Gemeinsam gegen Vitiligo |
11.03.2002 00:00 Uhr |
PZ Mediziner der Berliner Universitätsklinik Charité und Forscher des Münchener Biotech-Unternehmens Switch wollen gemeinsam eine Therapie gegen Weißfleckenkrankheit entwickeln. Vertreter beider Seiten vereinbarten jetzt ein Kooperation, um zunächst die genetischen Mechanismen von Vitiligo zu erforschen.
Rund ein Prozent der Weltbevölkerung leidet unter der entstellenden Hauterkrankung, für die es bislang keine Heilung gibt. Die an Vitiligo erkrankten Menschen leiden besonders an scharfrandigen weißen Hautarealen, die zumeist auf den Handrücken und im Gesicht von einem fortschreitenden Pigmentverlust in der Epidermis zeugen. Das Fehlen des vor der UV-Strahlung schützenden Farbstoffes Melanin an den betroffenen Stellen ist jedoch nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern bedeutet auch ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs. Die Fleckenbildung ist zudem in der Regel irreversibel und schreitet immer weiter fort. Obwohl die Krankheit sehr häufig vorkommt, untersucht bislang weltweit nur ein Unternehmen die molekularbiologischen Ursachen.
Forscher der Berliner Charité und dem Martinsrieder Biotech-Unternehmen wollen nun gemeinsam die für Vitiligo verantwortlichen Gene identifizieren, Genprodukte charakterisieren und mit diesem Know-how Werkzeuge zum Screening von Wirkstoffbibliotheken entwickeln. Switch will damit nach eigenen Angaben an Arbeiten von Professor Dr. Dr. Johannes Ring und Professor Dr. Dietrich Abeck vom Klinikum am Biederstein der TU München anknüpfen. Diese hatten bereits rund 100 Gene identifiziert, die an einer Prädisposition für die Weißfleckenkrankheit ursächlich beteiligt sein könnten.
Man sei sicher, ein Medikament zu finden, das die Repigmentierung der betroffenen Hautareale fördert, so die Forscher. Bisherige Therapieversuche mit Steroiden, Bestrahlungen oder Hauttransplantationen hätten nicht die gewünschten Erfolge gebracht. Professor Dr. Wolfram Sterry, verantwortlicher Dermatologe an der Berliner Charité begrüßt, dass sich eine junges Biotech-Unternehmen um diese von den großen pharmazeutischen Konzernen bislang vernachlässigte Nischenindikation kümmert, die gerne als kosmetisches Problem abgetan wurde.
Die Switch Biotech AG beschäftigt sich mit Genforschung, um Zielmokeküle zu identifizieren, die Wundheilungsprozesse und Hauterkrankungen beeinflussen. Die Martinsrieder Forscher wollen in Zusammenarbeit mit Pharmaunternehmen neue Medikamente in den Bereichen Dermatologie und Wundheilung entwickeln. Die junge Firma wurde 1997 von acht Wissenschaftlern aus dem Genzentrum München gegründet und beschäftigt inzwischen 75 Mitarbeiter.
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