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Gut versorgte Krebspatienten sind besser geschützt

22.10.2001  00:00 Uhr

SELEN

Gut versorgte Krebspatienten sind besser geschützt

von Brigitte M. Gensthaler, München

Eine Basistherapie, die unter anderem Selen enthält, kann bei Krebspatienten die Überlebenszeit verlängern und die Lebensqualität verbessern. Dies folgert Dr. Elsbeth Rethfeldt, Düsseldorf, aus den ersten Ergebnissen eines Modellprojektes zur Komplementäronkologie, an dem sie von 1993 bis 2001 teilnahm.

In einem Modellprojekt der VdAK erhielten Krebspatienten nach einer umfassenden Untersuchung eine Basistherapie mit Vitaminen, Spurenelementen, Selen und proteolytischen Enzymen (ImmunoBasic®, Cefasel® und Phlogenzym®). Jeder Patient nahm täglich entweder 100 mg Selen, oder bei besonderer Belastung, zum Beispiel durch Strahlen- oder Chemotherapie, 300 mg ein. Zusätzlich wurden Therapieansätze wie Immunmodulation, Ernährungsberatung, Psychotherapie, Mistel-Infusionen, Ganzkörper-Hyperthermie oder loko-regionale Hyperthermie eingesetzt, sagte Rethfeldt bei einer Pressekonferenz der Firma Cefak in München.

Im Vergleich zu anderen Tumorpatienten, deren Daten man dem Saarländer Krebsregister entnahm, hätten die Patienten länger gelebt und eine bessere Lebensqualität genossen. Die niedergelassene Ärztin für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Psychotherapie plädierte klar für den Einsatz des essenziellen Spurenelements in der Onkologie. Vor und nach der operativen Entfernung von Tumoren gegeben, könne Selen Ödeme vermindern und der Metastasenbildung vorbeugen. Bei der Strahlentherapie schütze es das gesunde Gewebe vor Strahlenschäden. Vor einer Chemotherapie sollte man dem Patienten "grundsätzlich" mindestens 1000 mg Selen infundieren, um die Nebenwirkungen der Zytostatika zu mildern, berichtete sie weiter.

Radikale abwehren

Selen werden vielfältige günstige und auch tumorprotektive Wirkungen zugeschrieben. Im Immunsystem soll es die Lymphozytenfunktion modulieren und die Aktivität von NK-Zellen (natural killer cells) steigern. Das Spurenelement unterstützt antioxidative Enzymsysteme und normalisiert den Glutathionstoffwechsel. Außerdem soll es den Stoffwechsel der Tumorzelle beeinflussen, DNA-Reparaturmechanismen ankurbeln und den programmierten Zelltod von Tumorzellen unterstützen.

Selen erfüllt im Körper lebensnotwendige Funktionen als Bestandteil von Proteinen. Das bekannteste Eiweiß ist die Glutathionperoxidase, die die Zelle vor freien Radikalen schützt. Ein mitochondriales Kapsel-Selenoprotein bewahrt das Spermium vor oxidativen Schäden, berichtete der Bioanorganiker Dr. Klaus Kühn, Gröbenzell. Verschiedene Deiodasen sind an der Aktivierung von Schilddrüsenhormonen beteiligt; Thioredoxin-Reduktasen greifen entscheidend in den Redoxhaushalt und eventuell auch in das Wachstum von Zellen ein. Selenoprotein P dürfte ebenfalls als antioxidativer Schutzfaktor wirken. Bislang kennt man etwa 20 Selen-abhängige Enzyme.

Selenversorgung schwankt

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält eine tägliche Aufnahme von 30 bis 70 mg Selen für angemessen. Viele Deutsche dürften mit der Nahrung 30 bis 40 mg erreichen. Die Hauptquellen sind Fleisch, Meeresfisch, Huhn und Eier, aber auch Linsen und Spargel. Der Gehalt von Selen in Pflanzen schwankt je nach Bodenbeschaffenheit erheblich, zeigte Kühn am Beispiel des Weizens. In Deutschland enthält Weizen durchschnittlich 69 mg pro Kilogramm Trockensubstanz, in selenreichen Gebieten der USA können es 64 bis über 23.000 mg/kg sein.

Professor Dr. Detlev Thilo-Körner von der Universität Gießen konstatiert bei vielen Patienten ein Selendefizit. Von 421 Patienten hätten nur 15 Prozent einen Serum-Selenspiegel über 100 mg/l.; Als Normwert definierte er 150 mg/l. Die DGE gibt für gesunde Menschen einen Plasmawert über 50 mg/l als normal an, empfiehlt aber, die Selenversorgung in Deutschland sorgfältig zu beobachten.

 

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 1. Aufl. Frankfurt 2000, Selen S. 195-200.
  2. Sill, R., Tumorerkrankungen: Bedeutung von Selen in Prävention und komplementärer Therapie. Pharm. Ztg. 144, Nr. 32 (1999) 2508-2513.

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