Pharmazie
Retinaldehyd soll Hautalterung
stoppen
Das "Schlüsselmolekül der
natürlichen Retinoide" (Vitamin-A-Derivate) soll
das Problem Hautalterung in Zukunft vergessen lassen. So
war auf einem Fach-Pressegespräch auf dem Deutschen
Apothekertag in Leipzig zu hören. Die Rede ist von
Retinaldehyd, das beim Vitamin-A-Stoffwechsel in den
Keratinozyten eine entscheidende Rolle spielt. Als
direkte Vorstufe der Vitamin-A-Säure ist es
verantwortlich für die epidermalen Zellvorgänge und
damit für die Keratinisierung und Restrukturierung der
Epidermis.
Vitamin A (Retinol) ist ein fettlösliches
essentielles Vitamin, das mit der Nahrung zugeführt
werden muß. Im Körper gelangt es über Leber und
Blutbahn in die Keratinozyten, wo es in einer
Gleichgewichtsreaktion zum Teil als Retinylester
gespeichert und zum Teil über Dehydrogenase in
Retinaldehyd umgewandelt wird. Retinaldehyd kann dann
enzymatisch in die Wirkform Retinsäure umgewandelt
werden. Bei Stoffwechselstörungen und bei alternder Haut
ist der Vitamin-A-Metabolismus eingeschränkt. Resultat
ist eine verminderte Keratinozytenbiosynthese und damit
Zell- und Strukturschäden. Retin- oder Vitamin-A-Säure
wird therapeutisch genutzt, beispielsweise bei Akne oder
Psoriasis. Die Anwendung zur Prophylaxe oder Behandlung
vorzeitiger Hautalterung war jedoch bislang nicht
praktikabel.
Die erheblichen Nebenwirkungen bei systemischer Gabe von
Retinsäure rechtfertigen ihren Einsatz zur Regeneration
von Altershaut nicht. Bei topischer Anwendung bereitet
sie Dosierungsprobleme und führt zu Hautirritationen,
Austrocknung und Photosensibilisierung. Und auch die
hochdosierte systemische Gabe von Vitamin A als Vorstufe
von Retinaldehyd und damit von Retinsäure führte nicht
zum erwünschten Erfolg. Da auch andere Strategien
bislang wenig erfolgsträchtig waren, lief die Suche nach
einem effektiven "Hautgenerator" auf
Hochtouren. Wenn es gelänge, das Molekül topisch in die
Epidermiszellen zu schleusen, sei das eine Möglichkeit,
die Vitamin-A-Verstoffwechselung zu Retinsäure anzuregen
und so die Keratinozytensynthese zu aktivieren, so der
Ansatz. Die praktische Umsetzung scheiterte lange Zeit an
der Instabilität der Substanz.
In den letzten Jahren sei es gelungen, das licht- und
sauerstoff-labile Molekül durch strenge Lagerungs- und
Herstellungsbedingungen in eine galenisch stabile Form zu
bringen - in Deutschland seit September als Creme und Gel
mit jeweils 0,05 Prozent Retinaldehyd im Handel
(Handelsname Ystheal), in Frankreich bereits seit zwei
Jahren auf dem Markt. Das Retinaldehyd-Präparat habe
eine vergleichbare Hautwirkung wie Retinsäure gezeigt,
allerdings ohne Hautirritationen und
Photosensibilisierung.
PZ-Artikel von Bettina Schwarz, Leipzig
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