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Impfung macht Gürtelrose erträglicher

11.07.2005  00:00 Uhr

Studie

Impfung macht Gürtelrose erträglicher

von Elke Wolf, Rödermark

Varicellen geht es langsam, aber sicher an den Kragen. Nachdem die Ständige Impfkommission (STIKO) seit letztem Sommer empfiehlt, Kinder standardmäßig gegen Windpocken zu impfen, wird es wohl auch bald eine Vakzine gegen Gürtelrose geben.

Der Zosterimpfstoff Zostavax™ senkt signifikant Häufigkeit, Stärke und Dauer von Schmerzen bei Gürtelrose. Mehr noch: Auch die Häufigkeit von persistierenden Nervenschmerzen nach der Erkrankung nimmt ab und die Impfung vermag den Ausbruch der Hautläsionen in vielen Fällen zu verhindern. Diese Ergebnisse lieferte eine randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde Studie, die über mehr als fünf Jahre hinweg an 22 in den USA verteilten Prüfzentren durchgeführt und Anfang Juni im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde.

Die Probanden, Männer und Frauen im Alter ab 60 Jahren ohne Gürtelrose in der Anamnese, wurden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Impfung erfolgte mit Zostavax (n = 19.270) oder Placebo (n = 19.276). Das Auftreten einer Gürtelrose wurde über einen mittleren Zeitraum von 3,1 Jahren beobachtet. Patienten, bei denen sich eine Gürtelrose entwickelte, bekamen wenn erforderlich das Virustatikum Famciclovir und Analgetika.

Als primärer Endpunkt zählte die Ausprägung der Beschwerden (Burden of illness, BOI) innerhalb der ersten sechs Monate nach Auftreten des Ausschlags. Dabei wurden Häufigkeit, Schwere und Dauer des Schmerzes und der unangenehmen Begleiterscheinungen erfasst. Die Stärke des Schmerzes wurde in einem validierten Fragebogen mit einer Punkteskala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (schlimmster vorstellbarer Schmerz) bewertet. Probanden, die keine Gürtelrose bekamen, erhielten die Punktzahl 0.

Die Ergebnisse der Studie lassen sich so zusammenfassen: Zostavax verringerte signifikant die Häufigkeit, Stärke und Dauer von Schmerzen und unangenehmen Begleiterscheinungen, die durch die Gürtelrose verursacht wurden, und zwar um 61,1 Prozent. Die BOI-Gesamtzahl lag bei 2,2 in der Verum- und bei 5,7 in der Placebogruppe. Zudem litten die Probanden in der Verumgruppe signifikant seltener (66,5 Prozent) unter neuropathischen Schmerzen, wenn sich bei ihnen ein Herpes zoster manifestierte. So traten bei 27 Patienten der Impfstoffgruppe Nervenschmerzen auf, dagegen litten 80 Placebo-Geimpfte an postherpetischer Neuralgie.

Was die Gesamtinzidenz der Gürtelrose betrifft, war Zostavax in der Lage, die Erkrankung zu 51,3 Prozent zu verhindern. 315 Gürtelrosen traten trotz Verum-Impfung auf, in der Placebogruppe waren es 642. Die Wirksamkeit des Impfstoffs war unabhängig von Geschlecht und Alter der Probanden sowie von anderen demographischen Faktoren.

Bezüglich unerwünschter Wirkungen waren Verum und Placebo insgesamt vergleichbar. Lokalreaktionen an der Einstichstelle waren jedoch beim Impfstoff (N = 20) deutlich häufiger zu beobachten als unter Placebo (N = 7). Windpocken-ähnliche Ausschläge um die Einstichstelle waren dabei am häufigsten. Auch sonstige Rötungen, Juckreiz oder Schwellungen waren häufiger, jedoch nur leicht ausgeprägt. Der Zulassungsantrag für Zostavax ist bereits in den USA und in Europa eingereicht.

  

Lebenslanger Begleiter

Charakteristisch für das Varicella-zoster-Virus ist, dass es zeitlich versetzt für zwei Erkrankungen verantwortlich ist. Nach durchgemachter Windpockenerkrankung ist man auch gegen die Folgeerkrankung nicht gefeit, den Herpes zoster. Nach einer Windpocken-Infektion schlummert das Virus im Dorsalganglion, und die Gürtelrose beginnt meist dann zu blühen, wenn das Gleichgewicht zwischen der Virulenz der in den Ganglienzellen persistierenden Varicellen und der zellulären Immunantwort gestört ist.

Die postzosterische Neuralgie ist Komplikation Nummer eins der Gürtelrose. 10 bis 15 Prozent reagieren so stark auf Berührungsreize, dass sogar das Tragen von Kleidungsstücken unerträglich ist. Je älter der Patient, desto wahrscheinlicher ist eine Neuralgie nach dem Herpes zoster. Bei den über 70-Jährigen sind bis zu 70 Prozent betroffen.

 

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