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Apotheker bald auch in Deutschland ohne Grenzen

27.03.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

Apotheker bald auch in
Deutschland ohne Grenzen

von Thomas Scior, Puebla

Schon seit 15 Jahren engagiert sich die humanitäre Organisation "Apotheker ohne Grenzen" in internationalen Kriesengebieten. Dem Verband gehören inzwischen Apothekerinnen und Apotheker aus 16 Staaten an. In Deutschland gibt es bis heute keine nationale Gruppe. Das soll sich jetzt ändern - ein Aufruf zu mehr freiwilligem Engagement.

In einer Zeit knapper werdender Ressourcen, auch für das Apothekenwesen, erscheint das wachsende Interesse an einer ehrenamtlichen Betätigung widersinnig. Doch zeigen gerade Apothekerinnen und Apotheker durch ihre Berufsethik Verständnis für die Notlage anderer. Ihre persönliche Entfaltung in einem humanitären Berufsverband hilft auch in der Öffentlichkeit positive berufspolitische Akzente zu setzen.

Immer wieder kann man in den Medien die Initiativen der internationalen Hilfsdienste in Krisengebieten bei akuter Not oder permanenten Leid verfolgen. Vielleicht hat der eine oder andere noch die Nachricht über die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Organisation Ärzte ohne Grenzen im Gedächtnis.

Im Gegensatz zu den Ärzten ohne Grenzen, die auch in der Bevölkerung einen großen Bekanntschaftsgrad und Ansehen erreicht haben, ist das pharmazeutische Pendant im deutschsprachigen Raum nicht einmal unter der Apothekerschaft hinreichend bekannt.

Grenzenloser Einsatz engagierter Apotheker

Bislang gibt es keine nationalen Organisationen in Deutschland und Österreich. Der Hauptsitz der Apotheker ohne Grenzen liegt am Fuss des französischen Zentralmassivs in Clermont-Ferrand. Dort gründete sich die humanitäre Vereinigung auf Initiative einiger niedergelassener Apotheker.

Bereits innerhalb weniger Jahre bewiesen ihre erfolgreichen internationalen Aktionen den Nutzen pharmazeutischen Wissens für humanitäre Zwecke. Neben dem Mutterland Frankreich gehören inzwischen die Benelux-Staaten, Bulgarien, Kamerun, Kongo, Marokko, Polen, Portugal, Rumänien, die Slovakai, Spanien, Tschechien, Tunesien und die Schweiz zum Internationalen Komitee der Apotheker ohne Grenzen. Ehrenamtlich tätige Apotheker haben gemeinsam mit anderer pharmazeutischen Berufsgruppen inzwischen ein Netz von über 83 regionalen Vertretungen und 92 Depot- und Verteilerstellen geschaffen.

Finanziert wird die Organisation aus den Mitgliedsbeiträgen - zur Zeit circa 80 DM jährlicher Pflichtbeitrag, daneben rund 40 DM für die Rundschreiben - sowie Spenden aus der Bevölkerung, nationalen Ministerien, internationalen Einrichtungen, aber auch der Weltbank, der Europäischen Union und Vertragspartnern aus der Wirtschaft. Die Organisation profitiert aber auch zum Beispiel durch das Recycling von Silber aus alten Röntgenbildern. Im Jahre 1995 gingen von 100 DM Spenden 89,77 DM direkt in die Hilfsaktionen. Der Rest wurde für Verwaltungsausgaben verbraucht.

Nach der Gründung sammelten die Mitgliedern zunächst in Apotheken, bei Großhändlern, in Krankenhäusern und bei der Pharmazie unbenutzte Arzneimittel. Diese freiwillige "Medikamentenkollekte" hatte einen zusätzlichen Nutzen: Potenziell gefährliche Stoffe konnten so vor Süchtigen und Kindern in Sicherheit gebracht werden. Heute verzichtet die Organisation auf solche Sachspenden, da Beschaffungs- und Lagerungsprotokolle fehlen und die Qualität der Produkte nicht gewährleistet werden kann. Statt dessen kaufen die Apotheker ohne Grenzen dringend benötigte Arzneimittel entsprechend einer Positivliste direkt bei den Firmen ein. Arzneien "zweiter Klasse" ohne landessprachlichen Beipackzettel und Orginalverpackung, unbrauchbare, oder am Zielort sogar schädlich gewordene Mittel fallen somit nicht mehr an.

