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Neue Antihypertensiva sind Oldies nicht überlegen

13.03.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

Neue Antihypertensiva sind
Oldies nicht überlegen

von Rainer Deschner, Bad Mergentheim

ACE-Hemmer und Calciumantagonisten sind b-Blockern und Diuretika im Hinblick auf Blutdrucksenkung und Reduktion kardiovaskukärer Ereignisse nicht überlegen, so das Ergebnis einer schwedischen Multizenterstudie.

Der Blutdruck wird über eine Vielzahl verschiedener Mechanismen reguliert. Entsprechend vielschichtig sind die Angriffspunkte für eine antihypertensive Therapie. Für b-Blocker und Diuretika, die zu den älteren Antihypertensiva zählen, konnten Wissenschaftler in mehr als zehn Interventionsstudien eine Senkung der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität nachweisen. Diesen Effekt belegt jeweils nur eine Studie für die Calciumantagonisten und ACE-Hemmer. Forscher verglichen deshalb in der offenen randomisierten STOP-2-Studie (Swedish Trial in old patients with Hypertension) den Einfluss von ACE-Hemmern als auch Calciumantagonisten auf kardiovaskuläre Ereignisse im Vergleich zu älteren Antihypertensiva.

6614 Hypertoniker im Alter von 70 bis 84 Jahren mit einem Blutdruck über 180 mmHg systolisch und/oder 105 mmHg diastolisch wurden wie folgt randomisiert: 2213 Patienten erhielten entweder einen b-Blocker (50 mg Atenolol, 100 mg Metoprolol oder 5 mg Pindolol täglich) oder Diuretika (25 mg Hydrochlorothiazid plus 2,5 mg Amilorid täglich), 2205 Patienten nahmen einen ACE-Hemmer (10 mg Enalapril beziehungsweise 10 mg Lisinopril täglich) und 2196 Patienten wurden mit den Calciumantagonisten Felodipin oder Isradipin (jeweils 2,5 mg täglich) behandelt. Bei unzureichender Blutdruckeinstellung war die Gabe eines b-Blockers oder Diuretikums erlaubt.

In allen Behandlungsgruppen wurde der Blutdruck gleich gut gesenkt. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 60,3 Monaten ergab sich bei der Häufigkeit tödlicher Herzinfarkte, Schlaganfälle und anderer kardiovaskulärer Todesfälle kein Unterschied zwischen den älteren und neueren Antihypertensiva (jeweils 19,8 Ereignisse pro 1000 Patientenjahre). Ebenso war die Gesamtsterblichkeit, die Anzahl tödlicher und nicht tödlicher Herzinfarkte oder Schlaganfälle unter b-Blockern/Diuretika und ACE-Hemmern/Calciumantagonisten vergleichbar. Bei der Prävention von Schlaganfällen schnitten die ACE-Hemmer nicht schlechter ab als die anderen Antihypertensiva. Im Vergleich zu Calciumantagonisten war unter ACE-Hemmern das Risiko für Infarkt oder Herzinsuffizienz deutlich geringer (relatives Risiko 0,77 beziehungsweise 0,78). Sowohl die Patienten, die die älteren als auch die, die die neueren Antihypertensiva einnahmen, litten relativ häufig unter Schwindel. Etwa jeder Vierte in den einzelnen Gruppen war von dieser Nebenwirkung betroffen. Daneben traten unter ACE-Hemmer Husten (30 Prozent) und unter Calciumantagonisten Knöchelödeme (25 Prozent) auf.

Kritisch zu der Studie ist anzumerken, dass bei der letzten Untersuchung 46 Prozent der Patienten mehr als ein Blutdruckmittel einnahmen und nur noch 61 bis 66 Prozent in den drei Gruppen die anfänglich zugeteilte Medikation erhielten. Der Nettoeffekt eines Behandlungsregimes könnte hierdurch beeinflusst worden sein.

Literatur:

  • Hansson, L., et al., Randomised trial of old and new antihypertensive drugs in elderly patients: cardiovascular mortality and morbidity the Swedish Trial in Old Patients with Hypertension-2 study. Lancet 354 (1999) 1751 - 56.
  • Kendall, M. J., Commentary: Conventional versus newer antihypertensive therapies – a draw. Lancet 354 (1999) 1744 - 5.

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