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Pimecrolimus leitet Therapiewechsel ein

15.12.2003  00:00 Uhr

Pimecrolimus leitet Therapiewechsel ein

von Gudrun Heyn, Neuss

Erstmals lässt sich der Krankheitsverlauf der atopischen Dermatitis langfristig positiv beeinflussen. Unter der Therapie mit dem Wirkstoff Pimecrolimus nimmt nicht nur die Häufigkeit der Krankheitsschübe ab, bei rechtzeitiger Anwendung können diese auch gänzlich verhindert werden.

Juckreiz, gerötete und geschwollene Haut, nässende Ekzeme – einem Ausbruch ihrer Erkrankung nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein, wünschen sich viele der etwa fünf Millionen Neurodermitiker in Deutschland. Doch zielte bislang die Therapie vor allem auf die Behandlung bereits bestehender Schübe. Den Goldstandard bildet nach wie vor die Gabe von Corticosteroiden.

"Ein neues Therapieschema ist nun mit dem Wirkstoff Pimecrolimus möglich", berichtete Professor Dr. Thomas A. Luger von der Universitätsklinik Münster auf einer von 3M Medica unterstützten Veranstaltung zur Einführung von Douglan®. Schon beim Erkennen erster Frühwarnzeichen sollte gehandelt werden. Wird Pimecrolimus zu Beginn eines Schubes etwa auf juckende Hautstellen aufgetragen, lässt sich ein Hautausschlag bereits im Ansatz unterdrücken.

"Die Behandlung des atopischen Ekzems ist deshalb so schwierig, weil wir im Prinzip zwei verschiedene Entstehungsmöglichkeiten haben", sagte Luger. Die häufigste extrinsische Form beruht auf einer Immundeviation, wobei die Patienten eine stark erhöhte Konzentration von Immunglobulin E im Serum zeigen. Bei der intrinsischen Variante haben die Patienten wahrscheinlich einen Hautbarriere-Defekt. Manifest wird die Erkrankung erst, wenn bestimmte Trigger-Faktoren wie Allergene, Infektionen oder Stress hinzukommen. Trockene Haut ist bei beiden Formen der atopischen Dermatitis ein wichtiges Kennzeichen für eine Veranlagung.

Vier Jahre Erfahrung

Inzwischen reichen die Erfahrungen mit Pimecrolimus über einen Zeitraum von vier Jahren. Etwa fünf Millionen Menschen wurden mit dem Wirkstoff behandelt, davon 20.000 in Studien. In der Regel verschwindet innerhalb einer Woche der quälende Juckreiz und die Entzündung bessert sich wesentlich. Auch schwere Formen der Erkrankung sprechen an. Traten in den Studien trotz der Behandlung massive Ekzeme auf, so wurden sie intermittierend mit Corticosteroiden behandelt. Dabei zeigte sich unter Pimecrolimus ein deutlich niedrigerer Verbrauch. So konnte in einer sechsmonatigen Studie mit 192 Erwachsenen fast die Hälfte der Verumgruppe vollständig auf topische Steroide verzichten, während dies in der Placebogruppe nur 22 Prozent waren.

Außerdem verringerten sich die Krankheitsschübe in Langzeitstudien bei Kleinkindern, Kindern sowie Erwachsenen unter der Therapie signifikant. Über 70 Prozent der Kleinkinder im Alter von drei Monaten bis zwei Jahren, etwa 65 Prozent der Kinder und etwa 55 Prozent der Erwachsenen hatten keinen Schub über eine Zeitraum von sechs Monaten.

„Bisher gibt es keine Hinweise auf Kontaktallergien, irritative Effekte, ein Rebound-Phänomen oder einen Wirkungsverlust bei längerer Anwendung“, sagte Luger. Weder im Tierversuch, noch bei Patienten konnten UV-induzierte Hauttumoren festgestellt werden. Der Calcineurin-Inhibitor dringt zwar gut in die Haut ein, wandert aber nicht hindurch, so dass es nicht zu systemischen Nebenwirkungen kommt. Zu beobachten ist eine minimale Immunsuppression, jedoch wird die primäre Immunantwort nicht beeinflusst.

Erste Anzeichen beachten

Nach wie vor ist die tägliche Basispflege der Haut für den Neurodermitiker wichtig. Doch schon bei den ersten Anzeichen eines Juckreizes sollte mit der Pimecrolimus-Therapie begonnen werden. Ist ein Schub nicht zu bremsen, dienen Corticosteroide kurzfristig als Rettungsanker. Bei schweren Ekzemen kann die Therapie auch mit Steroiden begonnen werden. Diese braucht man jedoch nicht mehr, sobald eine Besserung eintritt.

„Prävention könnte die Zukunft sein“, meinte Luger. In klinischen Langzeitstudien wird derzeit untersucht, ob Schübe vermeidbar sind, wenn Patienten einmal in der Woche prophylaktisch den Wirkstoff in einer Dauertherapie bekommen. Denkbar ist, dass das klassische Entzündungsmuster eines Atopikers durch Pimecrolimus verändert wird. Die chronische Phase der Neurodermitis und spätere Komplikationen wie Asthma könnten dadurch verhindert werden. Top

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