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Fünf-Minuten-Medizin ist passé

02.09.2002  00:00 Uhr

Fünf-Minuten-Medizin ist passé

von Barbara Riess, Freiburg

In der Förderung der Patientenkompetenz liegt der Schlüssel zu mehr Compliance und Behandlungseffizienz. Dies ist das Fazit des Gesundheitskongresses in Schwäbisch Gmünd, zu dem die Firma Weleda und die Gmünder Ersatzkasse eingeladen hatten.

Unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt diskutierten Mediziner, Psychologen, Apotheker, Verbraucherberater, Juristen und Vertreter von Krankenkassen über neue Wege zu einer patientengerechten Gesundheitsversorgung. Dabei wurde eines schnell klar: Hinter Patientenkompetenz verbirgt sich nicht einfach ein Mehr an Informationen für den Patienten. Im Zeitalter des schnellen Mediums Internet werden die „User“ ohnehin mit einer Flut von Informationen konfrontiert, die oft mehr verwirren als aufklären. Die Spreu vom Weizen zu trennen und die Scharlatane zu identifizieren, fällt bisweilen selbst den Experten schwer.

„Der Markt für Heilverfahren, Esoterik und Lebenshilfe quillt von Therapieangeboten über“, weiß Dr. Dr. Walter von Loucadou, der sich als Leiter der parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg beruflich mit Scharlatanen auseinandersetzt. Bei der Suche nach Orientierung spiele das persönliche Gespräch mit dem Arzt des Vertrauens nach wie vor eine zentrale Rolle.

Keine Fünf-Minuten-Medizin

Genau darin liegt das Problem, meint Dr. Marianne Koch, Präsidentin der deutschen Schmerzliga und selbst Ärztin. „Die Gesundheitsbehörden errichten so hohe Hürden, dass Beratung nicht mehr bezahlbar ist. Und von der Fünf-Minuten-Medizin können Patienten keine seriöse Beratung erwarten“, so Koch. Sie fordert deshalb: „Das Gesundheitssystem muss den Patienten dienen, nicht umgekehrt.“ Mit unfreundlichem Personal und nicht kommunikativen Ärzten wolle sich der Patient nicht länger abspeisen lassen. Koch plädierte für mehr Selbstbewusstsein und Verantwortung von Patienten. „Sie wollen von ihrem Arzt als gleichberechtigte Partner akzeptiert werden, erwarten zu Recht genaue Informationen und möchten über ihre Behandlung mitentscheiden.“

Professor Dr. Gerd Nagel, wissenschaftlicher Direktor der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg, geht sogar noch einen Schritt weiter. Er bestärkt die Patienten darin, ihren Arzt in die Pflicht zu nehmen. „Patientenkompetenz ist viel mehr als selbst erworbenes Wissen des Patienten über Krankheit und Therapie. Sie umfasst auch seine persönlichen Präferenzen und Werte, seinen individuellen Lebensstil und seine Fähigkeit, auf gleicher Augenhöhe mit dem Arzt zu kommunizieren.“

Dass das klassische Arzt-Patienten-Verhältnis im Wandel ist, deutet sich seit langem an. Dennoch sind viele Ärzte nicht darauf vorbereitet. „Sie müssen erst noch lernen, sich auf dieses neue Selbstverständnis ihrer Patienten einzustellen. Möchten sie die wachsende Zahl mündiger und kompetenter Patienten an sich binden, wird ihnen aber gar nichts anderes übrig bleiben“, weiß Nagel. Dabei könne ein Arzt von einem mündigen und informierten Patienten nur profitieren, denn dieser trägt maßgeblich zum Erfolg der Behandlung bei. Er setze sich für seine gesundheitlichen Interessen ein und sei bereit, aktiv an seiner Gesundung mitzuwirken.

Kosten in Milliardenhöhe

Letztlich käme dies auch den Krankenkassen zu Gute. „Angesichts der Tatsache, dass die Non-Compliance jährlich Kosten in Milliardenhöhe verursacht, liegt in der Stärkung der Patientenkompetenz auch ein riesiges Einsparpotenzial“, betont Thomas Schürholz, medizinischer Leiter der Weleda AG und Mitinitiator des Gesundheitskongresses. Er appelliert an Ärzte und Apotheker, sich vom traditionell paternalistischen Arzt-Patienten-Verhältnis zu verabschieden und die kompetente Mitarbeit der Patienten zu fördern. Top

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