Pharmazie

Expektorantien heute, eine aktuelle Übersicht
Zur Behandlung von Husten werden bekanntlich Antitussiva und Expektorantien verwendet. Antitussiva sollten dabei der Behandlung des unproduktiven, trockenen Reizhustens vorbehalten bleiben. Expektorantien steigern die Bronchialsekretion, verflüssigen das Sekret und/oder stimulieren den Transport. Es werden mukolytische, schleimhautreizende und reflektorisch wirksame Wirkstoffe unterschieden.
Vier chemisch definierte schleimlösende Substanzen mit nachgewiesener Wirksamkeit haben sich zur Behandlung von Atemwegserkrankungen durchgesetzt: Guaifenesin, Bromhexin, Ambroxol und Acetylcystein. Sie werden seit Jahren in breitem Umfang in der Therapie der akuten und chronischen Bronchitis eingesetzt.
Die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Guaifenesin favorisieren diese Substanz in der Behandlung chronischer Bronchitiden. Die erst in hohen Dosen beobachteten antitussiven Wirkungen schränken den Gebrauch als Expektorans nicht ein. Besonders aufgrund seiner guten Verträglichkeit ist Guaifenesin in der Selbstmedikation ohne bedenken einzusetzen.
Bromhexin scheint geeignet zur Behandlung leichter und mittlerer chronischer Bronchitiden. Der relativ hohe Preis und stärkere Nebenwirkungen schränken den Gebrauch allerdings ein. Es ist nicht für Asthmatiker geeignet. Interessant erscheint die Möglichkeit der Wirkungsverstärkung in Kombination mit einem Antibiotikum bei respiratorischen Infektionen.
Letzteres scheint auch für den Metaboliten Ambroxol zu gelten, wobei sich hier auch Möglichkeiten für die Behandlung des Asthmas bei Kindern eröffnen. Außerdem ist Ambroxol offenbar wirksam in der Prävention des akuten Atemnotsyndroms Neugeborener und in der Prophylaxe Chemotherapie-induzierter Lungenschäden.
Bei Acetylcystein ist die starke mukokinetische Wirksamkeit, die die Exazerbationen bei Patienten mit chronischer Bronchitis verringern kann, unbestritten. Es erhöht die Penetration von Cefuroxim in das Bronchialsekret, und es ist in der Lage, einen Schutz vor oxidativem Streß beim akuten Atemnotsyndrom Erwachsener und vor den toxischen Wirkungen von Ifosamid und Cyclophosphamid zu gewährleisten. Nachteilig sind relativ häufige Nebenwirkungen, die teilweise als schwere anaphylaktische Reaktionen ablaufen.
PZ-Artikel von Joachim Koßowicz und Karls-Heinz Raubach, Berlin © 1996 GOVI-Verlag
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