Pharmazie |
08.05.2000 00:00 Uhr |
Mit erfolgversprechenden Studienergebnissen macht der Zeit ein neues Interferon auf sich aufmerksam. Anfang Mai präsentierten Wissenschaftler auf einem Fachkongress im niederländischen Rotterdam erste Daten einer Phase-III-Studie mit pegyliertem Interferon alfa-2a bei Patienten mit Hepatitis C.
39 Prozent aller Patienten hätten anhaltend auf Peginterferon (voraussichtlicher Handelsnamen Pegasys) angesprochen, meldet der Hersteller Hoffmann-La Roche. Bei ihnen sei die Anzahl der RNA-Kopien des Hepatitis-C-(HC)-Virus unter die Nachweisgrenze gesunken. Dagegen sprach die Therapie mit herkömmlichen Interferon alfa-2a nur bei 19 Prozent der Patienten an. Diese Responderraten wurde 72 Wochen nach Therapiebeginn gemessen. Insgesamt erhielten die Probanden über 48 Wochen Interferon, dann folgte eine 24-wöchige Nachbeobachtungszeit.
Inzwischen gehen Wissenschaftler davon aus, dass über 170 Millionen Menschen weltweit das HC-Virus in sich tragen. Als Therapie der Wahl gilt derzeit eine Kombination aus Interferon und Ribavirin (Rebetol®). Der Nachteil: auch das Wirkstoffdouble spricht lange nicht alle Patienten an. Höhere Ansprechraten verspricht sich der Pharmakonzern Roche von Peginterferon.
Bei diesem Arzneistoff handelt es sich um ein herkömmliches Interferon alfa-2a, dass an Polyethylenglykol (PEG) gekoppelt wurde. Der Vorteil: Die Substanz gelangt zwar genauso schnell wie herkömmliches Interferon in Blutkreislauf und Lebergewebe, verfügt aber über eine wesentlich längere Halbwertszeit. Nach Meinung der Wissenschaftler schützt das PEG mit einem Molekulargewicht von 40 kDa die Interferon-Moleküle davor, schnell metabolisiert und eliminiert zu werden. In pharmakokinetischen Studien habe die einmalige parenterale Gabe von 180 mg Peginterferon zu ausreichend hohen Plasmakonzentrationen über eine Woche geführt, berichtet Roche.
Bislang liegen noch keine Studiendaten zu einer Kombinationstherapie von Peginterferon alfa-2a und Ribavirin vor. Ob Patienten bei dieser Kombination seltener unter den gefürchteten Nebenwirkungen wie zum Beispiel hämolytischer Anämie leiden, wird sich zeigen.
Der Konzern will in Kürze die Zulassungsunterlagen für Pegasys bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA einreichen, anschließend auch in anderen Ländern. Zudem soll ein eigens für die Interferontherapie entwickelter Pen auf den Markt kommen.
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