Humanitäre Berufung für die Zukunft

Die aktiven Mitglieder bereiten auf lokalen Versammlungsabenden Geldsammelaktionen und Dekorationskampagnen für Apothekenschaufenster vor oder engagieren sich in der Öffentlichkeitsarbeit. Als aktives Mitglied kann man auch am anderen Ende der Hilfskette tätig werden, das heißt Medikamente vor Ort verteilen. Zum einen organisieren die Apotheker ohne Grenzen Einsätze in akuten Katastrophengebieten, beispielsweise 1994 in Bosnien. Zum anderen gehören auch langfristige Projekte zu den Aufgabenfeldern. Dazu zählt der Aufbau von Dorfapotheken und Krankenstationen zur flächendeckenden Arzneimittelversorgung der Landbevölkerung in bestimmten Gegenden Afrikas, Asiens, sowie Guatemala und Mexiko, aber auch ganz "naheliegende" Aufgaben zur kostenlosen Versorgung von Obdachlosen mit Medikamenten am Heimatort.

Gründungsaufruf für Interessierte

Wollen auch Sie passives oder aktives Mitglied der Apotheker ohne Grenzen werden, dann schicken Sie bitte unverbindlich eine Postkarte an die folgende Anschrift:

Stadt-Apotheke,
Stichwort "Apotheker ohne Grenzen",
Postfach 1428,
D-69190 Walldorf.

Notieren Sie darauf, ob Sie sich für eine passive oder aktive Mitgliedschaft interessieren, gerne die Verbandszeitung für 40 DM pro Jahr abonnieren würden und als aktives Mitglied für ehrenamtliche Tätigkeiten im In- und Ausland zur Verfügung stehen. Vergessen Sie nicht, Ihre Anschrift, Telefon-- und Faxnummer sowie eventuell die E-Mail-Adresse anzugeben.

Zunächst soll die Resonanz auf diesen Aufruf geprüft werden. Dann gilt es organisatorische Fragen zum Aufbau einer Verbandsstruktur zu klären.

Auf Grund ihrer sprachlichen Nähe stehen die folgenden niederländischen Kollegen für weitere Auskünfte und Erfahrungsaustausch zur Verfügung:

Weitere Informationen finden Sie auch im Internet unter http://ourworld.compuserve.com/homepages/gayejj/PSF.htm.

Steckbrief der Apotheker ohne Grenzen Gründung: 1985 Aufbau: anerkannte, nicht lukrative, humanitärer Berufsverein, NGO (Non Governmental Organization) Mitgliedsländer: Belgien, Kanada, Frankreich, Italien, Luxemburg, Marokko, Niederlande, Polen, Schweiz, Tschechien und Tunesien Partnerschaften: Spanien mit Farmacéuticos Mundi (die Farmacéuticos Sin Fronteras in Spanien führen den Namen ohne dem Verband anzugehören) Aufbau: Zusammenschluss von Apothekern auf Landesebene Verwaltungsstruktur: eine einzige Organisation pro Staat, Zusammenschluss aller nationalen Verbände zu einem internationalen Komitee Aufgaben: Förderung und Etablierung des ökonomischen und geographischen Zugangs zur apothekerlichen Versorgung für jedermann in Not, auch im eigenen Land Missionen: aktuelle Noteinsätze, zum Beispiel im Kosovo oder Erdbebengebiet der Türkei, Dauereinsatz in Tadschikistan, Mali, Haiti, Capo Verde und anderen Staaten in Afrika, Asien, Mittelamerika und Europa Missionspersonal: 30 Beschäftige in der Zentrale und 400 Beschäftigte im Einsatz vor Ort, daneben hunderte von ehrenamtlichen Helfern vor Ort. Mitglieder: circa 8000 Finanzierung: Jahresbeiträge aktiver und passiver Mitglieder, private und industrielle Spenden, öffentliche Gelder, Subsidien, Industriesponsoring, Verkauf von Geschenkartikeln Mitgliederprofil: pharmazeutische Berufe, auch in der Ausbildung und nicht Berufstätige, in Großhandel und Industrie, nicht pharmazeutische Berufe wie Pflegeberufe, Buchführung, Vereinsverwaltung, Angehörige andere Hilfsdienst

Anschrift des Verfassers:
Dr. Thomas Scior,
Pharmazie-Department der Universität Puebla, Mexiko
E-Mail: cs002198@siu.buap.mx
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