Dienstleistungszentrum für Apotheken |
19.11.2001 00:00 Uhr |
ZENTRALLABORATORIUM
von Ulrich Brunner und Hartmut Morck, Eschborn
Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) in Eschborn will den öffent-lichen Apotheken in Zukunft noch mehr Dienstleistungen anbieten. Zudem steht eine Neustrukturierung an. Neben dem eingetragenen Verein soll im kommenden Jahr eine gemeinnützige Gesellschaft mit begrenzter Haftung (gGmbH) gegründet werden. Die PZ sprach mit dem ZL-Vorsitzenden, Dr. Richard Klämbt, ZL-Leiter, Privatdozent Dr. Hans-Peter Deigner sowie Silvia Hoffmann-Müller, zuständig für den Bereich Personal, Finanzen und Verwaltung, über die Hintergründe.
PZ: Sie sprechen von einem größeren Dienstleistungsangebot für die Apotheken. Wie sieht das aus?
Deigner: Bereits in der Vergangenheit hat sich das ZL in den Bereichen Qualitätssicherung und Beratung engagiert. Diese Tätigkeiten wollen wir noch weiter forcieren und den Bereich der Schulungen hinzunehmen beziehungsweise verstärken. Die bereits erfolgreich etablierten Ringversuche sollen weiter ausgebaut werden. Inzwischen hat sich zum Beispiel bei den Blutuntersuchungen die Anzahl der teilnehmenden Apotheken seit 1999 vervierfacht. Auch in Zukunft sollen Ringversuche zur Rezepturqualität stattfinden. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus den ZL-Ringversuchen möchten wir ebenfalls in Seminare mit einbringen und an die Kollegen weitergeben.
Wir können uns außerdem vorstellen, künftig Apotheken im Bereich Diagnostika zu unterstützen, in dem wir zum Beispiel Untersuchungen als Dienstleistungen anbieten. Hierzu haben wir unter anderem einen Kooperationsvertrag mit einem Hersteller von so genannten Micro-Arrays abgeschlossen, um darauf basierende Diagnostika mitzuentwickeln. Die Chips erlauben Aussagen über das individuelle Erkrankungsrisiko von Patienten - ich denke an den Bereich der Thromboseprophylaxe. Die Technologie ermöglicht auch die Kontrolle individueller Arzneimittelreaktionen auf dem Weg zu einer maßgeschneiderten Therapie.
Das ZL wird natürlich auch weiterhin Phytopharmaka und von Apotheken eingeschickte Verdachtsproben untersuchen.
Klämbt: Ich denke auch an die Traditionelle Chinesische Medizin. In Deutschland werden immer häufiger solche Zubereitungen verordnet. Hier ergeben sich zahlreiche Aufgaben für das ZL.
Deigner: Je nach Kapazitäten können wir auch die Qualität von Arzneimitteln prüfen, die illegal über das Internet vertrieben werden. Gerade aus Osteuropa kommen teils dubiose Präparate nach Deutschland.
PZ: Warum wird es ab 2002 neben dem e. V. auch eine gemeinnützige GmbH geben?
Klämbt: Diese strukturellen Änderungen wurden nötig, weil neue steuerrechtliche Grundlagen gelten. Das ZL wurde bislang als gemeinnütziger Verein geführt, der unter anderem einen Zweckbetrieb "Auftragsforschung" unterhält. Auf Grund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 1995 konnte Auftragsforschung jedoch nicht mehr in der bisherigen Form weitergeführt werden.
Hoffmann-Müller: 1996 wurde die Abgabenordnung um den § 68 Nr. 9 erweitert. Dort ist geregelt, unter welchen Voraussetzungen "Auftragsforschung" als Zweckbetrieb zulässig ist. Hierzu hätte der Begriff Forschung in die ZL-Satzung aufgenommen werden müssen. Diese Satzungsänderung konnte jedoch nicht umgesetzt werden. Die Finanzstruktur des ZL konnte also in der bisherigen Form nicht mehr beibehalten werden. Die von uns gegründete gemeinnützige GmbH wird nun einerseits einen Teil der gemeinnützigen Tätigkeiten fortführen, die bisher im e.V. geleistet wurden, wie Reihenuntersuchungen und Prüfungen, mit denen uns die Arzneimittelkommission beauftragt - und erhält dazu bis zu 50 Prozent ihrer Mittel aus dem e.V. Außerdem wird sie das bisherige Gebiet der Auftragsforschung übernehmen. Diese Umstrukturierung wurde vom Finanzamt geprüft und genehmigt; die Gemeinnützigkeit des ZL wurde bis einschließlich 1999 bestätigt.
PZ: Wird die neue gGmbH künftig auch Forschungsaufträge aus der Industrie annehmen?
Deigner: Neben den zahlreichen Aufgaben, die wir für unsere Träger leisten, nehmen wir auch Aufträge aus der pharmazeutischen Industrie an. Geplant ist vor allem die Etablierung neuer Methoden sowie die Validierung von Methoden zur In-vitro-Freisetzung von Arzneistoffen.
PZ: Sie sprachen von Beratung?
Deigner: Schon heute beantworten wir täglich zahlreiche Anfragen aus den Apotheken. Aus dem gesamten Bundesgebiet gehen pro Tag rund 20 Telefonate ein. Dabei erreichen uns über die Offizinen teils abenteuerliche Fragen: zum Beispiel der Verdacht auf Giftanschläge aus dem Familienkreis.
Wir werden die Apothekerkammern außerdem zum Qualitätsmanagement beraten und diverse Schulungen anbieten, zum Beispiel von Auditoren.
PZ: Immer wieder ist die Rede von einer in Kürze fälligen Sanierung des ZL-Gebäudes in der Carl-Mannich-Straße.
Klämbt: Die Lüftungsanlage des Gebäudes ist sanierungsbedürftig. Bei der Überlegung ob und in welchem Maße Umbaumaßnahmen durchgeführt werden, muss auch berücksichtigt werden, dass spätestens mit dem Umzug der ABDA nach Berlin im Haus Büroräume frei werden. Wir werden zu der gesamten Problemstellung mit einem Beratungsgremium aus den Landesapothekerkammern Vorschläge erarbeiten und diese im nächsten Jahr der Mitgliederversammlung des ZL zur Entscheidung vorlegen.
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