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Pegyliertes Interferon-a-2a wirksamer als Standardtherapie

10.11.2003  00:00 Uhr

Pegyliertes Interferon-a-2a wirksamer als Standardtherapie

von Kerstin A. Gräfe, Eschborn

Pegyliertes Interferon-a-2a (Pegasys®) zeigte sich in der Therapie von Patienten mit einer schwer zu behandelnden Form der Hepatitis B signifikant wirksamer als Lamivudin. Auch die Kombination beider Wirkstoffe führte zu keiner höheren Wirksamkeit.

An der Phase-III-Studie nahmen 537 Patienten teil, die mit HBeAg-negativen HBV-Varianten infiziert waren und erhöhte Alaninaminotransferase (ALT)-Spiegel aufwiesen. Die Probanden erhielten 48 Wochen lang entweder einmal wöchentlich 180 µg pegyliertes Interferon-a-2a plus Placebo, einmal täglich 100 mg Lamivudin plus Placebo oder eine Kombination beider Wirkstoffe. Anschließend erfolgte eine 24-wöchige Nachbeobachtung ohne Behandlung. Die Therapie galt als wirksam, wenn am Ende der Nachbeobachtungszeit die ALT-Konzentrationen Normalwerte erreichten und die virale DNA unter 20.000 Kopien/ml gesenkt werden konnte.

Diese Reduktion erreichten 42,9 Prozent der Patienten, die eine Interferon-Monotherapie erhielten. Dagegen wiesen lediglich 29,3 Prozent der Patienten, denen Lamivudin verabreicht wurde, einen Wert unter 20.000 Kopien/ml auf. Die Kombination beider Wirkstoffe zeigte verglichen mit der Interferon-Monotherapie keine statistisch signifikante Besserung: Die Viruslast konnte hier bei 44,1 Prozent der Probanden unter den Zielwert gesenkt werden.

Das pegylierte Interferon hatte darüber hinaus auf die ALT-Spiegel eine bessere Wirkung als Lamivudin. Bei 59,3 Prozent der Interferon behandelten Patienten normalisierten sich die ALT-Spiegel, während dies bei nur 44,2 Prozent der Lamivudin-Gruppe der Fall war. Auch diesbezüglich ergab sich für die Kombination von pegyliertem Interferon und Lamivudin mit 59,8 Prozent gegenüber der Interferon-Monotherapie kein statistisch relevanter Unterschied.

Pegasys wurde bereits in Europa, Japan und den USA zur Behandlung von Hepatitis C zugelassen. Die positiven Daten sollen im Jahr 2004 Grundlage der Zulassungsanträge für die Zusatzindikation Hepatitis B bilden.

 

PEG Interferon-a-2a versus PEG Interferon-a-2b Auf Grund unterschiedlicher Molekülstruktur und Molekulargewicht unterscheiden sich pegyliertes Interferon-a-2a und -a-2b (PegIntron®) in ihrem pharmakokinetischen und -dynamischen Verhalten. So ist Pegasys im Gegensatz zu PegIntron eine stabile Lösung, die in Form einer Fertigspritze bereitgestellt werden kann. PegIntron dagegen ist in Lösung instabil, sodass es nur in Pulverform zur Verfügung steht und der Patient die Injektionslösung selbst herstellen muss. Pegasys wird einmal wöchentlich unabhängig vom Körpergewicht appliziert, während PegIntron nach Körpergewicht dosiert werden muss.

Das Unternehmen Schering-Plough kündigte Ende September an, eine große klinische Studie mit 2880 Hepatitis-C-infizierten Patienten einzuleiten, die erstmals einen direkten Vergleich von Pegasys und PegIntron ziehen soll. In der IDEAL-Studie (Individualized Dosing Efficacy versus flat dosing to Assess optimaL pegylated interferon therapy) soll die dreimal wöchentliche, gewichtsbezogene Dosierung von PegIntron mit der einmal wöchentlichen, gewichtsunabhängigen Gabe von Pegasys verglichen werden. Beide Präparate werden in Kombination mit Ribavirin (Rebetol®) verabreicht.

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