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Mit SLIT Symptome reduzieren

04.04.2005  00:00 Uhr
Allergie

Mit SLIT Symptome reduzieren

von Désirée Kietzmann, Berlin

Mit dem Frühjahr beginnt auch die Pollensaison und damit für viele Allergiker eine qualvolle Zeit. Die sublinguale Immuntherapie (SLIT) wird in der Fachwelt zunehmend als Alternative zur subcutanen Variante (SIT) anerkannt.

Im täglichen Leben ist eine generelle Allergenkarenz in der Regel nicht möglich. Somit stellt die Hyposensibilisierung die einzige kausale Therapie dar. »Durch die spezifische Immuntherapie werden organbezogene Symptome dauerhaft reduziert«, hob Professor Dr. Karl-Christian Bergmann von der Allergie- und Asthmaklinik Bad Lippspringe auf einem von Alk-Scherax unterstützten Symposium hervor. Damit verringere sie nicht nur den Medikamentenverbrauch, sondern verbessere auch die Lebensqualität, sagte der Pneumologe.

Als großen Nachteil der subcutanen Immunisierung nannte Bergmann die Nebenwirkungen. So besteht bei Allergeninjektionen stets die Gefahr schwerer anaphylaktischer Reaktionen. Um das Risiko zu minimieren, hatte das Paul-Ehrlich-Institut im Jahr 1996 angeordnet, dass nur allergologisch erfahrene Ärzte Hyposensibilisierungsimpfstoffe injizieren dürfen. Die Suche nach nebenwirkungsarmen Möglichkeiten zur Toleranzentwicklung habe schließlich zur Entwicklung der SLIT geführt, so Bergmann. Hierbei wird der individuell angezeigte Allergenextrakt in festgelegten Abständen unter die Zunge getropft und nach wenigen Minuten geschluckt.

Klinische Wirksamkeit belegt

»Die Wirksamkeit der SLIT zur Therapie der allergischen Rhinokonjunktivitis durch Pollen- und Milbenallergene ist gut belegt«, so Bergmann. Eine randomisierte dreijährige Multicenterstudie (Elio Novembre et al., 2004) habe gezeigt, dass eine frühzeitige SLIT bei allergischer Rhinitis die Asthmaentwicklung und damit den Etagenwechsel verhindert. In der Studie mit 113 Kindern mit monospezifischer Gräserpollenrhinitis entwickelten die Patienten der Kontrollgruppe mit symptomatischer Standardtherapie 3,8-mal so häufig Asthma wie die der SLIT-Gruppe.

Doch auch bei bereits vorhandenem leichtem Asthma durch Pollen und Hausstaubmilben ist die SLIT offenbar erfolgreich. Die bisherigen Daten ließen einen positiven Einfluss auf den natürlichen Krankheitsverlauf erwarten, sagte Bergmann. So hatten türkische und schweizerische Forscher (Bahceciler et al., 2005) 31 asthmatische Kinder mit Hausstaubmilbenallergie sechs beziehungsweise zwölf Monate sublingual therapiert. Sie beobachteten eine signifikante Verbesserung der klinischen Symptome. Der Schweregrad der bronchialen Hyperreaktivität sank, der Medikamentenverbrauch ging zurück und die IgE-Antikörperproduktion nahm ab.

Nach dem molekularen Mechanismus für diese Toleranzentwicklung suchen Professor Dr. Thomas Bieber und seine Kollegen von der Universitätshautklinik Bonn. Die Forscher hatten aus der Mundschleimhaut von Atopikern die oralen Langerhanszellen, antigenpräsentierende dendritische Zellen, isoliert. Anschließend wurden die Zellen mit Birkenpollenallergenen stimuliert. Nach der Inkubation mit T-Zellen aus dem Blut der Patienten produzierten diese IL-10 und TGF-β. Da diese beiden Zytokine für die Induktion und Erhaltung der Toleranz wichtig sind, vermuten die Bonner Forscher, dass diese regulatorischen T-Zellen den Organismus vor überschießenden Immunreaktionen schützen.

Verbesserte Compliance

»Unsere Zielsetzung für die SLIT ist es, die Compliance für den Patienten zu verbessern«, erklärte Michael Uecker, Manager der Pharmakovigilanz bei Alk-Scherax. Dieser Aspekt sei besonders wichtig, da die Behandlung nicht in der Arztpraxis, sondern zu Hause durch den Patienten selbst stattfinde. So garantiere zum Beispiel eine Abpackung als Einzeldosisbehältnis wie bei SLIT One eine einfache Anwendung und exakte Dosierung ohne Tropfen zu zählen. Gleichzeitig sei es durch eine verkürzte Initialbehandlung und höhere Einnahmefrequenz gelungen, eine verbesserte Wirksamkeit zu erreichen.

Bei der subcutanen Therapie steigt das Risiko für Nebenwirkungen mit der Allergenkonzentration des Impfstoffs. »Ungewünschte allergische Reaktionen treten bei der SIT deshalb häufig beim Hochdosieren auf«, erklärte Uecker. Für die SLIT hätte dagegen ein multizentrischer Parallelgruppenvergleich (Gozalo et al, 2003) mit 70 Patienten mit allergischer Rhinitis und leichtem Asthma durch Gräserpollen gezeigt, dass ein Therapiebeginn mit erhöhten Anfangsdosen gut vertragen wird. Auch bei der täglichen Anwendung in der Praxis seien bisher keine anaphylaktischen Reaktionen gemeldet worden.

»Für eine patientenfreundliche Anwendung ist wichtig, die Einnahmefrequenz zu optimieren«, erklärte Uecker. In einem Parallelgruppenvergleich (Bordignon, Parmiani; 2003) hätte die Dosierung von täglich einem Tropfen zu einer signifikant stärkeren Abnahme der Hautreaktivität geführt, als die Gabe von fünf Tropfen dreimal wöchentlich. »Demnach ist es sinnvoller ist, die Einnahmefrequenz zu steigern, als die Einzeldosis zu erhöhen«, schlussfolgerte Uecker. Daraus hatte sich schließlich die Einzeldosisgabe einmal täglich ergeben.

Als Weiterentwicklung von SLIT One stellte Uecker eine von ihm als »Gras-Tablette« titulierte Arzneiform vor. Ersten Ergebnissen zufolge sei diese signifikant wirksam und verträglich bei asthmatischen und nicht asthmatischen Patienten mit Rhinokonjunktivitis. Positiv sei, dass man nicht schon im Herbst mit der Hyposensibilisierung beginnen müsse. »Die Tablette erwies sich in der vorletzten Studie bereits bei einem durchschnittlichen Beginn 10 Wochen vor dem Pollenflug als wirksam«, erklärte Uecker. Alk-Abelló rechnet damit, dass die Zulassung in 1 bis 2 Jahren erfolgt. Top

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