Pluspunkte für selektive COX-2-Hemmer |
21.10.2002 00:00 Uhr |
von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden
Laut einer kürzlich im British Medical Journal publizierten Beobachtungsstudie ist das Risiko für Magenblutungen unter selektiven COX-2-Hemmern im Vergleich zu unselektiven Antirheumatika niedriger.
Nicht steroidale Antirheumatka (NSAR) gehören zu den verbreitetsten Arzneistoffen und werden von circa 20 bis 30 Prozent der älteren Bevölkerung in westlichen Ländern eingenommen. Auch die vor wenigen Jahren eingeführten selektiven COX-2-Inhibitoren werden immer häufiger verordnet.
Die positive Akzeptanz dieser Substanzen resultiert auch aus der Annahme, dass die spezifischen Arzneistoffe weniger gastrointestinale Nebenwirkungen als konventionelle nicht selektive NSAR auslösen. Der Gebrauch unselektiver Wirkstoffe ist mit einem rund viermal höheren Risiko für gastrointestinale Komplikationen bei älteren Patienten verknüpft, wenngleich das Risiko zwischen den einzelnen Arzneistoffen differiert. In zwei großen, kontrollierten randomisierten Studien konnte gezeigt werden, dass unter Rofecoxib und Celecoxib signifikant weniger klinischen Ereignisse im oberen Gastrointestinal-Trakt im Vergleich zur Therapie mit konventionellen NSAR auftreten. Auf Grund größerer Differenzen im Studiendesign dieser beiden Studien ist es jedoch nicht möglich, die Magenverträglichkeit von Celecoxib, Rofecoxib und konventionellen NSAR direkt zu vergleichen. Es bleiben einige wichtige Fragen zu den Effekten der selktiven COX-2-Inhibitoren auf den Magen offen. So ist unklar, in welchem Ausmaß sie das Blutungsrisiko im Vergleich zu Placebo erhöhen, und ob sich die beiden Arzneistoffe Celecoxib und Rofecoxib voneinander unterscheiden.
In einer populationsbasierten Kohortenstudie wurde jetzt die Rate der oberen gastrointestinalen Blutungen bei 100.000 älteren Patienten, die niemals NSAR einnahmen, mit der Komplikationsrate unter Rofecoxib, Celecoxib, nicht selektiven NSAR sowie Diclofenac plus Misoprostol verglichen.
Die Patienten erhielten zunächst ein nicht selektives NSAR (n = 5391), Diclofenac plus Misoprostol (n = 5087), Rofecoxib (n = 14.583) oder Celecoxib (n = 18 908). Die randomisiert selektierte Kontrollkohorte bestand aus Personen, die keine NSAR einnahmen (n = 100.000). Als Beurteilungskriterium definierten die Wissenschaftler die Zahl der Krankenhausaufnahmen auf Grund von Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt.
Relativ zu den Kontrollen errechneten die Forscher mit Hilfe eines Multivariationsmodells folgende erhöhte Kurzzeitrisiken: nicht selektive NSAR 4,0, Diclofenac plus Misoprostol 3,0 sowie Rofecoxib 1,9. Lediglich bei Celecoxib war das Risiko gegenüber der Kontrolle nicht erhöht.
Quelle: Mamdani, M., et al., BMJ 325 (2002)624 - 630.
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