Ein Schema für mehr Klarheit |
31.05.1999 00:00 Uhr |
Chemo- und Strahlentherapie sowie Operationen sind für Krebspatienten sehr belastend. Sie werden daher durch "supportive Maßnahmen" wie Antiemese, Schmerztherapie oder Immunmodulation ergänzt. Supportiv wirke auch das "Integrative Konzept", eine Handlungsanleitung für die Therapie mit Selen, Zink, Leber-Milz-Peptiden, Thymuspeptiden und Mistellektinen, hieß es auf einer Veranstaltung der Firma Biosyn auf dem Deutschen Ärztekongress in Berlin.
Selenit wirke als Antioxidans. Bei Tumorpatienten seien die Selenspiegel erniedrigt, die Menge der freien Radikale erhöht. Die Leber-Milz-Peptide ("Factor AF2") wirkten über Freisetzung von gamma-Interferon auf die Tumorabwehr. Sie verminderten außerdem die Übelkeit, die verzögert erst 24 Stunden nach der Zytostatikatherapie eintritt. Mistellektine wirkten ebenfalls auf das Immunsystem (zum Beispiel auf die Bildung von NK-Zellen). Über die Freisetzung von Endorphinen verbesserte sie auch die Befindlichkeit der Patienten, hieß es weiter. Thymuspeptide sollen beispielsweise das Verhältnis von CD4- zu CD8- Zellen verbessern, sie greifen aber auch an anderer Stelle im Immunsystem ein. Bei manchen Patienten wirke die Chemotherapie besser.
Es gibt viele einzelne Untersuchungen und Anwendungsbeobachtungen über die einzelnen Substanzen. Klinische Studien, die heutigen Standards entsprächen, liegen jedoch nicht vor. Zur reinen Selenit-Therapie und zur kombinierten Zink-Selenit-Factor-AF2-Therapie seien solche Studien geplant, sagte Professor Dr. K. Schumacher aus Stuttgart. Zu den Mistel- und Thymuspeptid-Kombinationen sind Anwendungsbeobachtungen geplant. In all diesen Untersuchungen geht es weniger um Heilung oder Lebensverlängerung, sondern vor allem um die Verbesserung der Lebensqualität.
Unklar ist zum Beispiel, wann Thymus- oder Leber-Milz-Peptide das Immunsystem stimulieren und wann sie es unterdrücken. Eine Untersuchung zeigte, daß beide Varianten teilweise gleich verteilt sind. Zudem liegt der Anteil der Patienten die weder positiv noch negativ reagieren bei 30 bis 46 Prozent. Die Firma bietet daher zusätzlich einen Test an, mit dem der Immunstatus in regelmäßigen Abständen überprüft werden sollte.
Schwierig ist es außerdem, für jedes Stadium und für jede Tumorart das richtige Behandlungsschema zu finden. Über die vier vorgestellten Programme hinaus werde an weiteren Konzepten gearbeitet, über die auch mit manchen Krankenkassen verhandelt werde, sagte Professor Dr. J. Beuth aus Köln.
Auf die Frage, ob eines der Präparate bereits eine Zulassung über das Jahr 2004 hinaus habe, antwortete Dr. G. Stoll, von der Firma Biosyn, Fellbach: "Wir sind guter Dinge, daß das, was wir jetzt tun in diese Richtung weist. Bisher waren die Therapiedauer, die Intensität und das Wechseln zwischen verschiedenen Therapiearten nicht präzise kontrolliert. Hier halte ich eine Handlungsanweisung (das Integrative Konzept), die einen gewissen Schematismus mit sich bringt ... für den richtigen Weg."
Die genauen Tagesdosen, Indikationen und Kombinationen des Integrativen Konzeptes hat die Firma Biosyn Arzneimittel GmbH in Fellbach tabellarisch zusammengefaßt. Eine ausführliche Broschüre werde in Kürze erscheinen, hieß es.
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