Ondansetron hilft bei Bulimia nervosa |
08.05.2000 00:00 Uhr |
Bulimiepatienten können ihre Krankheit besser kontrollieren, wenn sie den Serotoninantagonisten Ondansetron einnehmen, berichten Forscher der University of Minnesota in Minneapolis im Wissenschaftsmagazin Lancet.
Die Essstörung Bulimia nervosa ist durch wiederholte Episoden von Fressanfällen charakterisiert. Der Patient hat keine Kontrolle mehr über sein Essverhalten, übergibt sich, nimmt Laxantien und/oder Diuretika ein oder versucht, die Attacken mit strengen Diäten oder Fastenkuren auszugleichen. Wahrscheinlich beruht die Bulimie auf einer afferenten vagalen Hyperaktivität.
In einer randomisierten und placebokontrollierten Doppelblindstudie untersuchten Wissenschaftler daher, ob der Serotonin-Rezeptorantagonist Ondansetron das Verhalten von Bulimie-Patienten verbessert. Ondansetron greift an peripheren 5-HT3-Rezeptoren an und wird daher zur Prophylaxe des Vagus-vermittelten Erbrechens bei Therapie mit Zytostatika eingesetzt.
Insgesamt 26 Patienten mit schwerer Bulimia nervosa (mindestens sieben gekoppelte Fress-/Erbrechensepisoden pro Woche) erhielten nach einer Beobachtungswoche in der zweiten Woche zunächst Placebo, ohne es zu wissen. Danach schluckten sie über weitere vier Wochen entweder Placebo oder täglich 24 mg Ondansetron. Alle Probanden waren ansonsten gesund und hatten ein normales Körpergewicht. Zudem wurden sie medizinisch und psychiatrisch betreut. Die Mediziner beurteilten den Therapieerfolg anhand der Zahl der Fress- und Erbrechensepisoden pro Woche.
Während der vier Wochen hatten die Patienten unter Ondansetron in der Woche durchschnittlich 6,5 Episoden, unter Placebo waren es 13,2. Diese Unterschiede waren signifikant. In der Ondansetron-Gruppe nahm zudem die Schwere der Erkrankung ab.
Den Ergebnissen der Studie nach zu urteilen, kommt es durch die Gabe von Ondanstron bei Bulimia nervosa zu einer Normalisation der physiologischen Mechanismen, die das Ende der Nahrungsaufnahme und die Sättigung kontrollieren. Da beide Vorgänge hauptsächlich vagal vermittelt werden, könnte der positive Einfluss von Ondansetron durch eine pharmakologische Korrektur einer abnormalen vagalen Neurotransmission zu Stande kommen.
Quelle: Faris, P. L. et al. Lancet 355 (2000) 792 - 97
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