Androgene für drei Monate |
01.11.2004 00:00 Uhr |
Hypogonadismus
Männer mit Testosteronmangel-Beschwerden können jetzt eine Hormonsubstitution für drei Monate bekommen. Ein neues Depotpräparat enthält 1000 mg Testosteronundecanoat in öliger Lösung und erzeugt relativ gleichmäßige Hormonspiegel über mehrere Wochen.
Ein Therapieziel bei Männern mit einer Unterfunktion der Keimdrüsen (Hypogonadismus) ist es, den Testosteronspiegel auf ein normales Niveau anzuheben. Damit will man klinische Symptome wie Rückbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale, Veränderung der Körperzusammensetzung, Asthenie, Libidoverlust und erektile Dysfunktion ausgleichen.
Nach intramuskulärer Injektion des neuen Präparates (Nebido®) entsteht im Gewebe ein Depot, aus dem langsam Arzneistoff freigesetzt wird, der von Serumesterasen fast vollständig zu Testosteron und Undecansäure gespalten wird. Im Steady-State entsteht ein relativ gleichmäßiger Hormonspiegel. Die Konzentrationen (Cmax und Cmin) im Serum lagen im Mittel zwischen 16 nmol/l (5 ng/ml) und 37 nmol/l (11 ng/ml). Steady-State-Konzentrationen werden schneller erreicht, wenn bereits sechs Wochen nach der ersten Spritze die nächste appliziert wird. In der Erhaltungstherapie beträgt das Injektionsintervall dann 10 bis 14 Wochen und richtet sich nach den individuellen Testosteronspiegeln, die im unteren Drittel des Normbereichs liegen sollen. Bislang gibt es jedoch noch keinen Konsens zu altersspezifischen Testosteron-Referenzwerten.
Da Androgene das Wachstum eines Prostatakarzinoms und einer benignen Prostatahyperplasie beschleunigen können, muss die Indikation sorgfältig gestellt und der Patient während der Therapie regelmäßig überwacht werden. Die „Dreimonatsspritze“ ist nur indiziert bei nachgewiesenem Hormonmangel mit klinischen Symptomen. Nach Angaben von Privatdozent Dr. Friedrich Jockenhövel vom Evangelischen Krankenhaus Herne sehen die meisten Fachgesellschaften 10 bis 12 nmol/l Serum als unteren Grenzwert bei Männern jeden Alters an.
Die neue Galenik ist nach Ansicht des Urologen besonders günstig für junge Männer, zum Beispiel mit klassischem Hypogonadismus auf Grund eines angeborenen Klinefelter-Syndroms oder einer Hypophysen-Funktionsstörung. Für ältere Patienten sei das Depotpräparat nicht Mittel der ersten Wahl, da man bei einer Erhöhung der PSA-Spiegel (Prostata-spezifisches Antigen) oder unerwünschten Effekten nicht rasch genug reagieren könne. Die häufigste Nebenwirkung waren Schmerzen an der Injektionsstelle.
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