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Schizophrenie: Olanzapin soll Compliance bessern

04.11.1996  00:00 Uhr

- Pharmazie

  Govi-Verlag

Schizophrenie: Olanzapin soll Compliance bessern

  Seit 18. Oktober ist mit Olanzapin ein neues atypisches Neuroleptikum auf dem deutschen Arzneimittelmarkt. Die Substanz von Eli Lilly ist ein Thienobenzodiazepin, das sich in seiner chemischen Struktur nur wenig vom Clozapin unterscheidet. Die europäische Zulassung für die Behandlung der Schizophrenie erhielt Olanzapin am 27. September. Am 1. Oktober wurde es auch für den US-Markt zugelassen.

Ziel sei es gewesen, das Nebenwirkungsprofil der atypischen Neuroleptika zu verbessern; das gelte vor allem im Hinblick auf hämatotoxische Nebeneffekte (Agranulozytoserisiko) und extrapyramidalmotorische Störungen (EPS), die bei vielen Patienten die Compliance erschweren, erklärte Privatdozent Dr. Dr. Ralf Dittmann, ärztlicher Abteilungsleiter ZNS bei Lilly Deutschland, Bad Homburg, bei der Einführungspressekonferenz am 29. Oktober in Frankfurt.

Daß diese Ansprüche zumindest teilweise realisiert werden konnten, zeigen die Ergebnisse von vier Doppelblindstudien an fast 3500 Schizophreniepatienten, die Olanzapin mit Placebo und dem Standard-Neuroleptikum Haloperidol verglichen.

Motorische Nebenwirkungen wie EPS und Dyskinesien/Spätdyskinesien waren dabei deutlich geringer ausgeprägt als unter Haloperidol, berichtete Professor Dr. Dieter Naber von der Psychiatrischen und Nervenklinik des Universitätskrankenhauses Eppendorf, Hamburg. Weiterhin habe es keine Hinweise auf ein hämatotoxisches Potential von Olanzapin gegeben; der unerwünschte, Neuroleptika-induzierte Prolaktinanstieg sei niedriger gewesen als unter Haloperidol, ebenso die Häufigkeit nebenwirkungsbedingter Therapieabbrüche; letztere hätten in der Größenordnung von Placebo gelegen.

Allerdings schneide Olanazapin nicht in allen Bereichen besser ab, räumte Naber ein: Schläfrigkeit und Gewichtszunahme seien häufiger (bei über 10 Prozent der Patienten) als unter Haloperidol. So war in dem sechswöchigen Beobachtungszeitraum bei untergewichtigen Schizophreniepatienten ein Gewichtsanstieg um durchschnittlich 2,5 kg zu beobachten, bei übergewichtigen um rund 1,5 kg. Weiterhin kam es gelegentlich zu Schwindel und anticholinergen Effekten sowie zu vorübergehenden Transaminasenerhöhungen. Die Häufigkeit von Krampfanfällen war vergleichbar mit Haloperidol.

Vorteile bei Negativ-Symptomatik

Das Wirkprofil entspricht in Bezug auf die Gesamt- und die Positiv-Symptomatik in etwa dem von Haloperidol, so Naber. Im Hinblick auf Negativ- und Depressiv-Symptomatik hätten sich mit Olanzapin allerdings signifikante Vorteile gezeigt. Gleiches gelte auch für die Beeinflussung der Lebensqualität. Die Responderrate war höher als unter Haloperidol. Unter dem Strich erhofft er sich durch die neue Substanz eine Complianceverbesserung der Patienten - ein nach seiner Überzeugung wichtiges Ziel in der Schizophrenietherapie. Er machte dies an folgenden Zahlen deutlich: Durch konsequente Neuroleptikatherapie läßt sich die Rezidivrate von Schizophreniepatienten von 20 bis 50 auf 15 bis 20 Prozent senken.

Wirkmechanismus und Pharmakokinetik

Olanzapin wirkt mit unterschiedlicher Bindungsaffinität als Antagonist an den Dopaminrezeptoren (D4, D3, D1, D2), ebenso an den Serotoninrezeptoren (5-HT2a/2c, 5-HT3, 5-HT6), an den Muskarinrezeptoren (M1, M5) sowie an adrenergen Alpha1- und histaminischen H1-Rezeptoren, erklärte Dittmann. Die 5-HT-Rezeptorbindung sei deutlich stärker ausgeprägt und trete bereits in niedrigeren Dosen auf als die D2-Rezeptorbindung (84 zu 61 Prozent), worauf man die geringe EPS-Inzidenz von Olanzapin und seine Wirkung auf die Negativ-Symptome zurückführe.

In elektrophysiologischen Untersuchungen habe sich bei chronischer Olanzapingabe eine stärkere Reduktion der dopaminergen Aktivität im mesolimbischen A10-System gezeigt als im striatalen A9-System, so Dittman weiter. Das A10-System wird mit der psychiotischen Symptomatik in Zusammenhang gebracht, das A9-System mit der Extrapyramidal-Symptomatik.

PZ-Artikel von Bettina Schwarz,
Frankfurt    

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