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Unter Budgets werden immer auch Leistungen verweigert

17.04.2000  00:00 Uhr

- Politik Govi-Verlag

Unter Budgets werden immer
auch Leistungen verweigert

von Karl H. Brückner, Berlin

Die Budgetierung im Gesundheitswesen führt zu Leistungsverweigerungen der Vertragsärzte und unterminiert das Vertrauen der Patienten in die Ärzteschaft und das System der solidarischen Krankenversicherung. Dieses Fazit hat der Bremer Gesundheitsforscher Dr. Bernard Braun aus den Ergebnissen einer Patientenbefragung gezogen.

Der Wissenschaftler von der Forschungseinheit "Gesundheitspolitik und Evaluation der medizinischen Versorgung" beim Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen hat die Befragung von über 4000 Versicherten im Auftrag der Gmünder Ersatzkasse (GEK) konzipiert und ausgewertet. Für die GEK-Versicherten insgesamt sollen die Ergebnisse repräsentativ sein.

Einige Ergebnisse im Detail: Von den Befragten waren rund 58 Prozent (2299 Personen) im letzten Quartal 1999 in Behandlung. Von diesen berichteten 27 Prozent (630 Personen) von mindestens einer abgelehnten/verweigerten oder auf das Jahr 2000 verschobenen ambulanten Leistung. Betroffen waren diese Leistungsarten: Heil- und Hilfsmittel (15 Prozent der behandelten Versicherten; 333 Personen), Medikamente mit oder ohne Angebot einer Alternative (jeweils elf Prozent; 254 und 247 Personen), ärztliche Untersuchung (fünf Prozent; 117 Personen), ärztliche Behandlung (drei Prozent oder 60 Personen).

Insgesamt sind demnach 630 Versicherten in 1011 Einzelfällen ambulante Leistungen verweigert worden. Zwei Drittel der abgelehnten Verordnungen eines bisher verschriebenen Medikaments (ohne ein Alternativ-Angebot) wurde vom Arzt mit der Budgetierung begründet. Einem Drittel der Versicherten, denen die Verordnung eines vorher verschriebenen Medikaments (allerdings mit einem Alternativ-Angebot, etwa Generika) verweigert wurde, nannte der Arzt keinerlei Begründung. Auch jedem fünften Patienten, dem der Arzt oder Zahnarzt eine Behandlung verweigerte, wurden dafür keine Gründe genannt.

Ein Drittel der Behandlungs- und 14 Prozent der Arzneiverordnungs-Verweigerungen (ohne Nennung einer Alternative) begründeten die Ärzte medizinisch-therapeutisch. Über "viele" oder "sehr viele ... spürbare gesundheitliche Nachteile" infolge von Leistungsverweigerung/-verschiebung berichtete jeder vierte davon Betroffene. Mehr als jeder zweite Patient mit abgelehnten Leistungen besorgte sich diese auf anderen Wegen. Das kostete durchschnittlich 185 DM.

Jedem dritten Versicherten, dem irgendeine Leistung als GKV-Sachleistung verweigert wurde, bot der Arzt/Zahnarzt diese als Privatleistung an. Andere Ausweichreaktionen der Patienten: Zwölf Prozent wechselten den Arzt und bekamen von diesem die zuvor abgelehnte Leistung, drei Prozent der Wechsler hatten auch im zweiten Anlauf keinen Erfolg.

Ein Drittel aller Befragten (also nicht nur der im vierten Quartal behandelten), berichten, das Patienten-Arzt-Verhältnis habe sich in den vergangenen zwei Jahren verändert (jeweils: "trifft voll und ganz zu"): Immer häufiger werden Kosten angesprochen (38 Prozent), häufigere Kritik des Arztes am Kassensystem (36 Prozent), Angebot von Privatleistungen (24 Prozent), der Arzt nimmt sich weniger Zeit als früher (22 Prozent), der Arzt tut nicht mehr alles, was der Gesundheit nützt (18 Prozent). Top

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