Qualitätsbeurteilung für Ärzte |
07.03.2005 00:00 Uhr |
Im Gesundheitswesen fehlt es nicht an Geld, sondern an Entscheidungskraft und Verantwortungsbewusstsein. Davon waren Teilnehmer der Veranstaltung »Gesundheit zwischen Ethik und Monetik« überzeugt.
Diskussionsteilnehmer sprachen von »ausreichenden und akzeptablen finanziellen Mitteln« im Gesundheitswesen, die derzeit jedoch falsch eingesetzt und schlecht verwaltet werden. Auf die »Fülle tief greifender Werte-Entscheidungen, die dringend getroffen werden müssen«, verwies der Hamburger Militärdekan Dr. Hartwig von Schubert. Er vermisse »fähige politische Organe«, die Visionen entwickeln und sich für die Belange der Schwachen in der Gesellschaft einsetzen, denn diese seien tatsächlich unterversorgt. Schubert sprach von »Ungeduld« angesichts der Unfähigkeit verantwortlicher Politiker, Ziele zu definieren, statt stets nur zu reagieren.
»Es kann nicht Aufgabe der Legislative sein, zu entscheiden, wie die Mittel im Gesundheitssystem verteilt werden. Dazu ist die Politik nicht in der Lage«, sagte Dr. Erika Ober, MdB, stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin der SPD. Ambulant, stationär: Ober forderte mehr Wettbewerb auch zwischen den Sektoren sowie »Rationalisierung statt Rationierung«. Diese Aufgabe komme den Fachgesellschaften zu.
Eine »gesellschaftspolitische Debatte, wie die Mittel verteilt werden«, forderte Dr. Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Marburger Bundes. Als Unternehmer sei der Arzt im Rollenkonflikt, so der Funktionär, der einräumte, dass es auch im Gesundheitswesen nur zu oft lediglich um »die Verteidigung von Macht und Erlangung monetärer Vorteile« geht.
»Intelligente Formen der Weiterentwicklung« wünschte sich Dr. Johannes
Bruns, Leiter des Referates Grundsatzfragen Medizin beim Verband der
Angestellten-Krankenkassen (VdAK). Er monierte die derzeitige Mode im
Gesundheitswesen, sich lediglich über gegenseitige Schuldzuweisungen zu
definieren. »Wo Arzt draufsteht, muss auch Arzt drin sein.« Bruns forderte
die öffentlich zugängliche Bewertung medizinischer Kompetenzen und
Leistungsnachweise, die zur Grundlage der Arztwahl des Patienten und
finanzieller Entscheidungen der Kassen gemacht werden können. Für die
dokumentierte und publizierte Qualitätsbeurteilung medizinischer
Leistungen gemäß Vorbild »Stiftung Warentest« und »Focus-Ärzteliste« sowie
den »Mut, klare Grenzen zu ziehen« plädierte auch Professor Dr. Stefan
Willich, Direktor des Institutes Sozialmedizin, Epidemiologie und
Gesundheitsökonomie an der Charité. Nicht zuletzt durch Einführung von
Risikozuschlägen müsse die Eigenverantwortung des Krankenversicherten
gestärkt werden. Nur so komme dieser weg von seiner
»Vollkasko-Mentalität«.
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