht, das deutsche Arzneimittelwesen mit
Transparenz und Wettbewerb zu beglücken - und dann der Dolchstoß
herstellerseits. So viel Undankbarkeit lässt den selbst ernannten Robin Hood
der Arzneimitteldistribution in Larmoyanz verfallen: Zur Freude der Kunden
habe man „verkrustete Strukturen aufgebrochen und den Wettbewerb
angestoßen“, doch der Dank bleibe aus: „Ungeachtet der
gesundheitspolitischen Diskussion und Entwicklungen in Deutschland,
ungeachtet der gültigen Rechtsprechung und ungeachtet der Signale aus
Luxemburg wird hier starr rückwärtsorientiert argumentiert“, klagt
DocMorris-Vertreter Ralf Däinghaus im Schreiben den Kassen. Vom Wettbewerb
seien die Hersteller offenbar noch weit entfernt. Deshalb bitte er die
Kassen um Verständnis und Unterstützung. Da drängt sich die Frage auf,
welche Krankenkasse Däinghaus im Blick hat, den Pharmaherstellern ein
Vorbild im wettbewerblichen Handeln zu sein?
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