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Danke, lieber Dr. Rath

21.08.2000  00:00 Uhr

- Politik Govi-Verlag

Danke, lieber Dr. Rath

von Ulrich Brunner, Eschborn

Seit einigen Wochen blickt Dr. Matthias Rath bundesweit von großflächigen Plakaten und sagt Danke für den Dank von Millionen Menschen, die er scheinbar aus den Klauen der Pharmaindustrie gerettet hat. Wer ist dieser weißhaarige Mann, der mit einer groß angelegten Kampagne versucht, die Menschen gegen Industrie, Behörden und Medien aufzuwiegeln? Und warum investiert eine Person, die sich selbst als unabhängigen Wissenschaftler bezeichnet, so viel persönliches Engagement und Geld in diese Aktion?

Rath, von Beruf Mediziner und ursprünglich am deutschen Herzzentrum in Berlin und der Universitätsklinik in Hamburg tätig, agiert mit einem eigenen Unternehmen im niederländischen Amelo. Er versucht, insbesondere hoch dosierte Vitaminpräparate von dort aus in Deutschland zu vermarkten. Die hiesigen Behörden stufen die Rath'schen Produkte auf Grund ihrer hohen Dosierungen aber zumeist als Arzneimittel ein. Da die Präparate als solche in Deutschland keine Zulassung haben, sind sie bei uns nicht verkehrsfähig. Um eine entsprechende Zulassung hat sich Rath bislang nicht bemüht. Er versucht vielmehr, mit aggressiver Werbung und Kampagnen seinen Produkten den Weg zu bereiten.

Dazu verschickt er nicht nur Broschüren und Videokassetten, die darüber aufklären sollen, wie wir uns möglichst mit hohen Dosen an Vitaminen vor Krebs und Herzkreislauf-Krankheiten schützen sollten, sondern hetzt auf seiner eigenen Homepage unter www.dr-rath.nl auch gegen diverse "Täter der Pharmaindustrie und ihre Handlanger" aus Politik, Medien und Wissenschaft.

Schutz vor dem Pharmakartell

Besonders dem Codex Alimentarius hat Rath den Kampf angesagt. Diese Kommission wurde 1962 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und den Vereinten Nationen mit dem Ziel gegründet, internationale Lebensmittelstandards zu erarbeiten, um die Verbraucher weltweit vor unredlichen Praktiken zu schützen. Für Rath ist der Codex dagegen eine vom "Pharmakartell" gesteuerte Institution, die "gezielt versucht, Gesundheitsinformationen zu Vitaminen und Naturtherapie zu verbieten". Zitat Rath: "Eine Gefahr für die Menschheit".

In einer aktuellen Pressemeldung des hauseigenen Verlages MR-Publishing nimmt Rath jetzt den Vorsitzenden des Bundesamtes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV), Rolf Grossklaus aufs Korn. Grossklaus leitete die letzte Tagung der Codex-Kommission im Juni in Berlin. Unter der Überschrift "Grossklaus wird kleinlaut - BgVV muss Lügenkampagne über Vitamin C stoppen" wirft der selbst ernannte Gesundheitsapostel dem Behördenchef vor, sich "zum willigen Werkzeug einer rücksichtslosen Kampagne der Pharmaindustrie gegen lebenswichtige Naturstoffe machen zu lassen." Rath: "Die Pharmaindustrie versucht schon seit langem, sich die lästige Konkurrenz am Heilmittelmarkt durch die nicht patentierbaren Vitamine vom Hals zu schaffen." Die Codex-Kommission versuche durch "absurde Obergrenzen für Vitamine und andere völlig unschädliche Naturstoffe" der Industrie den Weg zu bereiten.

Rath schreckt nicht einmal davor zurück, in der Pressemeldung einen Vergleich mit dem Blutprodukteskandal zu ziehen. Zitat: "Mit derlei korrupten industriellen Interessenvertretungen steht Grossklaus dabei durchaus in der Tradition seiner Behörde und dessen Vorgängern, dem BGA. Die Gefahren durch aidsverseuchte Blutkonserven ... hatte man jahrelang wider besseren Wissens bagatellisiert und dafür sogar eine Spende ... in Empfang genommen."

Nicht nur der BgVV-Chef, sondern auch Journalisten und Politiker stehen auf Raths Abschussliste. Auf seiner Homepage stellt er unter dem Motto "Most wanted - die Täter der Pharmaindustrie und ihre Handlanger im weltweiten Pharmakartell" die Macher des TV-Magazins Report, Ex-Kanzler Helmut Kohl sowie diverse Vorstandsvorsitzende großer Pharmaunternehmen an den Pranger.

Eigenes Netz wirbt Berater an

Neben diversen Informationen über das von Rath eigens entwickelte Vitaminprogramm "Zellular Medizin" und einigen Erfahrungsberichten wirbt die Rath'sche Internetseite zudem Berater für das eigene Gesundheits-Netzwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Wer will, kann sich direkt mit einem im Internet zum Herunterladen bereitgestellten Antrag bei der Matthias Rath B.V. anmelden. Dabei setzt Rath vor allem auf die Verbreitung seiner Mission über Familienangehörige, Freunde und Bekannte. Überregionale Aktivitäten der Netzangehörigen sind ausdrücklich unerwünscht, "damit sichergestellt wird, dass die von Rath erarbeiteten lebenswichtigen Gesundheitsinformationen dem Gesundheits-Netzwerk ... zugute kommen".

Die Interessenten können nicht nur die Einführungsmappe für 50 DM bestellen, sondern werden gleichzeitig auch gebeten, ihre Bankverbindung für die fälligen Kommissionen anzugeben.

Warum, Dr. Rath?, fragt man sich bei solch hemmungslosem Aktionismus. Will der Freiheitskämpfer für Vitamine uns tatsächlich vor dem globalen Herz- oder Krebstod retten, oder steckt dahinter nur ein skrupelloses Geschäftsinteresse? Fest steht: Auch wenn Rath seine Gegner mit Klagen und Verfügungen überhäuft und künftig vielleicht dem Papst und Bill Clinton dunkle Machenschaften im Vitaminkartell vorwirft. Seine Produkte sind in der Bundesrepublik nicht nur zulassungspflichtig sondern auch überteuert. Auf der Rath'schen Bestellliste sucht man vergebens ein Präparat unter 50 DM. Top

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