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Bitte tief einatmen

14.06.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag PHARMACON MERAN

Bitte tief einatmen

Insulin zu inhalieren und sich nicht jeden Tag mit Injektionsnadeln traktieren zu müssen, wäre für viele Diabetiker eine große Erleichterung. Wirkstoffe, die über die Lunge aufgenommen werden, gelangen ohne Umweg über die Leber ins Blutgefäßsystem. Dadurch erfahren sie ähnlich den parenteral applizierten weder eine Biotransformation noch einen First-Pass-Effekt. Arzneistoffe über die Lunge aufzunehmen, sei keine neue Idee, erklärte Dr. Ulrich Geiger, Leiter der Krankenhausapotheke am Klinikum Rostock.

Bereits vor 3500 Jahren ließen indische Ärzte Patienten, die mit Schmerzen zu ihnen kamen, eine Paste aus den Blättern der Tollkirsche rauchen. Trotzdem sei der Anteil an inhalativen Arzneimitteln heute verschwindend gering, so Geiger. Und davon wirke wiederum nur ein sehr kleiner Teil systemisch, die meisten dienten einer lokalen Therapie in der Lunge bei Asthma und Erkältungskrankheiten. In naher Zukunft werde sich daran nicht viel ändern. Denn auch der nächste inhalative Arzneistoff, der voraussichtlich im Herbst dieses Jahres zugelassen werde, entfaltet seine Wirkung vor allem in der Lunge. Es handelt sich dabei um Zanamivir (Relenza®), ein Virustatikum zur Behandlung von Influenza-Infektionen. Neu bei der Asthmatherapie sei die Kombination von Glukokortikoiden mit ß2-Sympathomimetika, die eine bessere Wirkung zeige als die alleinige Steigerung der Glukokortikoid-Dosis, sagte Geiger.

Bei inhalativen Arzneimitteln mit systemischer Wirkung sei vor allem die Dosierung problematisch. Geiger bezweifelte daher, daß inhalierbares Insulin in absehbarer Zeit auf den Markt kommt. "Daß es geht, weiß man seit 23 Jahren. Es sind immer wieder Pilotstudien gemacht worden, aber es gab bisher nur Ankündigungen, obwohl ein riesiger Markt vorhanden ist." Dem widersprach in der anschließenden Diskussion Dr. Norbert Lill von HMR. Auch bei inhalativen Arzneimitteln müsse man die vorgegebenen Wege gehen. Inhalatives Insulin sei zur Zeit in Phase III der klinischen Studien, das Werk, in dem große Mengen des Arzneistoffs produziert werden sollen, sei im Bau, und das Unternehmen rechne zu Beginn des zweiten Jahrtausends mit der Markteinführung.

Arzneistoffe einatmen - das hört sich zudem einfacher an als es tatsächlich ist. Derzeit stehen drei verschiedene Systeme für die Inhalation zur Verfügung: Vernebler, Dosieraerosole und Pulverinhalatoren. Jedes habe Vor- und Nachteile, keines sei optimal, meinte Geiger. Wichtigster Faktor für die Aufnahme von Wirkstoffen in die Lunge sei die Teilchengröße. Diese müsse zwischen 0,5 und 5 µm liegen, damit die Partikel in die Alveolen gelangen. Größere Partikel blieben bereits in den oberen Atemwegen hängen, kleinere würden wieder ausgeatmet, ohne sich in den Lungenbläschen abzulagern.

Eine optimale Teilchengröße bieten die Vernebler. Sie sind wegen der einfachen Handhabung auch für alte Patienten und Kinder geeignet. Die Geräte sind allerdings unhandlich, teuer und schwierig zu reinigen. Dosieraerosole aus handlich kleinen Applikatoren haben demgegenüber einen Nachteil: Den Sprühstoß mit der Atmung zu koordinieren, ist nicht einfach.

"Über eine sichere Anwendung der Dosieraerosole wissen oft auch Ärzte und Schwestern nicht Bescheid", sagte Geiger. Hier sollte sich seiner Meinung nach die öffentliche Apotheke etablieren. Nach der Inhalation von Glukokortikoiden den Mund auszuspülen, um systemische Nebenwirkungen zu vermeiden, sei zum Beispiel ein einfacher Tip, den man den Patienten geben könne. Expander und Spacer erleichtern zwar die Applikation der Aerosole, passen allerdings wegen ihrer Größe nicht mehr in Handtasche oder Aktenkoffer.

Um Koordinationsschwierigkeiten zu umgehen und auch von Treibgasen unabhängig zu sein, entwickelten Experten die Pulverinhalatoren. Sie enthalten mikronisierte Arzneipartikel, aggregiert an Trägerstoffe wie Lactose oder Glukose. Der Patient setzt die Partikel durch einen Atemzug aus dem Arzneibehälter frei. Größter Nachteil der Pulverinhalatoren ist, daß alte Patienten, Kleinkinder und Patienten im Asthmaanfall überhaupt nicht in der Lage sind, den nötigen Atemzug zu erzeugen. Top

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