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Docetaxel-Regime verlängert Leben

15.12.2003  00:00 Uhr
Adjuvante Brustkrebstherapie

Docetaxel-Regime verlängert Leben

von Conny Becker, Bergisch-Gladbach

Nach 55 Monaten Beobachtungszeit konnte eine Phase-III-Studie erneut bestätigen, das die adjuvante Therapie von Brustkrebs im Frühstadium mit einer Docetaxel-haltigen Kombination sowohl das krankheitsfreie Überleben als auch das Gesamtüberleben signifikant verbessert. Die entsprechende Zulassung wird Ende 2004 erwartet.

„18.000 Frauen mehr, die pro Jahr am Leben wären“, so veranschaulichte Privatdozent Dr. Carsten Oberhoff vom Universitätsklinikum Essen die positiven Ergebnisse der zweiten Zwischenanalyse der BCIRG-001-Studie auf einer Pressekonferenz, zu der die Firma Aventis geladen hatte. Seine Rechnung bezieht sich dabei auf jährlich 300.000 Diagnosen von nodalpositivem Brustkrebs weltweit und ein unter einer Docetaxel-Kombination um 6 Prozent verbessertes Überleben. Dieses konnte eine Vergleichsstudie der Breast Cancer International Research Group (BCIRG) zeigen.

In die auch unter dem Namen TAX 316 laufende Phase-III-Studie wurden an 112 Zentren insgesamt 1491 Patientinnen aufgenommen, die ein Mammakarzinom im Frühstadium sowie bereits befallene Lymphknoten aufwiesen (nodalpositiv). Die Frauen erhielten adjuvant, das heißt nach der Operation, randomisiert eine Chemotherapie mit einer TAC genannten Dreierkombination aus Docetaxel (Taxotere®), Doxorubicin (= Adriamycin) und Cyclophosphamid oder die häufig als Standardtherapie eingesetzte Kombination FAC mit 5-Fluorouracil anstelle des Taxans. Das vollständige Regime umfasste dabei sechs Zyklen im Abstand von 21 Tagen.

Beide Gruppen wiesen einen Anteil von 62 Prozent mit ein bis drei, 38 Prozent vier oder mehr befallenen Lymphknoten auf. Auch im Bezug auf Tumorgröße und Menopausenstatus waren beide Arme ausgeglichen. Als Prämedikation nahmen die Frauen Dexamethason zur Ödemprophylaxe sowie Antibiotika zur Vermeidung von Entzündungen ein. Frauen mit Hormonrezeptor-positiven Tumoren erhielten zusätzlich 20 mg Tamoxifen über die fünf Jahre. Bei der Mehrzahl der Frauen wurden alle sechs Behandlungszyklen appliziert (91 Prozent unter TAC, 97 Prozent unter FAC) und auch die relative Dosisintensität konnte bei fast allen erreicht werden, erklärte der deutsche Studienleiter.

Der primärere Endpunkt, das Rückfallrisiko, konnte die Taxan-haltige Therapie – verglichen mit dem FAC-Regime – um 28 Prozent senken. Auch das relative Risiko für die Gesamtmortalität, das als sekundärer Endpunkt galt, nahm um 30 Prozent gegenüber der Standardtherapie signifikant ab, so dass effektiv unter der Taxan-haltigen Therapie 87 Prozent der Patientinnen überlebten (versus 81 Prozent unter FAC). „Es verhindert das, was für Frauen wirklich relevant ist: Wir haben eine Reduktion von Fernmetastasen von 37 Prozent“, so der Gynäkologe.

Hochsignifikant waren die Ergebnisse insbesondere bei Frauen mit wenigen befallenen Lymphknoten. Die Patientinnen profitierten dabei unabhängig vom Hormonrezeptor- und HER-2/neu-Status.

Leukozyten nehmen ab

„Die hämatologische Toxizität ist da, mit prophylaktischer Antibiose aber zu handhaben“, versicherte Oberhoff. In der Studie betrug die Rate der fiebrigen Neutropenie – einer deutlich erniedrigten Leukozytenzahl – 24,7 Prozent in der TAC-Gruppe gegenüber 2,4 Prozent unter der 5-Fluoruracil-Kombination. Dieser Unterschied habe sich klinisch aber nicht „dramatisch“ ausgewirkt, Infektionen traten unter TAC bei 3,9, unter FAC bei 2,2 Prozent auf. Dabei wurden die Patientinnen nicht prophylaktisch mit dem Granulozytenkolonie-stimulierenden Faktor (GCSF) behandelt, was eine Neutropenie unter Chemotherapie verhindern kann. Die nicht hämatologischen Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Stomatitis, Asthenie und Alopezie waren in beiden Studienarmen vergleichbar.

Neben der BCIRG-001-Studie zeigten auch zwei große Studien mit Paclitaxel die Überlegenheit eines Taxans in der adjuvanten Therapie des Mammakarzinoms, so Oberhoff. Während die Studie NSABP-B28, in der eine Gruppe Paclitaxel zur gängigen Kombination Doxorubicin und Cyclophosphamid erhielt, signifikant weniger Rezidive unter dem Taxan nachweisen konnte, zeigte die Studie CALGB 9344 zusätzlich ein signifikant höheres Gesamtüberleben.

Nachdem Taxotere bereits in verschiedenen Kombinationen sowie als Monotherapie (nach Versagen einer Anthracyclin-haltigen Chemotherapie) zur Behandlung von Frauen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs zugelassen ist, liegt den amerikanischen und europäischen Zulassungsbehörden ein Antrag auf Erweiterung vor. Der Hersteller hofft, dass Taxotere in Dreierkombination noch Ende 2004 die Zulassung in der adjuvanten Therapie erhält. Top

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