Pharmazie
Clopidogrel auf dem Weg zur
Zulassung
Clopidogrel versus
Acetylsalicylsäure: In einer der größten klinischen
Studien wurden die Wirksamkeit und die Nebenwirkung des
Thienopyridinderivates aus der Substanzklasse von
Ticlopidin gegenüber dem bewährten
Thrombozytenaggregationshemmer untersucht. Die Ergebnisse
wurden auf dem 69. amerikanischen Herzkongreß in New
Orleans vorgestellt. An der sogenannten CAPRIE-Studie
(Clopidogrel versus Aspirin in Patients at Risk of
Ischemic Events) nahmen insgesamt 19 185 Patienten teil.
Die Studie erfolgte randomisiert an 400 Zentren und
dreifach blind. Auch das Zentralkommitee kannte die
Medikation nicht. Die erhoffte Überlegenheit von 10
Prozent bei den eingeschlossenen Indikationen (nach
Herzinfarkt, Schlaganfall und peripherer arterieller
Verschlußkrankheit PAVK) hat Clopidogrel knapp verfehlt.
Die Probanden profitierten aber von dem günstigeren
Nebenwirkungsprofil. Insbesondere gegenüber Ticlopidin,
in der Studie aber nicht berücksichtigt, erweist sich
Clopidogrel als der sicherere Arzneistoff.
Aufhänger für die Studie: Eine Metaanalyse von
142 randomisierten Studien über Langzeittherapie mit
Thrombozytenaggregationshemmern zeigte eine 27prozentige
Reduktion des Risikos von Reinfarkt, weiteren
Schlaganfällen oder Tod durch vaskuläre Ereignisse.
Aufgrund seines unbestrittenen Nutzens bei niedrigem
Preis gilt Acetylsalicylsäure (ASS) mit einer
Risikoreduzierung von 25 Prozent als Mittel der Wahl.
Ticlopidin weist zwar eine um10 Prozent erhöhte
Effizienz auf, wird aber wegen möglicher Neutropenien
und daraus resultierender engmaschiger
Überwachungspflicht des Patienten nur in zweiter Linie
eingesetzt.
In der CAPRIE-Studie wurden 75 mg Clopidogrel
beziehungsweise 325 mg ASS eingesetzt. Das Ergebnis zeigt
für Clopidogrel insgesamt (alle drei Indikationen
zusammengefaßt) eine um 8,7 Prozent erhöhte Wirksamkeit
gegenüber ASS bei weniger gastrointestinalen Blutungen.
Das bedeutet, daß ASS ein Viertel aller eingeschlossenen
vaskulären Ereignisse verhindern kann, Clopidogrel
dagegen ein Drittel. Deutliche Unterschiede im klinischen
Nutzen zeigte die Subgruppenanalyse. Während Clopidogrel
nach Schlaganfall und insbesondere bei der PAVK besser
als ASS abschnitt (weniger Risiko in der
Schlaganfallgruppe gegenüber ASS: 7,3 Prozent, bei PAVK
23,8 Prozent), stieg das Risiko in der Herzinfarktgruppe
unter Clopidogrel sogar leicht an. Die Initiatoren der
Studie führten dies auf bestimmte Heterogenitäten in
den Subgruppen zurück. Rechnet man aus den beiden
anderen Gruppen die Patienten mit ein, die zusätzlich in
ihrer Vorgeschichte einen Herzinfarkt hatten, so kommt
man auch hier zu einer positiven Bilanz für Clopidogrel.
Der Wirkmechanismus von Clopidogrel entspricht weitgehend
dem von Ticlopidin. Das Thienopyridinderivat wirkt durch
Hemmung des Thrombozyten-ADP-Rezeptors. ASS wirkt
demgegenüber bekanntlich über den Cyclooxygenase-Weg.
Clopidogrel wurde vom gleichen Hersteller wie Ticlopidin,
der Firma Sanofi, synthetisiert. Die klinische Forschung
betreibt Sanofi zusammen mit Bristol-Myers Squibb. Die
Zulassung wird für 1998 erwartet.
PZ-Artikel von Jutta Petersen-Lehmann, New
Orleans
© 1996 GOVI-Verlag
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