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Zeckenschutz ist die beste Prophylaxe

14.06.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

PHARMACON MERAN

Zeckenschutz ist die beste Prophylaxe

von Ulrike Wagner, Meran

Die Lyme-Borreliose kommt im Gegensatz zu der ebenfalls von Zecken übertragenen FSME auf der ganzen Welt vor. Infektionen beschränken sich hier nicht auf Endemiegebiete, sie treten überall dort auf, wo Zecken der Gattung Ixodes leben. Da es in Deutschland bisher keine wirksame Impfung gegen die Bakterien gibt, ist der Schutz vor Zeckenbissen die beste Methode, eine Infektion zu verhindern. Wie die Erkrankung verläuft und wie man sich vor den Spinnentieren schützt, erklärte Dr. Eric Martin aus Marktheidenfeld.

Bei der Lyme-Borreliose handelt es sich um eine Multiorganerkrankung, die schubweise in drei Stadien verläuft. Typisch für das erste Stadium ist das flächig vom Zeckenbiß ausgehende Erythema migrans. Seltener sieht das Erythem einem Insektenstich ähnlich. Es tritt meistens zehn Tage nach der Infektion auf - allerdings nur bei etwa der Hälfte der Patienten.

Die Erkrankung geht bei rund 15 Prozent der Patienten in das zweite Stadium über. Dabei befallen die Bakterien Herz, Nervensystem sowie Gelenke und es kommt dort zu akuten Entzündungen. Mehrere Monate bis zu einem Jahr nach der Infektion kommt es bei 10 Prozent der Patienten zu einer chronischen Organmanifestation. Dazu gehören die Acrodermatitis chronica atrophicans, die Lyme-Arthritis, die Lyme-Karditis und die Neuroborreliose.

Rote, geschwollene und runzelige Haut vor allem auf Hand- und Fußrücken, am Knie und den Ellbogen ist typisch für die Acrodermatitis atrophicans. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Haut pergamentartig und es kommt häufig zu Läsionen, die nur sehr schwer heilen.

Bei der Lyme-Arthritis verselbständigt sich die Entzündung, oft sind selbst in Punktaten entzündeter Gelenke keine Erreger mehr nachweisbar. Inzwischen gehen die meisten Experten davon aus, daß die Bakterien hier eine Autoimmunerkrankung anstoßen. Ursache der Neuroborreliose ist der Befall von Hirnnerven, peripheren Nerven und der Meningen. Symptome sind Lähmungen unterschiedlicher Ausprägung und heftige Schmerzen; es kann zu Entzündungen der Hirnhäute und des Gehirns kommen.

Infektionen mit Borrelien lassen sich zumindest im Anfangsstadium sehr gut mit Penicillin behandeln. Bei Penicillin-Allergie sollten die Patienten Makrolid-Antibiotika einnehmen. Therapieren müsse man ausreichend lange, also mindestens zwei Wochen, erklärte Martin. Je früher die Therapie beginnt, desto besser ist die Prognose. Wenn Patienten mit Lyme-Arthritis in fortgeschrittenem Stadium nicht mehr auf Antibiotika ansprächen, könnten sie mit Fischölen wenigstens symptomatisch therapiert werden.

Eine Antibiotika-Proyphylaxe sei nur sinnvoll für Schwangere und Patienten, die nach Zeckenbiß grippeähnliche Symptome entwickelten. Borrelia burgdorferi könne über die Plazenta auch den Fetus infizieren und steht im Verdacht Spontanaborte und Mißbildungen zu verursachen, berichtete Martin. Eine Antibiotikaprophylaxe nach jedem Zeckenbiß sei nicht sinnvoll, da nur jeder zweite Patient ihn überhaupt bemerkt. Außerdem sei der prophylaktische Nutzen nicht in Studien belegt und die Lyme-Borreliose verlaufe bei vielen Patienten klinisch unauffällig.

Ein Impfstoff ist in den USA bereits auf dem Markt (Lymerix™), eigne sich aber wahrscheinlich nicht für die Anwendung in Europa, da die Borrelienantigene sehr unterschiedlich seien. Wirksamer Schutz sei daher vor allem die Vektorprophylaxe. Dazu gehöre, typische Zeckenbiotope wie Wälder, Waldlichtungen, Unterholz und Gebüsch zu meiden und gespurte Wege nicht zu verlassen. Neben geeigneter Kleidung (feste Schuhe, Strümpfe über die Hosenbeine ziehen, helle Bekleidung) und Decken, um direkten Kontakt mit Pflanzen und dem Boden zu vermeiden, sollten Spaziergänger Repellentien auf die ungeschützte Haut sowie auf die Kleidung auftragen. Diethyltoluamid sei zwar bei Zecken weniger wirksam als bei Stechmücken, wehre den Holzbock aber in höheren Konzentrationen für zwei bis drei Stunden ab.

Nach der Rückkehr sollte man den Körper gründlich nach Zecken absuchen. Findet sich eines der Spinnentiere, so ist es wichtig, sie so schnell wie möglich mit den Fingernäglen oder einer Zeckenzange zu entfernen. Borrelien halten sich im Mitteldarm der Zecke auf; sie brauchen einige Zeit, um von dort in die Speicheldrüsen zu wandern. Daher dürfe man sie auch auf keinen Fall quetschen oder mit Klebstoff oder Öl ersticken. Das führe nur zu einer vermehrten Speichelabgabe und erhöhe die Wahrscheinlichkeit, sich mit den Bakterien zu infizieren. Anschließend sollte man die Bißstelle genau beobachten und sofort zum Arzt gehen, wenn ein Erythem oder Grippe-ähnliche Symptome auftreten. Top

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