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Bessere Lungendeposition mit Beclometason in Lösung

31.05.1999  00:00 Uhr

-PharmazieGovi-Verlag

ASTHMA

Bessere Lungendeposition mit Beclometason in Lösung

von Brigitte M. Gensthaler, München

Der Wirkstoff ist altbekannt, die Darreichungsform lange erprobt, und dennoch ist eine galenische Innovation gelungen: Erstmals liegt in einem Asthmaspray das Corticoid Beclometason-dipropionat in dem Treibgas Hydroflu-oralkan HFA 134a als Lösung vor. Bis zu sechzig Prozent der extrem feinen Wirkstoffpartikel sollen die Lunge erreichen. Dies erlaubt eine deutliche Dosisreduktion.

Im Vergleich zu bisherigen FCKW-Suspensionen sind die gelösten Partikel deutlich kleiner. Der mittlere aerodynamische Massendurchmesser beträgt 1,2 µm(gegenüber 3,3 bis 4,7 µm). Damit können auch die kleinen Bronchialverzweigungen erreicht werden, sagte der Pneumologe Dr. Thomas Voshaar vom Krankenhaus Bethanien in Moers bei der Einführungspressekonferenz von Ventolair® (3M Medica) in München. Das Medikament wird als Dosieraerosol und als Autohaler® angeboten (jeweils 50 und 100 mg Beclometason-17,21-dipropionat pro Sprühstoß à 50 ml). Da das atemzug-getriggerte System dem Patienten keine Koordinationsprobleme bereitet, sollte dies bevorzugt werden, empfahl Voshaar.

Nach Depositionsstudien mit radioaktiv markiertem Arzneistoff verbleiben etwa zwanzig bis dreißig Prozent des Wirkstoffs im Oropharynx, zehn Prozent werden abgeatmet. Durch die geringen Mengen von im Mund-Rachen-Raum abgelagerten Steroiden bessert sich die lokale Verträglichkeit. Von etwas 740 Patienten (in mehreren Studien) klagten weniger als 1 Prozent über Candidiasis (Soor) oder Husten, etwa 3 Prozent über Heiserkeit und Dysphonie, berichtete Professor Dr. Gerhard Schultze-Werninghaus, Kliniken Bergmannsheil in Bochum. Auf einen Spacer könne man in der Regel verzichten. Eine neue Ventiltechnik soll eine sanftere und wärmere Sprühwolke erzeugen, die den Kältereiz bei der Applikation verringert.

Voshaar bezeichnete es als einen "riesigen technologischen Fortschritt", daß fünfzig bis sechzig Prozent der freigesetzten Partikel die Lunge bis in die kleinen Atemwege erreichen. Damit kann bei Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Asthma die Tagesdosis in der Regel halbiert werden - ohne Wirkungsverlust. In einer zehnwöchigen Studie mit 150 Patienten mit mittelschwerem Asthma waren 400 µg HFA-Beclometason täglich gleich gut wirksam wie 1000 µg des Steroids in FCKW-Treibgas.

In einer Studie, die Professor Dr. Heinrich Worth, Chefarzt der Medizinischen Klinik I des Klinikums Fürth, vorstellte, erzielten 400 µg HFA-Beclometason den gleichen Effekt wie 400 µg FCKW-Fluticason. In einer eigenen klinischen Prüfung erhielten 209 Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Asthma entweder 800 µg HFA-Beclometason im Autohaler oder 1600 µg Budesonid als Pulverinhalat (Turbohaler). Nach ersten Ergebnissen gebe es keine signifikanten Unterschie-de in der Asthmakontrolle.

Worth folgerte: Effizienz und Verträglichkeit der HFA-Beclometason-Lösung seien vergleichbar mit der gleichen Dosis von FCKW-Fluticason und der doppelten Dosis von Budesonid im Turbohaler. Vorteile sieht er vor allem bei Entzündungen in den kleinen Atemwegen. Das Asthmaspray ist für Erwachsene zugelassen, die Kinderzulas-sung soll beantragt werden.Top

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