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Friese: Reform hat Klima der Verunsicherung geschaffen

08.05.2000  00:00 Uhr

- Politik Govi-Verlag

Friese: Reform hat Klima der Verunsicherung geschaffen

von Gisela Stieve, Berlin

Zu einem Klima der Verunsicherung hat die Gesundheitsreform 2000 bei der Bevölkerung geführt. Das beklagte der Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Hans-Günter Friese, vor knapp 60 Journalisten in Berlin. Gründe dafür seien unter anderem die oftmals oberflächlich geführten Diskussionen über die Festbetragsregelung, über die Schaffung oder Neugestaltung einer Positiv- oder Negativliste, über die Auseinandersetzungen im Bundesausschuss Ärzte/Krankenkassen, über Kopfpauschalen für Versicherte und über Beitragssatzerhöhungen als Ausdruck des Kassenwettbewerbs.

Friese forderte jetzt beim 24. Informationsgespräch mit wirtschafts- und sozialpolitischen Journalisten, die Politik der Verunsicherung von Patienten, Ärzten, Apothekern und Marktpartnern zu beenden. "Hände weg von Distributionsexperimenten in der Arzneimittelversorgung", so der ABDA-Präsident. Praxistaugliche Reformen müssten jetzt umgesetzt werden.

Bundesministerin Andrea Fischer habe vor kurzem in ihrem Bericht zur Finanzentwicklung der GKV kritisiert, dass die Arzneimittelausgaben im vergangenen Jahr um 8,4 Prozent gestiegen seien. Friese stellte klar, dass die Ministerin den größten Teil dieses Anstiegs selbst verursacht habe, indem sie zum Beispiel zum 1. Januar 1999 die gesetzlichen Zuzahlungsbeiträge zu Arzneimitteln mit dem Solidaritätsstärkungsgesetz gesenkt habe.

Die bis heute andauernde kollektive Budgetierung im Arzneimittelbereich produziere nach Frieses Worten Fehlentwicklungen, aber keine Problemlösungen. Angesichts einer Versorgungslücke in Höhe von sechs Milliarden DM und vor dem Hintergrund der Regressdrohungen werde es bei vielen Ärzten zu angstgesteuertem Verordnungsverhalten kommen.

Der ABDA-Präsident wies auch darauf hin, dass ein von manchen Kassen immer wieder vorgeschlagene Arzneimittelversand zu einem nicht wieder einzuholenden Qualitätsverlust in der Arzneimittelversorgung führen werde. Die Behauptung, Versand spare Kosten, sei falsch, was der Kostenanstieg von 15 Prozent pro Jahr in den Managed Care Systemen der USA zeige.

Die ABDA lehne einen Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Vertriebssystemen ab, nicht aber einen Qualitätswettbewerb zwischen den Apotheken. Dieser Intra-Wettbewerb werde durch die Gesetzgebung – unter anderem Fremd- und Mehrbesitzverbot sowie die Arzneimittelpreisverordnung – erst ermöglicht und führe zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Versorgungsqualität und der Leistungen der einzelnen Apotheken.

Die heutige Arzneimittelversorgung über die öffentliche Apotheke sei allen anderen Systemen überlegen, weil Logistik und Beratung in einer Hand liegen. Das könnten weder Versandhandel noch Call Center leisten. Friese appellierte an alle Beteiligten im Gesundheitswesen, die ABDA-Konzepte zur Qualitätsverbesserung und zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens aufzugreifen und im Interesse der Patienten umzusetzen.

Pharmazeutisches Leistungsangebot

Das Konzept eines pharmazeutischen Leistungsangebots für eine integrierte Versorgung stellte Professor Dr. Rainer Braun, Geschäftsführer Pharmazie der ABDA, vor. Diese Vorstellungen, die die ABDA mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) entwickelt hat, sehen vor, dass Apotheker integrierte Versorgungsnetze in der Arzneimittelversorgung aktiv unterstützen können, ohne selbst Netzmitglied zu sein. Die Beziehungen könnten in einer kollektiven Kooperationsvereinbarung außerhalb des Netzvertrages geregelt sein. Dabei könnten die spezifischen Bedürfnisse eines Netzes individuell berücksichtigt werden.

Bei dem Konzept werden nach Brauns Darstellung folgende Fixpunkte nicht aufgegeben: die Bindung des Arzneimittels an die öffentliche Apotheke, der einheitliche Apothekenabgabepreis, das Verbot von Fremd- und Mehrbesitz, die freie Apothekenwahl sowie das Prinzip der Kollektivverträge. Top

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