Midazolam bei Krampfanfällen |
25.07.2005 00:00 Uhr |
Bukkales Midazolam scheint eine wirksamere Therapie als rektales Diazepam für Kinder zu sein, bei denen eine Notfallbehandlung wegen akuter Fieberanfälle erforderlich ist, berichten Wissenschaftler in einer aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Lancet". Zudem steigert die Verwendung von Midazolam das Risiko für eine Atemdepression nicht.
Fieberkrämpfe sind epileptische Gelegenheitsanfälle, die im Säuglings- und Kleinkindesalter in Verbindung mit Fieber auftreten, ohne dass ein Hinweis auf eine intrakranielle Infektion oder eine andere definierte zerebrale Ursache vorliegt. Sie sind von Epilepsien abzugrenzen, welche durch das wiederholte Auftreten afebriler Krampfanfälle gekennzeichnet sind. Die Häufigkeit wird mit 2 bis 2,5 Prozent angegeben. 30 bis 50 Prozent der Kinder bekommen lediglich einen Fieberkrampf, typischer aber ist das mehrmalige Auftreten dieser Anfälle.
In einer randomisierten, kontrollierten Multicenterstudie untersuchte das Team von Dr. John McIntyre von der University of Nottingham in Großbritannien die Wirksamkeit und Sicherheit von Midazolam im Vergleich zu Diazepam bei notfallmäßig eingewiesenen Kindern über sechs Monaten mit febrilen oder afebrilen Krampfanfällen. Die verabreichte Dosierung variierte je nach Lebensalter zwischen 2,5 und 10 mg. Primärer Endpunkt war die Beendigung des Krampfes innerhalb von 10 bis 60 Minuten nach Verabreichung des Medikaments ohne Auftreten einer interventionsbedürftigen Atemdepression.
Bei 177 Kindern, die im Durchschnitt drei Jahre alt waren, wurden 219 getrennte Anfallsepisoden dokumentiert. Bukkales Midazolam führte bei 56 Prozent der Fälle zu einem Therapieerfolg, rektal appliziertes Diazepam bei 27 Prozent. Das Auftreten von Atemdepressionen war in beiden Gruppen gleich. Unabhängig von einer bekannten Epilepsiediagnose, sonstigen antiepileptischen Medikamenten, Vorbehandlungen und Länge des Krampfanfalles vor der Medikation war bukkal appliziertes Midazolam effektiver zur Aufhebung eines Krampfanfalles als rektale Gabe von Diazepam.
Quelle: McIntyre, J. et al. Lancet 366 (2005)
205-210.
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