Folsäure und Brustkrebsrisiko |
31.05.1999 00:00 Uhr |
In Tierversuchen korrelierte eine geringe tägliche Folsäureaufnahme mit dem gehäuften Auftreten von Tumoren. Beim Menschen beobachteten Wissenschaftler in epidemiologischen Untersuchungen speziell bei Trinkern ein höheres Kolonkrebsrisiko. Eventuell könnte bei einem Mangel im Folssäurestatus die Verfügbarkeit von S-Adenosylmethionin zur DNA-Methylierung verringert sein, und deshalb die Genexpression gestört. Bei einem Folatmangel kann es aber auch zu einer abnormalen DNA-Synthese aufgrund eines fehlerhaften Einbaus von Uracil in die DNA kommen. In der Folge brechen Chromosomen und DNA-Reparaturvorgänge werden gestört.
Durch den Folsäureantagonist Ethanol steigt daher der Folsäurebedarf. Eine erhöhte Aufnahme des Vitamins - besonders bei Personen die viel Alkohol trinken könnte also unter anderem das Brustkrebsrisikos senken. Um diese Hypothese zu prüfen, werteten Wissenschaftler die Daten von 88 818 Frauen aus, die an der Nurses-Health-Studie teilgenommen haben. Sie verglichen die Inzidenz von invasiven Brustkrebs mit den Folsäurespiegeln und der Alkoholaufnahme.
Innerhalb des Beobachtungszeitraums von 16 Jahren erkrankten insgesamt 3483 Frauen an Brustkrebs. Die Gesamtaufnahme von Folsäure korrelierte nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko. Bei Frauen, die täglich mindestens 15 g Alkohol zu sich nahmen, war das Brustkrebsrisiko jedoch bei einer niedrigen Folsäureaufnahme deutlich erhöht. Frauen, die täglich mehr als 600 mg Folat zu sich nahmen, litten weniger als halb so selten an Brustkrebs, als Frauen die zwischen 150 und 299 mg pro Tag aufnahmen. Dieses Unterschiede waren hoch signifikant, auch nachdem anderer Faktoren wie die Betacaroten-, Vitamin-A-, Vitamin-C- oder Vitamin-E-Aufnahme berücksichtigt wurden. Entsprechend den Daten bestand das höchste Brustkrebsrisiko bei Frauen, die weniger als 300 mg Folsäure und mehr als 15 g Alkohol pro Tag aufnahmen. Gegenüber Frauen, die bei gleicher Folataufnahme weniger als 15 g Alkohol konsumierten, betrug die Risikoerhöhung 32 Prozent. Bei Frauen, die mehr als 300 mg Folsäure und mehr als 15 g Alkohol zu sich nahmen, registrierte man lediglich eine Risikoerhöhung um 5 Prozent.
Als Hauptquelle für die tägliche Folsäurezufuhr dienten entsprechende Multivitaminpräparate. Nahmen die Frauen am Ende des Beobachtungszeitraums ein solches Präparat ein, so ergab sich hieraus auch bei einer Aufnahme von mehr als 15 g Alkohol täglich eine Risikoreduktion um 26 Prozent.
Quelle: Zhang, S. et a. JAMA 281 (1999). 1632 - 1637
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