Bei Schlaganfall zusätzlich ein Nootropikum |
07.04.1997 00:00 Uhr |
Pharmazie
Ein
Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall mit einem
therapeutischen Fenster von nur sechs Stunden. Für ein
Drittel der 300 000 Betroffenen jährlich endet der
Wettlauf mit der Zeit mit dem Tod, viele sind nach einem
überstandenem Schlaganfall pflegebedürftig, nur 40
Prozent erlangen ihre Selbständigkeit wieder. Experten
forderten bei einem von UCB initiierten Pressegespräch
in Bordeaux sofortige Klinikeinweisung, schnelle
Diagnostik und einheitliche Therapieempfehlungen, die
zusätzlich zur Basistherapie eine Behandlung mit dem
Nootropikum Piracetam beinhalten.
Neben Allgemeinmaßnahmen wie Überwachung von Atmung,
Herzfunktion, Blutdruck, Zuckerstoffwechsel, Wasser-,
Elektrolyt-, Säure-Base-Haushalt und Lagerung empfahl
Professor Dr. Horst Herrschaft, Chefarzt der
neurologischen Abteilung am Niedersächsischen
Landeskrankenhaus Lüneburg, vier Therapieprinzipien:
Verschlüsse hirnversorgender Arterein erfordern eine
lokale oder systemische Lysetherapie mit Fibrinolytika
wie rtPA. Bei symptomatischen Arterienstenosen soll eine
Frühvollheparinisierung den Gefäßverschluß sowie
arterielle Embolien verhindern. Liegen weder
Gefäßverschlüsse noch kardiale Hirnembolien vor und
beträgt die Gefäßverengung weniger als 50 Prozent, so
kann kombiniert mit Plasmamitteln wie Hydroxyethylstärke
oder Dextran und Piracetam behandelt werden. Liegen keine
Indikationen für Lysetherapie, Frühvollheparinisierung
oder Haemodilution vor, so soll eine Behandlung mit
hochdosiertem Pentoxyphyllin und/oder Piracetam erfolgen.
Piracetam wurde bereits 1992 aufgrund positiver
Studienergebnisse als unterstützende Maßnahme für die
Indikation akuter Hirninfarkte zugelassen. Es verbessert
die Hirndurchblutung im Infarktgebiet, da es die
Erythrozytenverformbarkeit erhöht, die Anhaftung von
Erythrozyten am Gefäßendothel verringert und
aggregationshemmend auf Thrombozyten wirkt. Außerdem
stimuliert der Arzneistoff den Sauerstoffumsatz im
Gehirn. Zu seinen unerwünschten Wirkungen zählen
Hyperaktivität sowie gelegentliche Schlafstörungen,
depressive Verstimmung, Angst und Gewichtszunahme.
Dr. Jörg Summa, Oberarzt am Klinikum Nürnberg, stellte
eine offene, multizentrische, allerdings
nichtkontrollierte Anwendungsbeobachtung vor, die die
Wirksamkeit und Verträglichkeit für die zusätzliche
Piracetam-Therapie belegt: 234 Patienten mit frischen
ischämischen Hirninfarkten erhielten im Mittel am ersten
Tag nach dem Ereignis zu verschiedenen Basistherapien
vierzehn Tage lang täglich 12 g Piracetam i. v. und
weitere zwei Wochen täglich 2,4 g peroral.
Die Auswertung der Studie spricht für die
Zusatztherapie: Die Ärzte stuften die Wirksamkeit von
Piracetam bei 76,1 Prozent der Patienten als sehr gut bis
gut und bei nur 11 Prozent als unbefriedigend ein, wobei
97 Prozent die Behandlung gut vertrugen.
PZ-Artikel von Birgit Strohmaier, Passau
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de